• 06.07.2010 08:43

  • von Roman Wittemeier

Webber lässt Flugeinlage kalt

Mark Webber hat seinen heftigen Unfall von Valencia vor dem Grand Prix in Silverstone bereits abgehakt: "Le Mans war schlimmer"

(Motorsport-Total.com) - Mark Webber denkt kaum noch an den spektakulären Abflug von Valencia. Der Australier ärgert sich vielmehr über die Nullrunde, die ihn in der Gesamtwertung zurückwarf. "Es war eine Nullrunde, jetzt geht es in Silverstone weiter. Man muss wissen, dass so etwas mal passieren kann", sagt der Red-Bull-Pilot der 'BBC' vor dem Grand Prix in Großbritannien. Auch anderen Piloten seien bereits schlimme Unfälle - ohne schlimme Folgen - passiert.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Optimistisch: Mark Webber blickt nach dem Valencia-Crash nur nach vorne

"Man denke nur an den Crash von Robert Kubica vor ein paar Jahren in Kanada, oder wie sich Lewis Hamilton hinter Fernando in Bahrain im Windschatten verschätzt hat. Es kann so oder so ausgehen. Manchmal hebst du ab, manchmal bleibst du am Boden", sagt Webber und spielt seinen eigenen Abflug herunter. "Ich hatte die Sorge, eines der großen Werbeschilder zu treffen. Ein ganz kleines habe ich erwischt, aber ich hatte die Befürchtung, ich könnte eines der massiveren Schilder treffen. Das ging alles so schnell."#w1#

"Man hat aber tatsächlich genügend Zeit, um zu realisieren, dass man gerade einen heftigen Abflug hat. Zum Glück bleibt nicht allzu viel Zeit. Man nimmt das aber ganz bewusst wahr", sagt der erfahrene Formel-1-Pilot. "Man weiß genau, dass es ein seltener Zwischenfall ist. So etwas passiert längst nicht in jedem Grand Prix. Aber dennoch kann man auch aus solchen Dingen etwas lernen. Sogar, wenn man gar nicht direkt daran beteiligt war. Andere Piloten haben sich schon bei mir erkundigt, ob man irgendetwas grundsätzlich verbessern könnte."

Selten sind diese Zwischenfälle tatsächlich, aber es ist dennoch seltsam, dass Webber schon mehrfach Hauptdarsteller in solchen Aktionen war. 1999 hob der 33-Jährige in Le Mans mit einem Mercedes spektakulär im Freien Training ab. "Die Unfälle in der Formel 1 sind nicht so schlimm wie in Le Mans", sagt der Australier rückblickend. Zwar sei er in Valencia nach der Landung noch hart in die Reifenstapel geflogen, in Le Mans allerdings sei mehr Glück im Spiel gewesen.

"Man muss einfach weitermachen, in der Gewissheit, dass in den vergangenen zehn Jahren bezüglich der Sicherheit gute Arbeit geleistet wurde. Solche Dinge passieren eben manchmal. Klar, man fliegt nicht oft kopfüber durch die Gegend, aber der Einschlag in die Reifenstapel war ziemlich normal", beschreibt er. "Ich bekam einiges an Kühlflüssigkeit ab. Ich war aber so konzentriert, sodass ich meine Hände im Cockpit behalten habe. Sonst hätte ich mir bei der Landung schlimme Verletzungen an den Händen zuziehen können."

"Solche Dinge passieren eben manchmal." Mark Webber

Ausgelöst wurde der Unfall durch einen Kontakt mit dem Lotus von Heikki Kovalainen, der auf der Geraden nicht nur deutlich langsamer war, sondern auch noch viel früher bremsen musste. Einige Fahrer haben die Befürchtung, dass sich solche Szenen im kommenden Jahr wiederholen könnten. Durch den geplanten verstellbaren Heckflügel werden die Geschwindigkeitsunterschiede größer. "Wir sollten da jetzt nicht panisch werden. Schlaue Leute machen sich ausreichend Gedanken um das System", beruhigt Webber.

"Wichtig ist nur, dass Fahrer und Teams immer noch den entsprechenden Lohn für gute Arbeit kassieren können", meint der Teamkollege von Sebastian Vettel. "Wenn ein Auto schnell ist, dann muss es die Chance haben, sich nach vorne abzusetzen und nicht mit einem Heckflügel fahren müssen, der es ihm überhaupt nicht erlaubt, sich aus einem Zweikampf zu befreien. Es ist ein schmaler Grat zwischen Verbesserung der Show und verdienter Belohnung für die schnellsten Teams."

"Der Showeffekt mag gut sein, aber Überholen darf auch nicht bedeutungslos werden." Mark Webber

"Wir müssen auch mal abwarten, ob es wirklich so toll ist, wenn sich Autos so locker auf der Geraden überholen können", sagt der Australier, der in der Fahrergewerkschaft GPDA einer der Wortführer ist. "Der Showeffekt mag gut sein, aber Überholen darf auch nicht bedeutungslos werden. Sonst fahren bald die Piloten bewusst hintereinander her und warten mit ihrem Manöver bis zur letzten Runde, um nicht ausgekontert zu werden."