• 20.08.2009 22:12

  • von Dieter Rencken

Webber: "Allen Grund zu Optimismus"

Mark Webber über die guten Erfahrungen aus Budapest, die Schützenhilfe von Silber und Rot und die Sicherheit in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mark, wie reagierst du auf die Absage von Michael Schumacher?"
Mark Webber: "Ich habe immer gedacht, dass er eine starke Leistung zeigen würde, wenn er wirklich zurückkehrt. Nun hat er aber ein gesundheitliches Problem, er ist nicht vollständig fit. Wenn er zurückgekommen wäre als der Michael, wie wir ihn kennen, dann wäre es für uns alle etwas schwieriger geworden."

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber sieht sich im Titelkampf in einer guten Position

Frage: "Was kann man aus dem Massa-Unfall für Lehren bezüglich der Sicherheit ziehen?"
Webber: "Man muss sich das anschauen. Das war schon ein sehr außergewöhnlicher Zwischenfall. Selbst wenn 25 solcher Federn auf der Strecke herumspringen würden, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass dich eine treffen würde. Nun war es nur eine einzige. Die Helm-Technologie ist sehr gut fortgeschritten. Vor fünf Jahren wären die Konsequenzen für Felipe schlimmer gewesen. Obwohl die Technologie so weit ist, können wir immer noch etwas verbessern."#w1#

Webber ist gegen Windschutzscheiben

Frage: "Wären kleine Windschutzscheiben die Lösung?"
Webber: "Daran kritisiert man immer, dass man dann vielleicht nicht mehr schnell genug aus dem Auto kommen könnte. Ich finde diese Regel, wonach man innerhalb von sieben Sekunden aus dem Auto kommen muss, nicht mehr zeitgemäß. Die Autos sind dermaßen sicher, mit Kopfschutz und vielen weiteren Dingen. Schaut euch mal die IndyCar-Serie an. Die Proben da kein solches Szenario."

"Es ist doch so: Wenn du ohnehin selbstständig aus dem Auto steigen kannst, dann ist dir offensichtlich sowieso nichts wirklich Schlimmes passiert. Wenn es dir schlechter geht, holt dich das Rettungspersonal da heraus. Es ist wirklich schwierig, selbst schnell aus einem heutigen Formel-1-Auto herauszukommen, vor allem für Leute wie mich, die etwas größer sind. Mit einer kleiner Windschutzscheibe wäre nichts geholfen. Fällt sie größer aus, komme ich kaum noch heraus."

"Der Helm ist in einem Formelauto nun einmal die Schwachstelle. Nehmen wir mal die Sportwagen. Dort kommst du gar nicht mehr heraus, wenn du mal auf dem Kopf liegst. Das ist mir selbst passiert. Das war bestimmt kein schönes Gefühl. Ich persönlich möchte, dass die Cockpits offen bleiben. Auch bei Regen ist das sicherer, weil die Tropfen vom Visier einfacher abperlen. Man muss immer bedenken, dass der Unfall von Massa sehr ungewöhnlich war."

¿pbvin|512|1857||0|1pb¿Frage: "Wie siehst du die Situation um Fernando Alonso in Ungarn, der dort ein Rad verloren hat? Inwieweit ist es in der Verantwortung des Fahrers, in einem solchen Fall das Auto schnell abzustellen?"
Webber: "Alle hätten genauso gehandelt wie Fernando. Es ist doch extrem selten, dass sich wirklich ein komplettes Rad löst. Ich würde auch vermuten, dass irgendwie der Luftdruck weggeht, dann fahre ich zur Box, hole mir ein neues Rad und dann geht es weiter. Er hat genauso gehandelt. Er hat wahrscheinlich auch gedacht, dass er das Auto vorsichtig zur Box zurückbringen muss und danach dann das Rennen beenden kann."

"Natürlich sah das nicht gut aus, als dieses Rad über die Bahn flog, nur eine Woche nachdem das mit Henry Surtees in Brands Hatch passiert war. Aber man muss auch mit Nachsicht an die Sache herangehen. Die Mechaniker arbeiten unter Hochdruck. Wir haben für einen Reifenwechsel im Rennen keine fünf Minuten Zeit, wie zum Beispiel im Training. Natürlich sollte so etwas nicht passieren, aber so etwas kann eben bei schnellen Boxenstopps mal vorkommen."

Red Bull auf allen Strecken stark

Frage: "Wie siehst du denn deine Chancen an diesem Wochenende?"
Webber: "Gut. Wir sind optimistisch, keine Frage. Wir kommen mit einer Serie von guten Ergebnissen hierher. Budapest und Valencia sind zwei Strecken, die vielleicht etwas komplizierter sind für uns als Silverstone oder Spa-Francorchamps. Wir waren in Ungarn wieder schneller als unser Hauptkonkurrent. Wir hatten ein solches Comeback von den roten und den silbernen Autos schon erwartet. Natürlich können uns die McLaren-Mercedes und Ferrari in den verbleibenden Rennen mit ihrem KERS Sorgen machen. Aber unser Ziel ist es, auf beide Meisterschaften hinzuarbeiten."

"Der Kampf zu meinen Jaguar- und Williams-Zeiten war meist härter." Mark Webber

Frage: "Profitiert ihr von der neuen Stärke der Topteams?"
Webber: "Ja, auf jeden Fall. Wenn man zum Beispiel in Silverstone 25 Sekunden vor dem nächsten Konkurrenten ins Ziel kommt, dann bekommt der trotzdem nur zwei Punkte weniger. Wenn jetzt aber viele Autos mitmischen und dazwischen liegen, macht das erheblich mehr aus. Solange wir schneller als Brawn sind, ist das gut für uns."

Frage: "Konnten die anderen in der Sommerpause aufholen? Und ist der Kampf mit McLaren-Mercedes und Ferrari an der Spitze nicht noch härter?"
Webber: "Ich habe in den vergangenen sechs Rennen die meisten Punkte geholt. Große Sorgen mache ich mir jetzt noch nicht, vielleicht sieht das vor Spa-Francorchamps anders aus, aber so weit denke ich nicht voraus. Natürlich haben Lewis und die anderen jetzt nichts zu verlieren, aber der Kampf zu meinen Jaguar- und Williams-Zeiten war meist härter. Ich konzentriere mich vielmehr darauf, gemeinsam mit dem Team zum bestmöglichen Ergebnis zu kommen."

Frage: "Hast du eine spezielle Herangehensweise?"
Webber: "Nein, das ergibt sich alles von allein. Im Training sind die Aufgaben klar und im Qualifying ist es sowieso ein vorgegebener Ablauf. Allen ist klar, was jeweils zu tun ist. Man braucht eine gute Startposition, dann sind die ersten drei Rennrunden sehr wichtig, danach fährst du deinen Rhythmus. Man muss auf die Details achten und dann seinen Job machen."

Suzuka als perfekter Ort für Webber?

Frage: "Ist der Druck nun größer?"
Webber: "Nein, ich glaube nicht. In diesem Job hat man immer viel Druck. Ich habe nun im Kampf um die Weltmeisterschaft nicht viel mehr Druck."

"Natürlich trödele ich jetzt nicht plötzlich im Qualifying herum." Mark Webber

Frage: "Auf welchen Strecken könnt ihr wieder das Tempo bestimmen? Suzuka und Spa-Francorchamps?"
Webber: "Ja, weil dort können wir die Vorteile in schnellen Kurven nutzen. Stadtkurse liegen uns nicht ganz so. Obwohl Budapest uns viel Zuversicht gegeben hat. Wir hatten ein schieriges Wochenende erwartet und standen trotzdem wieder weit vorne im Qualifying. Wir hätten Kimi schlagen können mit einer etwas anderen Reifenstrategie und wir hätten vielleicht sogar Lewis packen können, denn ganz zum Schluss waren wir die Schnellsten. Wir haben allen Grund zu Optimismus auf allen Strecken, auf den schnellen Kursen erst recht. Aber man muss mal sehen, wie sehr KERS in Belgien wirkt. In Suzuka sollten wir die besten Karten haben."

Frage: "In welchen Bereichen siehst du für dich selbst Verbesserungspotenzial?"
Webber: "Es wäre immer schön, wenn man im Qualifying noch zwei oder drei Zehntelsekunden schneller sein könnte. Ich war immer für gute Qualifyings bekannt, aber in diesem Jahr hat sich das offenbar etwas verändert. Jetzt läuft es fast sonntags besser. Das liegt an den Slicks. Aber natürlich trödele ich jetzt nicht plötzlich im Qualifying herum."

"Aber so eine Zehntelsekunde noch mehr, wäre mir lieber. Aber in Sebastian habe ich auch einen harten Konkurrenten. Der macht einen guten Job. Man muss die Reifen eben am besten Nutzen. Mit dem Rillenreifen hatte man einen präziseren Optimalbereich, er baute dann aber radikal ab. Mit den Slicks fällt der Peak nicht ganz so deutlich aus. Aber mit den 'Straßenreifen' vom Vorjahr war es schwieriger. Endlich haben wir aber wieder Formel-1-Reifen."