Wegen Testverbot: Whitmarsh kritisiert Ferrari
Ferraris "Drehtag" in Fiorano sorgt weiterhin für Diskussionen - McLaren und Mercedes plädieren für eine Lockerung des Testverbots
(Motorsport-Total.com) - In der Vorbereitung auf das heutige Rennen in Valencia nutzte Ferrari einen an und für sich für Filmaufnahmen vorgesehenen Streckentag mit dem runderneuerten F10, um mit Fernando Alonso am Steuer in Fiorano ein paar Runden zu drehen und erste Praxisdaten zu sammeln. Das ist der verärgerten Konkurrenz natürlich nicht entgangen.

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Martin Whitmarsh (rechts) ärgert sich über den PR-Testtag des Ferrari-Teams
"Ich dachte eigentlich nicht, dass die Regeln klargestellt werden müssen, aber für einige sollten wir das wohl doch tun", stichelt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh in Richtung Ferrari. "Wir werden sie klarstellen - und angesichts dessen, dass ich mich dafür einsetze, werden wir selbst keinen Drehtag einlegen, sondern einen Tag mit Geradeaustests. Da werden wir einen unserer vier Tage aufbrauchen, was die faire und angemessene Methode ist."#w1#
Reglement bis an die Grenzen ausgelotet
Denn laut Sportlichem Reglement darf jedes Team insgesamt vier Tage lang Geradeaustests durchführen, wobei jeder dieser vier Tage auch gegen vier Stunden im Windkanal eingetauscht werden kann. Ein Tag für PR-Aufnahmen, wie ihn Ferrari durchgeführt hat, ist jedoch theoretisch immer erlaubt, solange bestimmte Rahmenbedingungen eingehalten werden. So behauptet Alonso zum Beispiel, dass er nicht schneller als mit 60 km/h unterwegs war.
"Ich fuhr hinter einem mit Kameras ausgestatteten Auto - also fühlte sich das Auto bei 60 km/h sehr gut und stabil an! Wir fuhren auch einige Runden ohne Kameraauto, aber da hatte ich ungefähr zehn Kameras am Auto und am Helm, sodass das Fahren nicht besonders komfortabel war", behauptete der Spanier am Donnerstag in der FIA-Pressekonferenz. Pech nur, dass er von einem Zaungast gefilmt wurde und sich jeder auf YouTube selbst ein Bild machen kann...
Die Konkurrenz bemüht sich nun um eine Klarstellung des Reglements, damit so etwas in Zukunft nicht wieder vorkommen kann: "Das Problem ist: Wenn ein Team die Regel einmal so auslegt, dann werden die anderen mit ihrer Interpretation auch die Grenzen ausloten. Daher müssen wir alle Hinweise auf Unklarheiten entfernen, auch wenn solche meiner Meinung nach ohnehin nie existiert haben", gibt Whitmarsh zu Protokoll.
Zudem befürwortet er, das Testverbot wieder zu lockern: "Ich finde, es sollte mehr Tests in der Formel 1 geben, aber wir haben Regeln, die für die meisten Teams klar sind. Die Formel 1 ist ein ehrgeiziges Umfeld, in dem die Leute immer probieren, Unklarheiten auszunutzen. Die Regel ist nach meiner Auffassung nicht unklar, aber andere finden das offenbar schon. Deshalb müssen wir diese Unklarheit entfernen", so der McLaren-Teamchef.
Zwei bis drei Tests pro Saison?
"Ein paar Tests wären das Richtige", findet er. "Wir mussten angesichts der Wirtschaftskrise und der Krise der Formel 1 drastische Maßnahmen ergreifen, aber jetzt, wo es Anzeichen dafür gibt, dass sich die Wirtschaft langsam erholt, können wir hoffentlich auch wieder testen. In der Formel 1 geht es darum, dass Autos fahren. Die Fahrer mögen das Testen und die Teams genießen es, zu testen und ihre Autos zu entwickeln. Das wäre eine gute Sache."

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Ferrari veröffentlichte vom umstrittenen Test in Fiorano nur dieses eine Foto Zoom
Er könnte sich "ein oder zwei Tests zu je zwei bis drei Tagen" pro Saison vorstellen. Bei Ross Brawn stößt er damit auf offene Ohren: "Ich denke, es spricht einiges für eine überschaubare Anzahl an Tests unter kontrollierten Rahmenbedingungen", unterstützt der Mercedes-Teamchef den Vorstoß seines McLaren-Kollegen. "Dafür dürfen dann aber keine eigenen Testteams und keine zusätzlichen Autos notwendig sein."
"Wir müssen uns das sorgfältig überlegen", warnt Brawn allerdings im gleichen Atemzug. Denn klar ist seiner Meinung nach auch: "Was wir nicht wollen, ist eine Rückkehr zu eigenen Testteams, denn das wäre mit erheblichen Kosten verbunden. Aber wenn wir Tests zum Beispiel direkt im Anschluss an ein Rennen durchführen können, wie wir das mit den neuen Reifen nach Abu Dhabi vorhaben, dann macht das Sinn."

