• 09.06.2008 02:28

  • von Dieter Rencken

Whitmarsh: "Dürfen keine Fehler mehr machen"

McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh analysiert den Kanada-Grand-Prix und übt sanfte Kritik an der Vorstellung von Heikki Kovalainen

(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal in dieser Saison ging gestern in Kanada eines der drei Topteams leer aus, denn Lewis Hamiltons Siegeschancen schwanden, als er mit seinem McLaren-Mercedes in der Boxengasse bei roter Ampel ins Heck von Kimi Räikkönen fuhr, während Heikki Kovalainen als Neunter um 0,3 Sekunden an einem WM-Punkt vorbeischrammte. Dass McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh in seiner traditionellen Analyse etwas enttäuscht wirkte, versteht sich von selbst...

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

Martin Whitmarsh ist enttäuscht über die erste Nullnummer der Saison 2008

Frage: "Martin, hast du das Gefühl, dass ihr dieses Wochenende rein vom Speed her schneller als Ferrari wart?"
Martin Whitmarsh: "Wir waren hier von der Pace her sehr stark. Wir waren speziell mit Lewis sehr konkurrenzfähig, aber man muss auch zugeben, dass die Charakteristik dieser Strecke ungewöhnlich ist. Jetzt kommen zwei normalere Strecken mit mehr langgezogenen Kurven. Das wird sehr interessant, denn in Monaco und hier waren wir auch im Vorjahr sehr stark unterwegs. Als wir dann wieder auf Strecken mit schnellen Kurven kamen, war Ferrari ganz einfach besser als wir."#w1#

Whitmarsh für die nächsten Rennen optimistisch

"Ich hoffe, dass es dieses Jahr anders sein wird, denn ich glaube, dass wir dieses Jahr in den Hochgeschwindigkeitskurven etwas stärker sind als Ferrari. Ich bin sicher, dass sie daran gearbeitet haben, aber ich hoffe, dass wir diesen Vorteil auch in Frankreich noch haben werden. Auf solchen Strecken bringt das nämlich einen Vorteil für die Rundenzeit."

"Es liegt noch eine lange Saison vor uns und in der Weltmeisterschaft ist alles eng beisammen." Martin Whitmarsh

Frage: "Und ihr habt an eurem Defizit in langsameren Kurven gearbeitet, nicht wahr?"
Whitmarsh: "Ja. Natürlich war der Ausgang heute enttäuschend, aber wir hatten in den vergangenen paar Rennen einige neue Teile am Auto - und die Autos waren damit konkurrenzfähig. Es ist klarerweise kein schönes Gefühl, wenn man trotzdem null Punkte hat, aber wir führen das heute auf zu wenig Erfahrung zurück und wir werden unser Bestes geben, um die Rückversetzung in der Startaufstellung in Frankreich zu überwinden. Es liegt noch eine lange Saison vor uns und in der Weltmeisterschaft ist alles eng beisammen."

Frage: "Was sagst du zu BMW? Robert Kubica hat heute die WM-Führung übernommen..."
Whitmarsh: "Es kann positiv und negativ sein, dass da jetzt ein drittes Team mitmischt, aber primär müssen wir uns sowieso auf uns selbst konzentrieren. Wir müssen sicherstellen, dass wir keine Fehler machen und konstant sind, dann werden wir mehr Punkte als BMW holen und sie schlagen. Dafür dürfen wir uns aber nicht wie heute in solche Zwischenfälle verwickeln lassen."

Frage: "Wie war deine Reaktion auf den Fehler von Lewis Hamilton? Er ist natürlich sehr unglücklich über die Strafe für Magny-Cours..."
Whitmarsh: "Wir sind natürlich enttäuscht. Zur Strafe möchte ich aber nichts sagen. Die Rennkommissare haben eine Entscheidung getroffen. Wir werden in Frankreich unser Bestes geben, um das auszumerzen. Natürlich muss Lewis jetzt anders an das Rennen herangehen, als er es sonst getan hätte, und das wird eine große Herausforderung. Aber damit müssen wir leben."

Frage: "Hast du mit der Strafe gerechnet?"
Whitmarsh: "Eher nicht, aber man weiß nie. Ich bin kein Rennkommissar und es ist nicht meine Aufgabe, den Fall zu analysieren, aber sie haben Kimis Unfall in Monaco als Rennunfall eingestuft und diesen Unfall heute nicht. Das ist für uns enttäuschend, aber in Wahrheit ist es eben ihre Entscheidung und nicht unsere."

Keine Ausreden

Frage: "Wirst du über die Notwendigkeit der roten Ampel in so einer Situation mit FIA-Rennleiter Charlie Whiting sprechen?"
Whitmarsh: "Ich denke, es gibt einige Leute, die keine Fans der aktuellen Safety-Car-Regel sind, aber letztendlich ist es für alle gleich. Wenn die Ampel rot ist, muss man eben stehen bleiben. Wir sind die Letzten, die sich darüber aufregen, denn wir hätten die Situation als Team anders managen müssen."

"Rosberg ist eine Sekunde danach genau das Gleiche passiert." Martin Whitmarsh

Frage: "Es scheint dieses Problem mit der roten Ampel gerade hier in Kanada immer wieder zu geben, man erinnere sich nur ans vergangene Jahr..."
Whitmarsh: "Lewis lag klar in Führung, als das Safety-Car auf die Strecke kam. Bevor das Safety-Car rausfuhr, gab es noch eine Verzögerung, was überraschend war. Wir bereiteten uns auf das Safety-Car vor, aber es blieb erstmal noch an der Box. Wir haben Lewis dann ziemlich voll getankt und er sah wohl eine Möglichkeit, die Autos vor ihm zu überholen, sobald die Ampel umspringt. Rosberg ist ja eine Sekunde danach genau das Gleiche passiert."

Frage: "Werdet ihr gegen die Strafe für Frankreich Protest einlegen?"
Whitmarsh: "Nein."

Frage: "Was sagst du zur Leistung von Heikki Kovalainen?"
Whitmarsh: "Es war ein enttäuschendes Wochenende. In der ersten Session hatte er den Nagel noch nicht auf den Kopf getroffen, also schauten wir uns an, was wir als Team mit dem Setup machen konnten. Wenn er in dieser Situation ist, dann legt er sich selbst ein bisschen Druck auf und er attackiert ein bisschen zu viel."

"Im Rennen hatte er Graining auf den Reifen, dabei war Lewis sogar auf den weicheren Reifen unterwegs, die dafür eigentlich anfälliger sind, aber Lewis hatte damit keine Schwierigkeiten. Es war also in Summe ein enttäuschendes Wochenende, aber in der Analyse werden wir noch einmal zum Anfang zurückgehen und alles untersuchen, denn vielleicht hätten wir ihm auch ein besseres Auto hinstellen können."