Werden die Auslaufzonen der Formel 1 zu klein?
Weil die Formel 1 im V8-Zeitalter zumindest in den Kurven schneller als je zuvor ist, steigt das Risiko - Fahrer sehen dies mit gemischten Gefühlen
(Motorsport-Total.com) - Einerseits ist es für jeden Rennfahrer "das Geilste auf der Welt" (Zitat Alexander Wurz), wie auf einer Kanonenkugel durch Kurven wie Becketts, Copse oder die 130R zu fahren, doch andererseits wird dieser Ritt immer mehr zu einem unkalkulierbaren Risiko. Gerade die Umstellung auf V8-Motoren hat dazu beigetragen, dass die Auslaufzonen mancherorts inzwischen zu klein sind.

© xpb.cc
Ist die Formel 1 wegen der V8-Motoren in den Kurven inzwischen zu schnell?
Als Warnschuss vor den Bug betrachten viele den 275-km/h-Abflug von Vitantonio Liuzzi bei den Testfahrten in Silverstone: Der Italiener kam in Becketts von der Strecke ab, krachte mit voller Gewalt gegen die Streckenbegrenzung - und griff sich nach dem spektakulären Crash ans Handgelenk. Zwar hatte er noch einmal Glück im Unglück, doch hätten in jener Sekunde nicht 20 Schutzengel dem lieben Gott ein Ständchen gehalten, hätte die Situation auch anders ausgehen können...#w1#
Schumacher ist ein Fan der V8-Formel
Michael Schumacher teilt die Befürchtungen, was die erhöhte Geschwindigkeit in der Kurvenmitte angeht, "aber man muss auch an die Ankunftsgeschwindigkeit denken, die schon geringer geworden ist", wie er gestern am Nürburgring festhielt. "Beim Anbremsen dieser Stellen haben wir jetzt statt 320 km/h vielleicht nur noch 300 drauf. Die Geschwindigkeiten entlang der Geraden sind massiv geringer geworden, aber in den Kurven verhält es sich anders, das stimmt."
"Einer der Gründe, warum V8-Motoren eingeführt wurden, war eine Reduktion der Rundenzeiten und Geschwindigkeiten, eine Verbesserung der Sicherheit. Max' (Mosley; Anm. d. Red.) Argument war, dass die Auslaufzonen nur für bestimmte Geschwindigkeiten gebaut sind", fügte er an. "Die Natur der Formel 1 ist aber nun mal so, dass zehn Ingenieure Regeln erarbeiten, aber 100 versuchen, gegen diese Regeln zu arbeiten. Daher geht dieses Spielchen klarerweise immer verloren."
Genau wie sein Bruder Ralf begrüßt Schumacher die V8-Formel dennoch, schließlich wäre die Königsklasse des Motorsports ansonsten sogar noch schneller. "Schumi II" sieht dies ähnlich: "Vielleicht werden manche Auslaufzonen zu klein, aber die FIA hat einen richtigen Schritt gemacht. Sie werden noch weitere Schritte machen. Dieses Jahr kann man wegen der weicheren Reifen als 2005 an einigen Stellen schon spüren, dass man schneller ist. Das macht mehr Spaß", sagte er.
Für Klien muss Sicherheit oberste Priorität genießen
Christian Klien nickte zustimmend: "Beim Test in Silverstone vergangene Woche waren die Kurvengeschwindigkeiten viel höher", gab er zu Protokoll. "Das macht Spaß, aber umgekehrt muss man auch an die Auslaufzonen denken. Liuzzi hatte zum Beispiel diesen Abflug bei hoher Geschwindigkeit. Es ist klasse für uns Fahrer, wenn man voll durch die schnellen Kurven brettern kann, aber die Sicherheit ist einfach am wichtigsten."
Indes relativierte Nick Heidfeld, dass die Unterschiede in den schnellen Kurven "gar nicht so gigantisch" seien - "sicher keine 15 oder 20 km/h. Vielleicht sind wir am Scheitelpunkt wirklich ein bisschen schneller, aber das spürt man kaum. Der V10 war aus den langsamen Kurven heraus spannender zu fahren, weil man mehr Leistung hatte, aber andererseits muss man die wegen der Traktionskontrolle sowieso nicht händisch kontrollieren. Das ist schade", erklärte der Deutsche.

