• 26.04.2006 14:02

  • von Nimmervoll/Stracke

Warum ist Honda nur im Qualifying konkurrenzfähig?

Hondas Technischer Direktor Geoff Willis erklärt, warum seine Autos nur auf eine einzelne Runde, nicht aber im Rennen so schnell wie die Renaults sind

(Motorsport-Total.com) - Bei den Wintertestfahrten war das Honda-Team mit dem RA106 stets unter den Schnellsten, doch nach vier Rennen der Saison 2006 liegt die japanisch-britische Truppe nur auf dem vierten Platz der Konstrukteurs-WM - mit 36 Punkten Rückstand auf Renault. Dabei hat speziell Jenson Button jederzeit das Zeug dazu, auf Pole Position zu fahren.

Titel-Bild zur News: Geoff Willis

Geoff Willis' Aufgabe ist es, den RA106 auch im Rennen schneller zu machen

In Melbourne gelang dies dem Briten auch tatsächlich, als er im Qualifying in 1:25.229 Minuten um stattliche 0,406 Sekunden schneller war als sein nächster Verfolger, doch seine schnellste Rennrunde am Sonntag blieb um zweieinhalb Sekunden über dieser Marke. In Imola sah es am vergangenen Wochenende ähnlich aus. Zum Vergleich: Fernando Alonso war in Melbourne am Sonntag nur um 0,4 Sekunden langsamer als tags zuvor, in Imola um 0,8 Sekunden.#w1#

Nur im Qualifying kann Honda Renault überflügeln

"Vielleicht müssen wir ein wenig von unserer Performance im Qualifying opfern, um im Rennen besser zu werden." Geoff Willis

Dabei ist Geoff Willis davon überzeugt, dass Honda "auf eine einzelne Runde sogar schneller" ist als Renault, wie er in Imola gegenüber 'F1Total.com' erklärte. Aber: "Leider trifft das auf das Rennen nicht zu. Das ist etwas, woran wir hart arbeiten. Vielleicht müssen wir ein wenig von unserer Performance im Qualifying opfern, um im Rennen besser zu werden, vielleicht gelingt es uns aber auch einfach, die Performance im Rennen so zu steigern, dass sie genauso gut wird wie die im Qualifying", so der Brite.

Doch woran liegt es eigentlich, dass ein Auto zwar erwiesenermaßen über den nötigen Grundspeed verfügt, diesen aber auf längere Distanzen nicht umsetzen kann? "Die Performance eines Reifensatzes variiert ziemlich stark vom neuen bis zum stark gebrauchten Zustand", entgegnete Willis. "Auch wenn wir jetzt die Reifen wieder wechseln dürfen, besteht jedes Rennen sozusagen aus drei einzelnen Minirennen."

"Wenn man nun das Beste daraus machen will", gab er weiter zu Protokoll, "benötigt man ein anderes Setup als für eine einzelne Runde. Im Extremfall kann ein Auto mit neuen Reifen sehr konkurrenzfähig sein, aber furchtbar schlecht mit alten Reifen. Umgekehrt kann es auch Autos geben, die mit alten Reifen verhältnismäßig schnell sind, aber mit neuen Reifen nicht mehr wesentlich zulegen können."

Fahrer kann Schwächen nur kurzzeitig kaschieren

"Wir müssen sicherstellen, dass die Entwicklung unseres Autos der Richtung der Reifenentwicklung folgt." Geoff Willis

Sprich: Die Grundabstimmung des RA106-Pakets reicht zwar für das Qualifying, ist aber nicht geeignet, um über eine komplette Renndistanz eine konstante Performance abrufen zu können. Die Reifen spielen dabei die größte Rolle, aber es geht auch darum, wie gutmütig ein Auto ist, schließlich kann ein Fahrer gewisse technisch bedingte Schwächen zwar für 90 Sekunden kaschieren, aber nicht für 90 anstrengende Rennminuten am Sonntagnachmittag.

"Dafür braucht man das richtige Setup, den richtigen Fahrstil, die richtigen Einstellungen der Traktionskontrolle und insgesamt einfach eine stimmige Abstimmung", nickte Willis zustimmend. Daher sei Hondas Richtung für die nächsten Wochen klar: "Wir müssen sicherstellen, dass die Entwicklung unseres Autos der Richtung der Reifenentwicklung folgt und auch dem Verhalten der Reifen während eines Rennens."

Das vollständige Interview mit Geoff Willis kann am Donnerstag und Freitag in zwei Teilen auf 'F1Total.com' nachgelesen werden.