Hinter den Kulissen in Montreal: Bernies Brokeback Mountain, coole Tattoos und bei Ferrari wird gemoppt
Willkommen in Kanada, im Land der Ranger und des Ahornsirups. Die Formel 1 macht Station auf einer der beliebtesten Strecken des Kalenders. Legendär ist aber nicht nur der Circuit Gilles Villeneuve, sondern auch die Aktivitäten abseits der Strecke und natürlich auch der besondere Flair auf der Insel im Sankt-Lorenz-Strom.
In Montreal herrscht noch an allen Ecken spürbare Formel-1-Begeisterung. Fans können sich beispielsweise ein schönes Artwork mit allen Fahrern sowie ihrer Unterschrift ins Wohnzimmer hängen - kein schlechtes Souvenir.
Auch bei den Fahrern kommt an diesem Wochenende Stimmung auf. Nico Rosberg fährt beispielsweise mit einem alten Mercedes S170 von 1949 an die Strecke. Stylisch ist es, doch auf dem Kurs vertraut der Deutsche lieber seinem Silberpfeil.
Gute Nachrichten gibt es vom anderen Ende des Feldes: Manor-Marussia kann plötzlich mit großen Sponsorenschriftzügen auf dem Auto glänzen und hat zugleich einen neuen Fahrer ins Boot geholt. GP2-Meister Fabio Leimer ist seit Montreal beim Team und darf sogar bald auf Renneinsätze hoffen.
Doch vor allem ein Thema ist vor dem Start in das Wochenende präsent: der Boxenfauxpas von Mercedes in Monaco. Auch zwei Wochen später ist der Vorfall noch in aller Munde, doch darüber reden möchte Lewis Hamilton darüber nicht wirklich - auch nicht mit dem Team, wie zu hören ist.
Kanada ist Eishockeyland, und natürlich sind die Finnen da mit dabei. Während sich Kimi Räikkönen allerdings mit einer Überraschung der TV-Kollegen von Sky begnügen muss, besucht Landsmann Valtteri Bottas lieber die richtige Mannschaft der Montreal Canadiens.
Und die beiden haben anscheinend auch viel Spaß: Ex-Teamchef Eddie Jordan und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Doch Vorsicht, Eddie! Der Zampano ist mit seinen 84 Lenzen nicht mehr der Allerjüngste.
Hohen Besuch gibt es im Hause Ferrari. Präsident Sergio Marchionne stattet seiner Scuderia einen Besuch in seiner Wahlheimat ab. Der Italiener wanderte mit seiner Familie im Alter von 14 Jahren nach Kanada aus und studierte später auch mehrere Jahre in Toronto. Glück bringt er seinem Team nicht: Erstmals in dieser Saison bleiben die Roten ohne Podest.
Auch bei Fernando Alonso läuft es in Montreal nicht: Erst zofft er sich mit seinem Team am Funk über die Spritsparanweisung, dann muss er als erster Fahrer das Auto abstellen. Nicht besser ergeht es Teamkollege Jenson Button, der nicht einmal die Qualifikation fahren kann und ebenfalls vorzeitig aufgibt. Da hilft nur noch Galgenhumor: Alonso dreht bei Twitter das Rennergebnis einfach um.
Mehr zu lachen hat man da bei Force India: Vor dem Wochenende präsentiert man sich auf einem Sponsorentermin mit TV-Star Kim Kardashian, das gibt anscheinend auch für Kanada Boost. Das Team fährt stärker als in den Rennen zuvor und wird mit vier Punkten belohnt. Für Nico Hülkenberg steht nun übrigens das nächste Abenteuer an: die 24 Stunden von Le Mans.
Im Training gibt es kuriose Bilder zu sehen, als allerhand Metallspäne und Nägel aus der Boxengasse gezogen werden.
Zu allem Überfluss kommt auch starker Regen hinzu und macht ein Fahren praktisch unmöglich. Lewis Hamilton versucht es trotzdem und bezahlt prompt mit einem Abflug. Bei Ferrari hat man sich da lieber wichtigeren Dingen gewidmet und den Mopp geschwungen.
In Kanada sind übrigens auch "echte" Promis unterwegs, nicht nur Fahrer in anderer Kleidung: Schauspieler Michael Douglas mit Sohn Dylan...
...Kollege Al Pacino (mit besonderer Frisur)...
...Fußballstar Javier Hernandez (Manchester United/Real Madrid), genannt "Chicharito", der bei Force India besonders Landsmann Sergio Perez die Daumen drückt...
...oder die X-Men-Darsteller Nicholas Hoult, Tye Sheridan, Alexandra Shipp und Sophie Turner.
Er ist zwar nicht berühmt, doch sein Tattoo mit den Geburtsdaten wichtiger McLaren-Legenden ist trotzdem einen Blick wert. Vielleicht sollte er mal über eine Erweiterung nachdenken, auf der Schulter wäre noch Platz.
Ach ja, Fußball war ja an diesem Wochenende auch. Die Journalisten sind glücklich, als sie neben der Arbeit das Champions-League-Finale zwischen Barcelona und Turin (3:1) schauen dürfen. Ob der Fernseher auch für das Eröffnungsspiel der Frauen-WM (in Kanada!) läuft, ist nicht überliefert. Das gewann der Gastgeber übrigens durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit gegen China mit 1:0.
Sebastian Vettel hatte dafür sicherlich keinen Kopf. Wenige Minuten vor Anpfiff des Finales erlebt er ein Qualifying zum Vergessen: technische Probleme, Startplatz 16. Weil er bei Rot noch einen Manor überholt hatte, geht es noch weiter zurück. Trösten dürfte ihn die Aufholjagd am Sonntag und die Nachricht, dass er zum zweiten Mal Vater wird.
Der Sieg in Montreal geht aber wieder einmal an Mercedes. Für Lewis Hamilton, der seine Führung in der WM weiter ausbaut, ist es bereits der vierte Triumph in Kanada, den es entsprechend zu bejubeln gilt.