Wenn selbst die Boxenstopps zur Qual werden...

Auf die 20 Fahrer wartet morgen das härteste Rennen des Jahres - bei 40 Grad Lufttemperatur und einer wahren Sauna im Cockpit

(Motorsport-Total.com) - Bei jedem anderen Rennen würden sich die Formel-1-Piloten über eine sonnige Wetterprognose freuen, nicht so jedoch beim Grand Prix von Malaysia, wo es morgen brütend heiß werden soll - bis zu 40 Grad bei extremer Luftfeuchtigkeit prognostizieren die Meteorologen. Die Königsklasse steht somit vor dem körperlich schwierigsten Nachmittag der Saison.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Den Ventilator hat Michael Schumacher morgen nicht mehr zur Verfügung...

Selbst TV-Reporter, die ihre Moderationen in der Regel im Fahrerlager halten, kämpfen mit allen Mitteln gegen unangenehme Schweißflecken an, und die Kommentatorenkabinen sind sowieso mit Klimaanlagen ausgestattet. Doch für die Akteure selbst gibt es keinerlei Hilfsmittel gegen die extremen Bedingungen, die zum 'Sepang International Circuit' gehören wie die Butter auf das Brot. Entsprechend wichtig ist es, körperlich optimal vorbereitet zu sein.#w1#

Fahrer verlieren vier Liter an Körperflüssigkeit

Während des Rennens über ungefähr anderthalb Stunden verlieren die Fahrer vier Liter an Körperflüssigkeit. Ein Teil davon wird zwar mit einer Trinkflasche im Cockpit kompensiert, doch die fasst lediglich einen Liter eines besonderen Elektrolytgetränks. Abgesehen von den physischen Folgen, die so ein hoher Flüssigkeitsverlust haben kann, wirkt sich dies auch auf die Konzentrationsfähigkeit aus, speziell in den letzten Runden.

Mark Webber wünscht sich daher "ein sehr schnelles und reibungsloses Rennen", weil der Fahrtwind immerhin ein bisschen für Abkühlung sorgt: "Man könnte meinen", so der Australier, "dass wenigstens die Boxenstopps angenehm sind, aber genau das Gegenteil ist der Fall - das ist sogar das Schlimmste, denn da wird es unglaublich heiß. Genauso verhält es sich hinter dem Safety-Car. Hals und Kopf glühen förmlich und man würde sich am liebsten verstecken, aber es gibt nirgendwo einen Schatten."

Standphasen sind aber nicht nur für die Fahrer besonders unangenehm, sondern auch für das Material, denn die Motoren werden primär über den Fahrtwind gekühlt. Steht ein Auto still - etwa am Start (wo mit Trockeneis in den Seitenkästen gearbeitet wird), bei einem Boxenstopp oder nach einem Dreher - geht die Motorentemperatur sofort in die Höhe. In so einem Fall machen bis zu 70 Grad im Cockpit jede Sekunde zur Qual für Michael Schumacher und Co.

Brennende Haut, heiße Luft im Helm...

Jenson Button kennt dieses Gefühl nur allzu gut: "Malaysia ist die einzige Strecke, wo man beim Fahren regelrecht spürt, wie die heiße Luft in den Helm eindringt", sagte er im Vorfeld des Wochenendes. "Da fällt einem sogar das Atmen schwer. Und man hat das Gefühl, selbst durch den Rennoverall einen Sonnenbrand zu bekommen, weil die Haut so brennt."

Die Trinkflaschen sind seiner Meinung nach auch nicht der Weisheit letzter Schluss: "Vor zwei Jahren habe ich die Flasche verloren und ich konnte nicht mehr trinken", erinnerte er sich. "Ich war so nass, dass ich in den letzten 20 Runden zu zittern begonnen habe. Das hat mir Angst gemacht. Wenn man dehydriert, wird auch die Sehfähigkeit beeinträchtigt. Ein Problem ist auch, das Getränk kalt zu halten, denn nach ein paar Runden kommt es dir vor, als würdest du Tee trinken."

In guter Erinnerung ist uns auch noch die Malaysia-Premiere im Jahr 1999, als Mika Häkkinen nach seiner Fahrt zum dritten Platz auf dem Podium so erschöpft war, dass er sich vor den Hymnen kurz setzen musste. Das Gesicht des Finnen war völlig bleich, sein Rennoverall komplett durchgenässt. Trotz der intensiven Vorbereitung, die alle Fahrer längst zum Standard gemacht haben, blüht dies sicher auch morgen wieder einigen der 20 Kandidaten...