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  • 08.06.2015 12:23

  • von Stefan Ziegler

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Ein Rückschlag jagt den nächsten und Besserung ist nicht in Sicht: Warum Red-Bull-Berater Helmut Marko vor dem Heimrennen in Österreich schlaflose Nächte hat

Liebe Leser,

Titel-Bild zur News: Helmut Marko

Helmut Marko und Red Bull fahren in der Formel-1-Saison 2015 bisher nur hinterher Zoom

Red Bull als Klassenprimus der Formel 1 - das war einmal. Der Große Preis von Kanada in Montreal hat es wieder einmal gezeigt: Vom Glanz der Vergangenheit ist beim Weltmeister-Team der Saisons 2010 bis 2013 nicht mehr viel übrig. Gerade mal zwei Punkte hat der Rennstall um Daniil Kjwat und Daniel Ricciardo vom Nordamerika-Gastspiel mitgenommen. 2014 hatte Ricciardo dort noch gewonnen.

Nein, die Formel-1-Saison 2015 verläuft alles andere als nach Wunsch für Red Bull. Der bisher einzige Lichtblick war das Stadtrennen in Monte Carlo, wo die Piloten auf den Rängen vier und fünf ins Ziel kamen. Und selbst ein solches Ergebnis ist für die erfolgsverwöhnte Mannschaft aus Milton Keynes eigentlich kein Grund zur Freude. Denn es liegt weiterhin einiges im Argen. Das war in Kanada nicht zu übersehen.

Ricciardo vergeht das Lächeln

Selbst die australische Frohnatur Ricciardo hat beim Grand Prix in Montreal ihr markantes Lächeln verloren. Und das will etwas heißen. Schließlich sagt Formel-1-Chef Bernie Ecclestone über den "Dauergrinser" aus Perth: "Wahrscheinlich lächelt er noch auf seiner letzten Reise den Priester an." Doch inzwischen macht selbst Ricciardo nicht mehr gute Miene zum bösen Spiel: Es geht nicht voran bei Red Bull.

"Eigentlich sollte ich weinen", sagte Ricciardo in Montreal. Er fand deutliche Worte für die aktuelle Situation seines Rennstalls: "Ich dachte, das Schlimmste sei vorbei. Aber das war für mich das mit Abstand schlechteste Wochenende des Jahres. Nach Kanada hoffe ich, dass es nur besser werden kann. Vor einem Jahr sah alles etwas anders aus. Aber irgendwie geht gar nichts. Es ist frustrierend."

Zwei Wochen vor dem Heimrennen am Red-Bull-Ring bei Spielberg belegt das Team nur den vierten Platz in der Konstrukteurswertung der Formel 1. Und in sieben Rennen ist es Kwjat und Ricciardo bisher nicht gelungen, einmal unter die Top 3 zu fahren. Vom Sieg war man noch weiter entfernt. Führend ist Red Bull in diesem Jahr nur im Motorenverschleiß. Und das ist das große Handicap.


Fotostrecke: GP Kanada, Highlights 2015

Nirgendwo ein Ausweg aus der Misere

Deshalb hat Red-Bull-Berater Helmut Marko wahrscheinlich nicht nur nach dem Grand Prix von Kanada schlecht geschlafen. Denn Red Bull ist noch bis zum Ende der Formel-1-Saison 2016 an Renault gebunden. Dort geht aber so wenig vorwärts, dass Marko bereits seit geraumer Zeit seine Fühler nach Alternativen ausstreckt. Der Haken ist nur: Es gibt keine. Theoretische Szenarien allerdings schon.

Zum Beispiel würde Red Bull gern einen neuen Hersteller für die Formel 1 begeistern. So wurde Audi in den vergangenen Wochen immer wieder als neuer technischer Partner gehandelt. Doch die Marke hat der Formel 1 kürzlich einmal mehr eine Absage erteilt, sodass Red-Bull-Oberhaupt Dietrich Mateschitz ob der anhaltenden Erfolglosigkeit inzwischen sogar öffentlich über einen Ausstieg nachdenkt.

All dies klingt nicht gerade wie die ideale Werbung für den Heim-Grand-Prix am Red-Bull-Ring, der am 21. Juni 2015 ausgetragen wird. Das hinterlässt seine Spuren, auch beim Vorverkauf: Bisher sind erst rund 45.000 Tickets ausgegeben. Zum Vergleich: 2014 strömten alleine am Renntag 95.000 Zuschauer an den Kurs, über das komplette Rennwochenende kamen mehr als 225.000 Fans an die Strecke.


Fotostrecke: F1 Backstage: Montreal

Bitteres Heimspiel für Red Bull in Spielberg

Die Begeisterung für das Red-Bull-Team hat spürbar nachgelassen. Und das einstige "Dreamteam" der Formel 1 ist auch nicht mehr, was es einmal war. Sebastian Vettel, der Mateschitz zwischen 2010 und 2013 vier WM-Titel in der Fahrerwertung bescherte, fährt inzwischen bei Ferrari. Und Design-Genie Adrien Newey widmet sich in der Saison 2015 mehr anderen Projekten als der Formel-1-Entwicklung.

Da kann man schon mal ins Grübeln kommen. Oder eine unruhige Nacht verbringen. Denn die sportliche Talfahrt von Red Bull wird auch in Spielberg nicht zu Ende gehen. Vielmehr ist mit einem neuerlichen Nackenschlag zu rechnen. Und das ist sicher nicht im Sinne der "Erfinder" Marko und Mateschitz. Schon gar nicht vor heimischem Publikum und ohne jegliche Aussicht auf Besserung.

Ihr

Stefan Ziegler

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