• 25.09.2009 21:11

  • von Fabian Hust

Wie "grün" muss ein Formel-1-Antrieb sein?

2013 soll das Motoren-Reglement kräftig durcheinandergewirbelt werden, bis dahin hat man noch Zeit, über den schwierigen Kompromiss zu philosophieren

(Motorsport-Total.com) - Auf der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt wird ein Trend ganz deutlich: die Automobilhersteller sind bemüht, den Verbrennungsmotor durch Elektro-Aggregate zu ergänzen oder gar komplett zu ersetzen, um die Emissionen der Automobile zu reduzieren.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Wie umweltschonend muss Technologie in der Formel 1 sein?

Die Formel 1 hat bis auf KERS keine entsprechenden Technologien zu bieten, und KERS steht im Hinblick auf die kommende Saison nach nur einem Jahr Einsatz durch vereinzelte Teams schon wieder auf der Kippe.#w1#

Die Formel 1 darf nicht an Technologie sparen

"Wir sollten nicht vergessen, dass die Formel 1 der Gipfel des Motorsports sein sollte", so Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. "Im aktuellen Kontext der Situation, mit der wir es zu tun bekommen, müssen wir sicherstellen, dass die Regeln gut ausbalanciert entschieden werden. Ansonsten riskiert man, dass wir teure Technologien haben, die sich nicht alle Teams leisten können, die in der Formel 1 an den Start gehen möchten."

"Mit Sicherheit muss der Antrieb für 2013 sehr sorgfältig unter die Lupe genommen werden. Denn mit Sicherheit ist es ein wichtiges Element, die Konstrukteure am Formel-1-Business interessiert zu halten, indem man sicherstellt, dass es eine Relevanz für die Automobilindustrie gibt."

Alles ist eine Frage des Kompromisses

"Aber es ist einmal mehr die Frage eines Kompromisses, der Frage einer Balance. Man muss die Kosten der Einführung einer neuen Technologie mit dem Rahmen des Reglements der Formel 1 mit der Realität verknüpfen, dass wir eine Menge Teams in der Startaufstellung haben und sie in der Lage sein müssen, dafür Geld auszugeben."

Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist der Meinung, dass es "wirklich sehr gute Pläne für die neue Motoren-Formel" gibt: "Aber dafür benötigt man natürlich Zei. Und dies ist der Grund, warum wir im Moment die eingefrorene Motoren haben. Aber die kommende Motoren-Generation wird sicherlich deutlich anders aussehen."

Everbody cares about KERS...

"Wir verfügen über etwas Erfahrung mit KERS. Ich denke, dass wir alle sehr Pro-KERS eingestellt sind, aber wenn man sich in einem Wettbewerb befindet, und die KERS-Technologie hat, dann kostet sie einfach eine Menge Geld. Die Technik-Jungs würden diese Technik gern haben, und ich kenne keinen einzigen Techniker, der nicht liebend gerne diese Richtung einschlagen würde. Aber die Frage ist, was man sich leisten kann, und wo man sein Geld investiert."

750 Pferde haben viel Durst

"Wir müssen akzeptieren, dass die kommende Motoren-Generation etwas absolut Neues und Spezielles sein wird. Gleichzeitig muss man sagen, dass der spezifische Verbrauch des aktuellen Motors ein absoluter Weltrekord ist. Wir müssen manchmal einfach akzeptieren, dass man mehr füttern muss, wenn man 750 PS hat, als wenn man nur 75 Pferde füttern muss. Das ist sehr einfach, aber es ist die Realität."

"Wenn man sich die Formel 1 als Ganzes anschaut, was in Bezug auf die Umwelt passiert, dann ist es immer noch eine sehr positive Sache. Aber es ist ein Konflikt. Welches Geld kann man ausgeben? Autos für den öffentlichen Verkehr erfordern andere technische Entwicklungen als Rennfahrzeuge."

Technologie-Transfer ist nicht immer möglich

"KERS ist womöglich ein Beispiel, aber man kann es für die Formel 1 nicht auf dieselbe Art und Weise bauen wie für ein Straßenauto. Das Prinzip ist vergleichbar und man kann sicherlich lernen, man lernt und wir haben gelernt, und wir könnten das auch gar nicht ohne die Leute aus der Produktionsabteilung schaffen. Alles in allem war es also ein sehr gutes Beispiel, aber auch ein sehr teures."

BMW war bekanntlich der größte Befürworter von KERS, dies gibt Mario Theissen auch heute noch unumwunden zu: "Und ich denke nach wie vor, dass es für die Formel 1 eine fantastische Möglichkeit ist, und auch in Zukunft eine sein könnte, um die technologische Führerschaft zu übernehmen und etwas zu tun, um mit unseren exzellenten Ressourcen umzugehen. Dies ist etwas, das Sinn macht, das für die Zukunft vernünftig ist."

BMW lernt umzudenken

"Auf der anderen Seite hatten wir eine Menge Diskussionen über die Anstrengungen, die man darin investiert, und nun gibt es im Team eine völlig andere Situation, das im kommenden Jahr ohne einen Hersteller überleben muss. Da sieht man sicherlich die andere Seite", so der Deutsche weiter.

"Ich denke, dass wir so viele Innovationen wie möglich, wie wir uns leisten können, einführen sollten. Wir sollten auf das setzen, was für die Formel 1 möglich ist, aber ohne irgendwelche Teilnehmer zu verlieren. Dies ist der Handel, auf den wir uns einlassen müssen. Dies ist auch der Grund, warum BMW die Entscheidung der FOTA unterstützt, kommendes Jahr ohne KERS zu fahren."

Diesel ist ja auch nicht Formel-1-geeignet...

Williams' Technischer Direktor Sam Michael stimmt seinem Kollegen zu: "Natürlich sind wir kein Motorenhersteller, aber wir machen zusammen mit dem Motorenhersteller Dinge, die nicht auf die Straßenautos übertragen werden können. In der Formel 1 gibt es im Vergleich zu den Straßenautos völlig andere Ziele."

"Ein Beispiel ist die Diesel-Technologie. Diese war vor fünf oder sechs Jahren der letzte Schrei, und damit beschäftigte man sich beide Straßenautos intensiv. Aber es ist für die Formel 1 nicht zwangsläufig die richtige Sache. Es gibt viele Beispiele wie diese."

Williams wehrt sich gegen Gerüchte

Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach der britische Rennstall gegen die Meinung der FOTA ist und KERS auch kommendes Jahr möchte. Man hatte diese Technologie dieses Jahr viel investiert, als einziger Rennstall auf die Schwungrad-Technik gesetzt. Aber man wurde nicht fertig, erst kommende Saison wäre man einsatzbereit. Doch der Aussage von Michael ist an diesem Gerücht nichts dran.

"Williams hat schon immer gesagt, dass wir das KERS-Konzept unterstützen, die Möglichkeit, der Formel 1 mit der Nachhaltigkeit und der Umwelt zu helfen. Wir haben die Entwicklung von KERS niemals abgebrochen, so wie das auch die anderen Teams nicht getan haben. Im Moment diskutieren wir mit der FOTA über eine mögliche Vereinbarung, KERS kommendes Jahr nicht mehr zu nutzen."

KERS-Diskussionen sind in vollem Gange

"In Bezug auf die Tage befinden wir uns mitten drin, es wäre für uns also falsch zu sagen, dass wir kommendes Jahr mit KERS fahren", so der Australier. "Fakt ist, dass ich dies nie gesagt habe. In allen Mitteilungen haben wir lediglich gesagt, dass wir es weiter entwickelt werden, nicht, dass wir damit Rennen fahren werden."

"Es ist also etwas völlig anderes, wenn man sagt, dass wir gegen den Strom der FOTA schwimmen. Wir sind in der FOTA, wir hatten erst ein Treffen, seitdem wir wieder in die FOTA zurückgekehrt sind. Wir befinden uns also in der Mitte des Prozesses. Es ist also falsch zu sagen, dass wir gegen den Strom der FOTA schwimmen, zumal wir genau über diesen Punkt mit der FOTA sprechen."