• 26.06.2006 16:36

  • von Adrian Meier

Whitmarsh: "Montoya musste einige Risiken eingehen"

Nach Kollision mit Rosberg und späterer Mauerberührung schied Juan-Pablo Montoya in Kanada früh aus - Kolumbianer kämpft noch immer um ein Cockpit

(Motorsport-Total.com) - Juan-Pablo Montoya erlebte gestern einen recht kurzen, aber dafür umso aufregenderen Grand Prix von Kanada. Gleich zu Rennbeginn geriet der McLaren-Mercedes-Pilot mit Nico Rosberg im Williams aneinander. Beim Kampf um Position fünf kollidierten die beiden Streithähne schließlich, nachdem sie zuvor einige Kurven lang nebeneinander unterwegs waren.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya ging im Grand Prix von Kanada sehr aggressiv zu Werke

Für Rosberg bedeutete der Unfall das frühe Aus, Montoya dagegen konnte das Rennen zunächst fortsetzen. Allerdings musste der Kolumbianer sich an der Box eine neue Frontpartie abholen und fiel ans Ende des Feldes zurück. Wenige Runden später touchierte er überdies die berüchtigte "Wall of Champions" am Ausgang der letzten Schikane vor der Start-Ziel-Geraden und musste seinen "Silberpfeil" abstellen.#w1#

Montoya muss sich mit guten Leistungen empfehlen

"Montoya will sich in die bestmögliche Position für ein Stammcockpit hier oder anderswo bringen." Martin Whitmarsh

Damit verpasste es Montoya, sich mit einer guten Leistung für ein Cockpit für die kommende Saison zu empfehlen, denn der 30-Jährige sieht sich nach wie vor einer unsicheren Zukunft gegenüber. Bei McLaren-Mercedes gilt er nur als eine von mehreren Optionen, und auch die anderen Rennställe scheinen sich nicht gerade um den Kolumbianer zu reißen.

McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh geht davon aus, dass Montoya vor allem wegen seiner unsicheren Zukunft in Montréal aggressiv unterwegs war: "Ich denke, Juan-Pablo weiß, dass er derzeit Leistungen zeigen muss", erklärte der Brite gegenüber 'autosport.com'. "Er will sich in die bestmögliche Position für ein Stammcockpit hier oder anderswo bringen, daher will er unter allen Umständen gute Leistungen zeigen", vermutete Whitmarsh.

Team nicht zu sehr enttäuscht

Daher könne er durchaus nachvollziehen, dass Montoya im gestrigen Grand Prix einige Risiken eingegangen sei, die sich letztendlich jedoch nicht auszahlten: "In der Position, in der er sich befand, hat er einige Risiken in Kauf genommen. Wenn sich diese auszahlen, dann ist man ein Held, und wenn sie sich nicht auszahlen, dann muss man sich selbst hinterfragen", erklärte Whitmarsh das Dilemma seines Piloten.

"In seiner Position musste er zu Beginn sehr aggressiv fahren." Martin Whitmarsh

Angesichts dessen sei das Team auch nicht allzu enttäuscht über das verkorkste Rennen Montoyas: "Ich denke nicht, dass wir besonders enttäuscht darüber sind, dass er versucht hat, Fortschritte zu machen und im Rennen alles zu geben", nahm der Brite seinen Fahrer in Schutz und lobte dessen aggressive Herangehensweise: "In seiner Position musste er zu Beginn sehr aggressiv fahren, und er ist raus gegangen, um genau das zu tun."

"Ich bin mir sicher, dass Monty und Nico unterschiedliche Meinungen darüber haben, wer für die Vorfälle verantwortlich zu machen ist", zeigte sich Whitmarsh überzeugt. Nach dem Rennen hatten sich beide tatsächlich in ersten Reaktionen jeweils selbst im Recht gesehen, was der McLaren-Geschäftsführer verstehen kann: "Nico hatte die Schikane ausgelassen und war ganz klar unter Druck. Ich bin mir sicher, dass Juan-Pablo der Meinung ist, dass er an diesem Punkt, nach dem Auslassen der Schikane, nachgeben hätte sollen, und Nico wird sagen, dass er sein Bestes gegeben hat, um vorne zu bleiben", erklärte Whitmarsh diplomatisch.

Montoya hatte Chancen auf Punkte

"Er hätte nach vorn kommen und eine solide Punkteplatzierung einfahren können." Martin Whitmarsh

Beim Boxenstopp, der nach der Kollision nötig wurde, füllte das Team Montoyas Boliden randvoll mit Sprit. Von der anschließenden Fahrt des Kolumbianers bis zu seinem Ausfall war Whitmarsh angetan: "Juan ist einen sehr begeisternden Stint mit einem sehr schweren Auto gefahren, und ich denke, man muss einfach einige Risiken eingehen, wenn man dort hinten ist", erklärte er.

"Aber er machte gute Fortschritte, und mit dem offensichtlichen Wechsel auf einen Stopp hätte er nach vorn kommen und eine solide Punkteplatzierung einfahren können", zeigte sich Whitmarsh überzeugt. "Aber er hat viel Druck gemacht, und dabei ist ihm ein Fehler unterlaufen, das bedeutete das Ende seines Rennens", schloss er seine Gedanken über Montoyas gestrigen Auftritt.