• 24.05.2009 21:44

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Whitmarsh: "Max war sehr konstruktiv"

McLaren-Mercedes geht weiter auf Kuschelkurs mit der FIA - Martin Whitmarsh: "Egos können im Weg stehen und eine Lösung verhindern"

(Motorsport-Total.com) - Während Ferrari und Toyota auch nach dem Verhandlungsmarathon von Monte Carlo als Anti-FIA-Hardliner auftreten und sich vehement gegen die Einführung einer Budgetobergrenze auftreten, scheint mit Mercedes beim ersten großen Hersteller ein Meinungsumschwung eingesetzt zu haben. Das kann man zumindest zwischen den Zeilen von Martin Whitmarshs Aussagen herauslesen.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn, Martin Whitmarsh und Nick Fry

Ross Brawn, Martin Whitmarsh und Nick Fry sind recht guter Dinge

Der McLaren-Teamchef plädiert dafür, die "Emotionen abzukühlen" und lobte ausdrücklich das Auftreten von FIA-Präsident Max Mosley beim Treffen mit der Teamvereinigung FOTA am Freitag: "Max war sehr konstruktiv." Auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug scheint vor dem Ende der Einschreibfrist für 2010 am kommenden Freitag Licht am Ende des Tunnels zu sehen: "Wir sind einer Einigung näher als noch vor einer Woche."#w1#

Die Egos der Formel 1

"Wir müssen unter uns eine gute Lösung für die Formel 1 finden, für die Fans, für alle Beteiligten", so Whitmarsh. "In so einer entscheidenden Zeit können Egos ganz leicht im Weg stehen und eine solche Lösung verhindern. Ich finde, dass vor den Meetings vieles gesagt wurde, was nicht hilfreich war, weil die Leute auf ihre Positionen festgenagelt wurden. Jetzt tragen wir die Verantwortung dafür, dass wir Fortschritte machen."

Für den Nachfolger von Mosley-Intimfeind Ron Dennis steht fest, dass die weiteren Diskussionen hinter verschlossenen Türen stattfinden sollten. Offenbar haben sich Mosley, Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und die FOTA-Mitglieder am Freitag darauf verständigt, keine Informationen mehr nach außen durchsickern zu lassen, um negative Querschläge zu unterbinden. Seither ist nur noch einhellig von "konstruktiven Gesprächen" die Rede.

"Das Ziel ist, die Interessen der größten wie auch der kleinsten Teams unter einen Hut zu bringen." Martin Whitmarsh

"Das Ziel ist, die Interessen der größten wie auch der kleinsten Teams unter einen Hut zu bringen. Das ist das, weswegen wir uns in den Meetings so anstrengen. Es ist schwierig, die Interessen von Toyota mit denen von Toro Rosso abzustimmen, um ein Beispiel zu nennen", erläutert Whitmarsh. "Es ist weitgehend akzeptiert, dass es nur einen Satz Regeln geben sollte, aber es gibt noch einige andere Themen, die für ein konstruktives Zusammenarbeiten wichtig sind."

Und weiter: "Einige Teile des Meetings am Freitag waren konstruktiv, aber das bedeutet nicht, dass wir uns in allem einig sind", fügt der Brite an und drängt alle Beteiligten zu einem raschen Kompromiss: "Wir können es uns nicht leisten, mehrere Monate zu verhandeln. Das muss schnell gehen. Ich glaube, dass alle drei Seiten daran interessiert sind. Es ist aber nicht zielführend, dafür ein konkretes Datum zu nennen."

Offenbar gehört McLaren-Mercedes zu den Teams, die fristgerecht bis kommenden Freitag für die Formel-1-Weltmeisterschaft 2010 nennen werden. Whitmarsh schließt das nicht aus, will sich aber auch nicht festnageln lassen: "Wir werden in der Königsklasse an den Start gehen. Es gibt Gerede über eine Abspaltung. Das ist negativ. Wir müssen sicherstellen, dass wir einen vernünftigen Kompromiss finden, denn wir alle wollen eine gesunde Formel 1."

Wer schreibt bis Freitag ein?

Skeptisch steht er den neuen Teams gegenüber, von denen teilweise nur Pressemitteilungen existieren. Angeblich gibt es zwölf Interessenten, von denen mindestens vier dazu in der Lage sein sollen, die FIA-Überprüfung zu bestehen. Bekannt ist, dass Campos und US F1 bereits am Wochenende für 2010 genannt haben. Interessant wird es dann, wenn alle 13 Startplätze für 2010 vergeben sind und kein bestehendes Team darunter sein sollte.

"Das Risiko, dass so ein Team scheitert, ist größer als bei einem der bestehenden Teams." Martin Whitmarsh

"Dann hätten wir nächstes Jahr eine ganz andere Meisterschaft, aber ich bin skeptisch, dass das passieren wird", meint Whitmarsh, der potenzielle Neueinsteiger dazu auffordert, sich den Schritt in die Formel 1 sorgfältig zu überlegen: "Selbst mit einer Budgetobergrenze ist es für ein neues Team noch eine Riesenherausforderung, in die Formel 1 einzusteigen. Das Risiko, dass so ein Team scheitert, ist naturgemäß größer als bei einem der bestehenden Teams."

Whitmarsh hat übrigens auch über den Super-GAU nachgedacht, zu dem es kommen könnte, sollten sich FIA und FOTA doch nicht einig werden: "Das wäre sehr, sehr negativ für die Formel 1 und wahrscheinlich auch für einige der involvierten Teams. Es gibt zweifellos einige Unternehmen im Paddock, die andere Optionen haben, aber wir sind ein Rennteam. Das ist unser Kerngeschäft. Daher wünschen wir uns eine Lösung", so der 51-Jährige.

Gleichzeitig verweist Whitmarsh auch auf die Sparbemühen der FOTA, die unabhängig von der Budgetobergrenze vorangetrieben werden. Diesbezüglich fand am Freitagmorgen ein weiteres Meeting statt. Die FOTA habe auch ohne hartes Durchgreifen der FIA schon viel erreicht: "Drei Teams wären ohne die Bemühungen der FOTA wahrscheinlich nicht mehr hier", sagt der McLaren-Teamchef, ohne konkrete Namen zu nennen.