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  • 04.02.2010 15:06

  • von Roman Wittemeier

Werden zwei Boxenstopps zur Pflicht?

Nachdem man sich auf eine neue Punkteverteilung und neue Reifenregeln geeinigt hat, steht die nächste Überraschung ins Haus: Pflichtstopps in der Formel 1?

(Motorsport-Total.com) - Als langjähriger Formel-1-Fan hatte man gerade das Gefühl, dass sich die Königsklasse bezüglich der Regularien zum Guten entwickeln könnte - doch nun dies. Anstatt die Grundregeln des Grand-Prix-Sports endlich einmal unangetastet zu lassen und einer hoffentlich schönen neuen Saison den freien Lauf, will man womöglich künstlich strategische Elemente schaffen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Barcelona, Circuit de Catalunya

Thema Pflichtboxenstopp: Müssen die Piloten mindestens zweimal anhalten?

Bei der Sitzung der Formel-1-Kommission am vergangenen Montag waren nicht nur die WM-Punkte das Thema, sondern man einigte sich auch gleich noch auf die neue Regel, dass die Top-10-Piloten des Qualifyings mit den Reifen vom Samstag in den Grand Prix starten müssen. Und es kommt noch besser: Auf der Tagesordnung stand das Thema Pflichtboxenstopps!#w1#

"Ich habe etwas Sorge, wie sich die Strategien darstellen werden", sagt Ross Brawn in der 'BBC' mit Blick auf die angestrebte Regel, dass die besten Zehn der Qualifikation mit dem Reifensatz der Zeitenjagd ins Rennen gehen müssen. Von Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost war unterdessen zu hören, dass diese neue Regel noch nicht ganz sicher ist. Man will sich offenbar nach dem Sammeln erster Eindrücke von den neuen Reifen noch einmal beraten.

Innerhalb der technischen Arbeitsgruppen und der Formel-1-Kommission gibt es Fachleute, die davon ausgehen, dass es bald im Rennen nur noch einen Boxenstopp pro Auto geben könnte. Daher kam der Vorschlag auf den Tisch, mindestens zwei Boxenstopps zur Pflicht zu machen. "Es gab da unterschiedliche Meinungen", erklärt Brawn.

"Die Meinung der meisten Teams ist jedoch, dass wir zunächst einmal die ersten Rennen abwarten sollten. Falls sich die Show nicht so darstellt, wie wir uns das alle wünschen, dann können wir diese Regel nochmals in Betracht ziehen", sagt der Mercedes-Teamchef weiter. "Bisher haben wir noch keine Ahnung, wie sich die Rennen gestalten werden. Also warten wir zunächst einmal ab."

Pflichtboxenstopps sind im Motorsport nicht neu, dennoch sind sie nicht selten umstritten. In der DTM beispielsweise wird auf diesem Wege ein Rennen künstlich zerhackt, der Überblick geht oftmals verloren. Auf der anderen Seite bringt dieses strategische Element auch Chancen und Spannung. In der Formel 1 ist ein Boxenstopp ohnehin das Minimum, da im Rennen beide Reifenmischungen verwendet werden müssen.

Ross Brawn

Ross Brawns Wort hat in der technischen Arbeitsgruppe großes Gewicht Zoom

Weniger umstritten ist laut Aussage von Brawn die jüngste Veränderung des Punktesystems. "Es gibt nun einen viel größeren Anreiz für den Piloten auf Platz zwei, sich den Wagen vor ihm noch zu schnappen", sagt der erfahrene Brite. "Das Argument ist doch klar. Wenn es nur um zwei Punkte geht, dann reizt es nicht besonders. Wenn man gleich sieben Punkte gutmachen kann, dann ist das deutlich attraktiver."

An Attraktivität wird es der neuen Saison - Regeln hin oder her - ohnehin kaum mangeln. "Es sind faszinierende Zutaten", schwärmt Brawn, "zum Beispiel unsere beiden neuen Fahrer, dann Alonso im Ferrari, Jenson bei McLaren. Das sind wirklich erstklassige Elemente. Das wird eine großartige Saison." Ob es auch für Mercedes großartig wird? "Wir haben noch viel Arbeit", so der Technikfachmann vielsagend.