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Button: KERS macht die Sache so kompliziert
Jenson Button ist nach wie vor der Gejagte, aber neben seinem Teamkollegen und den beiden Red Bull mischen nun auch andere indirekt im Titelkampf mit
(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Tabellenführer Jenson Button genoss die Sommerpause mit einem Triathlon und einem ausgedehnten Urlaub in Südfrankreich. Die Ferien waren auch dringend nötig, denn der Brite zermarterte sich angesichts der großen Probleme mit den Reifentemperaturen gehörig den Kopf. Nun hofft das Brawn-Team die Ursache gefunden zu haben.

© xpb.cc
Titelkampf: Jenson Button muss seine Blicke ab sofort auf viele Gegner richten
Frage: "Was hast du während der Sommerpause gemacht?"
Jenson Button: "Ich war mit meiner Freundin und ein paar Freunden einige Wochen in Südfrankreich. Zudem habe ich in den London Triathlon absolviert, was zwar etwas schmerzhaft war, aber es hat auch Spaß gemacht."#w1#
Frage: "Wie oft hast du in der Zeit an die Formel 1 gedacht?"
Button: "Ich habe versucht, so wenig wie möglich daran zu denken, speziell vor meinem Südfrankreich-Urlaub. In dieser Woche habe ich trainiert und habe nicht viel Zeit mit anderen Leuten verbracht. Da musste ich oft an das Racing denken und das war die schwierigste Zeit. Denn es arbeitet ohne Unterbrechung in dir und es ist sogar schwer, in der Nacht schlafen zu können. Wenn du ins Bett gehst, denkst du einfach an das Rennfahren."
"Nach dem Triathlon einen Urlaub zu machen, war also sehr wichtig. Einfach um aufzuhören, die ganze Zeit an den Sport zu denken. Meine einzige Möglichkeit war es, dies mit meiner Freundin und ein paar Kumpels zu erreichen, die mich abgelenkt haben. Du brauchst eine Pause, du brauchst Entspannung, um deine Batterien wieder aufzuladen. Denn wenn du immer nur nachdenkst, dann wird es stressig und treibt dich irgendwann in den Wahnsinn."
Immer wieder die Reifen
Frage: "Wie sehr hast du in der Pause versucht, die Themen zu analysieren, die euren Leistungsabfall der letzten Rennen erklären?"
Button: "Nach der Zwangspause haben wir ein paar Tage am Auto gearbeitet und es kamen ein paar Ideen hoch. Am Montag habe ich mit meinem Ingenieur Andy Shovlin gesprochen und wir haben diskutiert, welche aerodynamischen Verbesserungen wir für diese Strecke besitzen."
"Zudem haben wir gesprochen, wie sich das mechanische Setup im Saisonverlauf verändert hat. Also etwa die Höhe oder die Gewichtsverteilung. Dabei entdeckten wir einen Trend, weshalb wir nun der Meinung sind, dass wir einige Gründe für unsere Probleme mit der Reifentemperatur kennen."
"Normalerweise ist die Richtung, die wir eingeschlagen haben, die bevorzugte Richtung, wenn es um die Reifen geht. Aber bei diesen Reifentypen musst du aggressiver sein. Du musst sie zum Arbeiten bringen und du musst sie in ihr Funktionsfenster bringen. Denn ansonsten bedeuten die aerodynamischen Verbesserungen am Auto nichts."
"Die vier Reifen sind deine Verbindung zur Straße und wenn die nicht arbeiten, dann zählt alles andere nichts. Insofern gehen wir positiv ins Wochenende und wir werden einiges testen, was wir in früheren Rennen am Auto hatten. Wir werden zwischen beiden Autos vergleichen und sehen, was dabei herauskommt."
Am Freitag wird es sich entscheiden
"Morgen Abend gehen wir dann vielleicht nach Hause und wissen immer noch nicht, warum wir diese Reifen nicht zum Arbeiten bekommen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir die Gründe kennen und dass wir das Auto wieder dorthin bringen, wo es war."
"Es geht nicht um die Frage: Können wir das Auto verbessern? Es geht darum, das Problem zu verstehen und das Auto wieder auf das Level von vor drei Rennen zu bringen. Dass es sich also wieder gut anfühlt und danach wird man erst die Verbesserungen sehen können."
"Es ist eine komische Situation, aber selbst wenn die Strecke am Wochenende kühl sein sollte, hoffe und glaube ich, dass wir Auto und Reifen zum Arbeiten bringen werden. Aber das wissen wir bis morgen nicht. Im Ingenieurbüro klingt alles gut und ich glaube an ihre Richtung. Aber sehen werden wir es erst morgen."
"Wir hatten bis jetzt eine tolle Saison. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich sechs der ersten zehn Rennen gewinne, dann hätte ich ihm das nicht geglaubt. Alles begann mit dem Start in die Saison und wir können wieder stark sein. Das Auto ist nicht schlecht, wir gingen nur leicht in die falsche Richtung. Das hier ist ein guter Kurs. Eine schnelle Runde hier macht Spaß und ich freue mich auf Morgen."
Barrichello nahe dran
Frage: "Du hast nun gesagt, dass du eine Pause brauchtest. Das ist ein wenig gegensätzlich zu dem, wie du dich vor ein paar Monaten eingeschätzt hast, als du dich einen Langweiler nanntest, wenn man nur über das Racing sprechen kann. Hast du vielleicht zuviel des Guten gemacht?"
Button: "Nein, denn eigentlich gibt es da nicht viel zu denken. Ich bin ja kein Ingenieur, der in der Fabrik sitzt und alle Informationen vor sich hat. Es ist wichtig, zu bestimmten Punkten mit deinem Ingenieur zu sprechen, aber du musst auch entspannen."
"Es war eine tolle Pause. Nicht nur für mich, sondern für alle im Team. Die ganze Fabrik hatte zum ersten Mal in ihrer Formel-1-Zeit Ferien, alle gingen zwei Wochen in Urlaub, das ist eigentlich verrückt. Aber wir alle brauchten das. Jeder hat nun neue Kräfte und das gilt nicht nur für uns, sondern für die ganze Formel 1."
Frage: "Seit Saisonbeginn warst du im Titelkampf die Konstante, aber Platz zwei hat oft gewechselt. Erst Rubens, dann Sebastian Vettel, jetzt Mark Webber. Ist Webber nun dein Hauptkonkurrent?"
Button: "Ich weiß es nicht. Das ist schwer zu sagen. Rubens war in vielen Rennen dicht an mir dran und einige Male auch schneller, vor allem in der Qualifikation. Er war immer nahe dran, hat aber in diesem Jahr noch kein Rennen gewonnen. Das ist zwar hart, aber er ist dicht in meinen Fußstapfen."
"Rubens hat das gleiche Auto wie ich. Wenn ich schnell bin, wird auch er schnell sein, und wenn ich langsam bin, ist er langsam. Rubens kann ich also ein wenig mehr kontrollieren, auch wenn ich mir sicher bin, dass er sagen wird, ich könnte das nicht. Aber es ist einfacher, wenn ein anderer Fahrer das gleiche Auto fährt."
Nicht nur Red Bull
"Mit Red Bull ist es schon schwieriger. Sie waren vor allem in den letzten Rennen stark und das einzig Positive daran ist, dass es eben zwei Fahrer sind und nicht nur einer ist. Zu Saisonbeginn konnte man sagen, dass Vettel schneller als Mark war, aber dafür war Mark eben konstanter."
"Nun hat Mark sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen noch einmal zugelegt und richtig stark aufgetrumpft. Er hat nun einen Vorteil gegenüber Vettel, aber der wird sich nicht mit Platz drei zufrieden geben. Er will um den Titel kämpfen. Insofern ist es gut, dass sich die beiden untereinander beharken."
"Aber alle werden sich verbessern und wir müssen versuchen, darüber zu bleiben. Wir brauchen gute Resultate und können es uns ganz einfach nicht leisten, nicht auf dem Podium zu landen. Wir müssen so oft wie möglich auf das Podest, aber es wird immer enger."
"Denn es sind nicht mehr nur die Red Bull. McLaren, Ferrari, Renault und auch Williams haben zugelegt. Nico Rosberg war in den letzten drei Rennen vor mir im Ziel und das müssen wir ändern. Ich habe noch 18.5 Punkte Vorsprung, aber der kann sich schnell verflüchtigen."
"Wir haben deswegen keine Angst, wir bleiben positiv und arbeiten an unseren Problemen, denn schließlich haben wir noch einen Vorteil. 18,5 Punkte sind auch eine Menge Holz, aber wir müssen sicherstellen, dass wir mit einer positiven Einstellung in dieses Rennen gehen und zusehen, dass wir wieder Anschluss an die Spitze finden."
KERS macht es so kompliziert
Frage: "Ist der Aufschwung von Ferrari und McLaren positiv für dich, denn zum Beispiel in Ungarn haben sie Red Bull Punkte weggenommen?"
Button: "Das ist schwer zu sagen. Ich weiß nicht, ob das positiv oder negativ ist. Es hat mir in Ungarn geholfen, kann mir auf anderen Strecken auch nicht weiterhelfen. Ich weiß nur, dass es die Sache für uns komplizierter macht, wenn es um die Strategie geht. Es macht die Sache für alle Teams schwer, die kein KERS haben."
"Red Bull und wir kämpfen um den Titel. Aber wir haben zwei Ferraris und zwei McLaren beim Start um uns herum und sie haben eine sehr gute Chance, uns da zu überholen. Das macht unsere Strategie unglaublich schwer. Speziell für die Teams, die um den Titel kämpfen, ist das eine ungewöhnliche Situation. Du brauchst ein schnelles Auto, aber in den letzten Rennen war die Strategie ganz sicher der Schlüssel."
Frage: "Findest du es eigentlich schade, dass Michael Schumacher in Valencia nicht fahren wird? Bist du neugierig, was er nach zwei Jahren Pause alles hätte erreichen können?"
Button: "Jeder war aufgeregt, dass Michael Schumacher wieder Rennen fährt. Er hat mehr erreicht als jeder andere und wenn jemand wie er wieder in diesen Sport zurückkommt, dann ist das gut für alle. Ich bin mir sicher, dass er sehr enttäuscht ist, dass er hier nicht fahren kann, aber das Leben geht weiter. Und das Feld ist auch ohne Michael sehr eng."
"Aber derjenige, der am meisten enttäuscht sein wird, ist Michael selbst. Er hatte diese Nackenverletzung und kann nicht hier sein. Aber wir haben hier drei andere Weltmeister in der Startaufstellung, das ist auch ein sehr starkes Feld."
Frage: "Ich weiß, dass es schwer ist, im Moment darüber zu sprechen, aber hast du für 2010 schon einen Vertrag?"
Button: "Nein."

