• 08.07.2001 15:38

  • von Fabian Hust

Warum Gerhard Berger kein "Boxen-Spaßvogel" mehr ist

Berger erklärt, warum er in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit einen Imagewechsel durchgemacht hat

(Motorsport-Total.com) - Gerhard Berger war schon immer nie um einen guten oder grenzwertigen Spaß verlegen und über solche Begebenheiten während seiner aktiven Formel-1-Zeit ließe sich ein ganzes Buch verfassen. Ob er den Koffer mit den Verträgen seines Teamkollegen aus dem Hubschrauber warf oder seinem Teamkollegen kurz vor dem Einsatz Seifenlauge in den Rennoverall kippte - immer wieder erzählt der Österreicher gerne einen Schwank aus seinem Leben als Formel-1-Pilot.

Titel-Bild zur News: Gerhard und Ana Berger

BMW-Motorsportdirektor und Familienvater Gerhard Berger mit Frau Ana

"Eine lustige Begebenheit habe ich aber auch noch parat. Ich fuhr damals in Jean Todts Straßen-PKW mit Jean Alesi als Passagier auf dem Rücksitz. Ich zog plötzlich die Handbremse an und der Wagen überschlug sich und rutschte auf dem Dach liegend weiter. Erst zwei Meter vor einem anderen Wagen kamen wir dann zum Halt. Jean Todt war darüber gar nicht erfreut, wie Sie sich denken können", gibt Gerhard Berger eine seiner verrückten Erlebnisse Preis.

Und natürlich hat der Tiroler noch eine witzige Begebenheit parat: "Mit McLaren-Teamchef Ron Dennis hatte ich damals beim Tauchen ein nettes Erlebnis. Wir waren so ungefähr 5 oder 6 Meter unter Wasser, als ich seine Sauerstoffzufuhr abdrehte. Er bemerkte das zunächst nicht und plötzlich stiegen ganz viele Luftblasen nach oben. Es war nicht oft der Fall, dass ich derjenige war, der zuletzt lachte, aber Ron hat wirklich einen Sinn für Humor und wird es mir garantiert irgendwann einmal heimzahlen."

Doch nun ist der am 27. August 1959 geborene Vater dreier Töchter etwas ruhiger geworden, wie er in einem Interview mit der 'Sun' zugibt: "Die Leute können das wohl kaum glauben, aber ich habe meine Rolle als Boxengassen-Spaßvogel aufgegeben. Damals hat mir das schon gehörig Spaß bereitet, aber ich werde älter und mein Leben und meine Prioritäten haben sich verändert. Ich bin jetzt vernünftiger." Von 1984 bis 1997 war Berger aktiver Formel-1-Pilot, im Juni 1998 wurde er als BMW-Motorsportdirektor verpflichtet - dann musste Berger seinen Lebensstil etwas verändern, wie er erklärt.

Viel von seinem Image war sowieso Show gewesen, wie das auch heute bei "Playboy" Eddie Irvine der Fall ist: "Ich bekam schon früh in meiner Fahrerkarriere das Image zugeschoben, jemand zu sein, der Nachts sich ohne Ende mit Frauen herumtreibt und seine ganze Freizeit am Strand verbringt. Es war zwar überhaupt nicht so gewesen, aber ich hatte nun einmal dieses Image und ich nahm diese Rolle an und spielte mit ihr."

Die Wirklichkeit sah natürlich ganz anders aus, nicht umsonst war der clevere Österreicher einer der bestbezahltesten Fahrer seiner Zeit: "Die Wahrheit ist, dass ich nach den Rennen nach Hause gegangen bin und mich auf das erfolgreiche LKW-Speditionsgeschäft konzentriert habe und alle meine Formel-1-Verhandlungen selbst führte. Ich hatte in meiner Karriere nie einen Manager. Diese Seite meines Lebens machte ich allerdings nie öffentlich, weil sie meine Ruf zerstört hätte."

Als Berger nur wenige Monate nach seinem Rücktritt aus der Formel 1 bei BMW anfing, so musste er sein Image schnellstmöglich los werden, denn in seinem Posten sind andere Qualitäten gefragt: "Das war in der Tat so und ich musste einen Teil der Altlasten erst einmal los werden. Doch der Le Mans-Sieg 1999 sowie das Formel-1-Debüt mit dem ersten Podiums-Platz im ersten Rennen haben mir geholfen. Wenn es nicht gut gelaufen wäre, hätte ich meinen Ruf für immer schädigen können, das Risiko war aber gering, denn Williams versteht, wie man gewinnt."