Wegen Alonso-Startverbot: Ron Dennis sauer auf die FIA

McLaren-Boss Ron Dennis tobt, weil die FIA es kategorisch abgelehnt hat, Fernando Alonso am Samstag in Bahrain noch einmal einer CT zu unterziehen

(Motorsport-Total.com) - Dass Fernando Alonso nicht am Grand Prix von Bahrain (Formel 1 2016 live im Ticker) teilnehmen darf, sorgte am Freitagabend und Samstag in Manama für hitzige Diskussionen. Denn McLaren-Boss Ron Dennis findet, dass der Spanier durchaus dazu in der Lage gewesen wäre, das heutige Rennen zu bestreiten, und übt nun scharfe Kritik am Startverbot der FIA.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis, Fernando Alonso

Wäre es nach Ron Dennis gegangen, hätte Fernando Alonso fahren dürfen Zoom

Nach einer Untersuchung durch die FIA-Ärzte am Donnerstag in Bahrain fiel die Entscheidung, Alonso keine Startfreigabe zu erteilen. Der beim Horrorcrash in Melbourne erlittene Pneumothorax war zwar bereits verheilt, die FIA-Ärzte äußerten aber Bedenken wegen der gebrochenen Rippen. Bei den Fliehkräften, die in der Formel 1 auftreten, könnten sich diese verschieben - und unter Umständen die Lunge des zweimaligen Weltmeisters lebensgefährlich verletzen.

Die FIA-Ärzte unter der Leitung von Jean-Charles Piette trafen ihre Entscheidung aber auf Basis von nicht mehr ganz taufrischen Informationen: "Als das Team hier ankam, hatten wir zwei Scans dabei, die bereits am Montag gemacht wurden", erklärt Dennis. "Zwei verschiedene Ärzteteams in Spanien hatten Fernando freigestellt, zu fahren und zu fliegen, also waren wir sehr überrascht, hier eine andere Interpretation zu bekommen."

Entscheidung kam für McLaren überraschend

McLaren beorderte kurzfristig Ersatzfahrer Stoffel Vandoorne aus Japan nach Bahrain, den Rennleiter Eric Boullier schon am Montag vorgewarnt hatte. Offenbar rechnete zu dem Zeitpunkt aber niemand bei McLaren damit, dass Alonso die Startfreigabe tatsächlich verweigert werden könnte. Am Freitagabend (nach Platz drei von Jenson Button im Freien Training) fühlte sich Alonso dann plötzlich so gut, "dass er fahren wollte", bestätigt Dennis.

Also fand noch am Freitag ein Meeting mit Piette und Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone statt. "Wir gingen zur FIA und schlugen vor, am Samstagmorgen eine neue CT zu machen", schildert Dennis. "Sollte diese CT die Ansicht der Ärzte von vor fünf Tagen bestätigen, würde man ihm dann erlauben, das Rennen zu fahren? Sie haben nein gesagt und dass er unabhängig davon, wie so ein Scan aussehen würde, nicht fahren darf."


Fotostrecke: Horrorcrash in Melbourne: Alonso & Gutierrez

Dennis wollte nur eine weitere CT

Dennis stört nicht, dass die FIA zur Entscheidung gekommen ist, seinen Fahrer nicht antreten zu lassen. Aber dass die Informationen, auf denen diese Entscheidung beruhte, schon drei Tage alt waren, gleichzeitig aber abgelehnt wurde, eine aktuelle CT vorzunehmen, ärgert ihn gewaltig: "Wenn man ein Scan macht und sagt, dass es dieses und jenes Signal gibt, das dagegen spricht, das Rennen zu fahren, kann ich damit leben. Aber zu sagen, dass ganz egal ist, wie ein Scan aussieht, stört mich."

"Ich bin datengetrieben. Ich finde es frustrierend, nicht die Gelegenheit zu haben, den Zustand des Fahrers zu evaluieren", sagt Dennis. "In fast jedem Teamsport der Welt legt das Team fest, ob ein Athlet fit genug ist. Das ist beim Fußballspieler so, beim Eishockeyspieler, beim Skifahrer. Ich halte es für die Aufgabe der FIA, die Sicherheit der anderen Fahrer gewährleisten. Aber wenn ein Fahrer Schmerzen hat und damit fahren will, dann sollte das seine eigene Entscheidung sein."

Fernando Alonso, Stoffel Vandoorne

Ungewohnte Rolle: Fernando Alonso als Beobachter an der McLaren-Box Zoom

"Die neuerliche Evaluierung am Samstagmorgen nicht neu vornehmen zu dürfen, habe ich als unangemessen empfunden", betont er. Hätte McLaren selbst entscheiden dürfen, wäre Alonso im Auto gesessen: "Es ist eine gebrochene Rippe. Die Kommissare waren happy. Die Entscheidung lag beim Arzt. Was einmal wissenschaftlich war, wurde an dem Punkt subjektiv. Und das finde ich falsch. Aber wir respektieren letztendlich die Entscheidung der FIA und werden damit leben."

Keine böse Absicht Vandoorne gegenüber

"Die Frage ist doch: Hätte Fernando für andere Fahrer eine Gefahr dargestellt? Wenn Sie eine gebrochene Rippe haben und damit fahren wollen, ist das Ihre Sache, oder nicht? Wenn Sie zu einem Arzt gehen und der Ihnen Medizin verschreibt, zwingt Sie nichts dazu, diese Medizin auch einzunehmen. Wenn Ihnen der Arzt sagt, dass sie drei Tage im Bett bleiben sollten, müssen sie das nicht zwangsläufig tun", untermauert Dennis seine Meinung mit einer Analogie.

Als ärgerlich empfindet er zudem, dass der Versuch von McLaren, Alonso doch noch ins Cockpit zu hieven, von einigen Medienvertretern als demoralisierender Angriff auf Ersatzfahrer Vandoorne interpretiert wurde. "Wir verstehen, wie das auf Stoffel gewirkt haben muss", gibt Dennis zu. "Aber die einzige Frage für uns war, das Richtige für das Team zu tun." Dabei habe man sich hundertprozentig professionell verhalten.