Webber kündigt Weggang von Jaguar an
Erstmals hat Mark Webber gestern am Nürburgring öffentlich angedeutet, dass er sich ein neues Team suchen möchte
(Motorsport-Total.com) - Nur selten waren in den letzten Jahren so viele attraktive Cockpits zu vergeben, weshalb das Transferkarussell schon jetzt langsam in Gang kommt. Zu den begehrtesten Aktien auf dem Fahrermarkt gehört im Moment Mark Webber, der bei Jaguar nicht mehr glücklich zu sein scheint und 2005 zu einem Top-Team wechseln möchte.

© xpb.cc
Nachdenklich: Webber ist bei Jaguar nicht mehr happy, will zu einem Top-Team
Zwar ist der Australier vertraglich bis Ende 2005 an Jaguar gebunden, jedoch gibt es eine Ausstiegsklausel für den Fall, dass eine bestimmte Punkteanzahl nicht erreicht wird - und bisher haben die "Raubkatzen" erst einen mickrigen Zähler auf dem Konto. Somit steht einem Weggang nach zwei eher durchschnittlichen Saisonen theoretisch nichts mehr im Weg, zumal Renault und BMW-Williams schon vorsichtig Interesse bekundet haben.#w1#
"Bin keine 22 mehr, muss Entscheidungen treffen..."
"Ich bin keine 22 mehr und muss meine Entscheidungen für die Zukunft treffen", erklärte der 27-Jährige gestern bei einem Pressegespräch. "Wenn ich nicht mit den Jungs mithalten kann, mit denen ich mich gerne messen würde, dann stehen sicher einige große Entscheidungen an. Es ist ein phänomenal launenhaftes Geschäft und deshalb habe ich meinem Manager (Flavio Briatore; Anm. d. Red) klar gemacht, dass wir mit diesem Jahr sehr sorgfältig umgehen müssen."
Webber ließ durchblicken, dass er Angst hat, bei Jaguar trotz tadelloser Leistungen in Vergessenheit zu geraten - wie etwa Heidfeld, der beinahe kein Cockpit mehr gefunden hätte -, und möchte daher die erste Gelegenheit nutzen, um zu einem größeren Rennstall abzuwandern. Während BMW-Williams schon lange als Möglichkeit gilt, ist auch bei Renault ein Platz verfügbar, wo just Webbers Manager Flavio Briatore Teamchef ist.
Der charismatische Italo-Playboy ist grundsätzlich sehr daran interessiert, Ex-Renault-Testfahrer Webber zurück ins Team zu holen, hat aber das Problem, dass er Alonso unbedingt halten will und auch Trulli zuletzt ansteigende Form zeigte - übrigens ebenfalls zwei Schützlinge aus dem Briatore-Stall. Sollte einer der beiden Fahrer gefeuert werden, dann am ehesten Trulli, denn dessen Verträge mit Renault und Briatore laufen mit Jahresende aus.
Mehrere Teams haben Interesse an Webber bekundet
Um seine Zukunft muss sich Webber also keine Sorgen machen - und das tut er auch nicht: "Es wird in der Boxengasse Interesse an mir gezeigt und das ist gut zu wissen. Ich muss aber weiter meine Leistung bringen, Freitag, Samstag, Sonntag, und in jeder Session das Maximum aus mir selbst und dem Team herausholen." Der Australier gilt als harter Arbeiter, ist körperlich wahrscheinlich der fitteste Pilot neben Michael Schumacher und intern ungemein beliebt.
Insofern verwundert es nicht, dass ihn Jaguar gerne halten würde, aber angesichts der bisherigen Resultate 2004 ist das kaum noch denkbar. Speziell die fehlende Standfestigkeit ärgert den 27-Jährigen: "Wenn wir die Rennen beendet hätten, wäre ich jetzt wahrscheinlich sehr glücklich. Wir wären in der Weltmeisterschaft vor McLaren und Sauber und es wäre eine ganz andere Situation. Was passiert ist, ist eben passiert."
Webber gehört nicht erst seit dieser Saison zu den größten Talenten der Formel 1, sondern brachte schon 2002 bei Minardi und im Vorjahr seine Teamkollegen zum Verzweifeln. Seine größte Stärke ist wahrscheinlich das Qualifying im Zeitfahr-Modus, in dem er schon öfters überrascht hat - unter anderem stellte er seinen R5 in diesem Jahr schon einmal in die erste Startreihe. Auch entwicklungstechnisch gilt der Australier aber als einer der reifsten Piloten im Feld.

