• 21.03.2014 14:36

  • von Dominik Sharaf

Weingarten warnt: Formel 1 wird FOTA-Aus noch bereuen

Für den früheren Generalsekretär mangelt es an einem teaminternen Gremium, was die Lösung kommender Krisen erschwert: "Ich vermochte nichts zu ändern"

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 wird ihre im Februar gescheiterte Teamvereinigung FOTA in naher Zukunft noch schmerzlich vermissen - das glaubt zumindest ihr früherer Chef Oliver Weingarten. Der Ex-Generalsekretär des Bündnisses, das zuletzt aus sieben Mannschaften bestand, wittert Sehnsüchte spätestens, wenn die Szene mal wieder in Turbulenzen schlittert. "Zweifellos steht eine Krise kurz bevor, ob in kommerziellen Belangen, auf der Strecke oder in der Führungsetage", sagt Weingarten 'iSportconnect TV'.

Titel-Bild zur News: FOTA-Meeting in Suzuka

FOTA-Meeting in Suzuka: So ungestört sitzen die Teams nicht mehr beeinander Zoom

Der Vorteil der FOTA war es, dass die Teams eine Plattform hatten, um Probleme zu diskutieren, ohne dass Bernie Ecclestone oder die FIA am Tisch gesessen hätten. Auch in vielen Feldern, in denen sich das Gremium engagierte, sieht Weingarten ein Vakuum: "Wer kümmert sich jetzt um die Fanaktivitäten?", fragt er. "Wer ist der einzige Verbindungspunkt zu den Rennpromotern, um ihnen dabei zu helfen, Ticktes zu verkaufen? Wer schaut für die Teams auf die Kosten, die rund um die Welt entstehen?"

Allen voran das Bemühen um eine kostengünstigere Formel 1 scheint mit dem FOTA-Aus einen Rückschritt erlebt zu habe, glaubt man Weingarten. Eine ambivalente Rolle in dieser Diskussion habe Martin Whitmarsh gespielt. Den ehemaligen McLaren-Teamchef, der dem Bündnis vorsaß, nennt Weingarten einen "starken Verbündeten", sieht seine Leistung aber nicht im Bemühen um eine effektive Kostenkontrolle: "Mit der Hilfe meines früheren Chefs gab es viel Aufschieberei, die den anderen Mitgliedern vielleicht zuwider lief. Ich konnte daran nichts ändern."

Den schleichenden Tod der FOTA vermochte Weingarten nach dem Abgang Red Bulls, Ferraris, Toro Rossos und Saubers zwar mit einer drastischen Reduzierung des Budgets zu verlangsamen, letztendlich aber nicht abzuwenden. In seinen Worten schwingt mit, dass die beiden kleineren Teams die Entscheidung gegen die FOTA aus politischen Erwägungen als Schwesterteam respektive als Motorenkunde heraus trafen - nicht, weil ihnen die Mitgliedschaft keine Vorteile mehr gebracht hätte.

Trotzdem sei es "schon eine Leistung" gewesen, in Zeiten einer andauernden Krise überhaupt so lange zu überleben: "Die Leute kamen zu mir und haben gesagt: 'Ich bin überrascht, dass du noch da bist.'" Weingarten sah bis zuletzt triftige Gründe, um die Existenz der FOTA zu kämpfen: "Es gibt ein natürliches Bedürfnis der Teams nach Kooperation in dieser Umwelt, weil es zu ihrem Vorteil ist, sich gemeinsam zu artikulieren. Die Leute im Paddock haben wahrscheinlich angenommen, dass die FOTA nicht mehr so wichtig wäre wie zuvor." Tatsächlich sei die Arbeit aber nicht nur mit Hilfe der Mitglieder, sondern mit Hilfe aller Teams weitergegangen.