• 24.05.2002 12:12

Wahnsinn Monaco - Die Angst vor dem großen Knall

Die "Schumi"-Brüder, Gerhard Berger und Max Mosley verraten ihre persönliche Meinung über das Rennen im Fürstentum

(Motorsport-Total.com/dpa) - Alle kennen die Gefahr, die meisten finden es trotzdem klasse, doch auch der Weltmeister hat Angst vor dem großen Knall. "Ganz klar, die Sicherheit ist nicht besonders hoch in Monte Carlo, da gibt es nichts dran herum zu reden", gibt WM-Spitzenreiter Michael Schumacher vor dem verrücktesten Grand Prix der Saison am Sonntag zu. "Jedes Jahr fragen wir uns eigentlich aufs Neue, warum wir dort weiterhin Rennen fahren. Jedes Jahr kommen wir zu der Entscheidung, es weiterhin zu tun - das ist schon irgendwo eine kuriose Sache", sagt der momentan beste Rennfahrer der Welt.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Berger über Monaco: Gefährlich wird es, wenn ein Auto aufsteigt

Sein Bruder Ralf nennt das fast schon absurde Hochgeschwindigkeits-Spektakel inmitten der Häuserschluchten schlichtweg "nicht mehr zeitgemäß. Für die Zuschauer ist es bestimmt lustig, für die Fahrer nicht." Aber auch die vielen Motorsport-Fans rund um den 3,370 Kilometer langen Stadtkurs zwischen Nobelhotels, Grimaldi-Palast, Hochhäusern und Millionen-Yachten leben nicht ungefährlich.

"Als echte Gefahr sehe ich, wenn mal ein Auto aufsteigen sollte, dann ist das Gefahrenpotenzial natürlich höher als etwa in Österreich, wo an jeder Kurve 200 Meter Auslauf sind", warnt BMW-
Sportdirektor Gerhard Berger. FIA-Präsident Max Mosley sieht jedoch
nicht nur Monaco als gefährlich an: "Es gibt sehr viele Strecken, wo
die Leute dicht dran sind. Die Sicherheit für die Zuschauer beträgt
nirgendwo 100 Prozent."

Eigentlich dürfte es das berühmteste Formel-1-Rennen der Welt in dieser Form schon lange nicht mehr geben. Doch zu groß ist der Werbewert für die Königsklasse und das Fürstentum. Die Schönen und die Reichen drängeln sich, eine Party jagt die nächste. Für einen Logenplatz auf dem Balkon werden bis zu 50.000 Euro gezahlt. Das Volk drängelt sich dagegen an den Zäunen und trinkt Bier aus Plastikbechern.

"Rennfahren in Monaco ist wie Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer", hat Ex-Weltmeister Nelson Piquet einmal über das berühmt-berüchtigte Rennen gesagt. Praktisch im "Blindflug" geht es vom gleißenden Sonnenlicht ins Dunkel des Loews-Tunnels - wenn es hier einmal kracht, hätte dies fatale Folgen. Die nachfolgenden Fahrzeuge würden nahezu ungebremst in die Unfallfahrzeuge rasen. "Alle neun Meter ist ein Feuerlöscher", beschwichtigt Mosley.

Doch meisten Unfälle enden glimpflich, denn die Fahrer sind angesichts der Gefahr sensibilisiert. "Man hat schon großen Respekt", sagt der viermalige Weltmeister Schumacher. In seinen elf Grand Prix' im Kurvenlabyrinth hat der 33-Jährige stets sein Patentrezept befolgt: "Man sollte sich dort wirklich vor riskanten Manövern hüten, denn die könnten dann doch eventuell schmerzhaft sein." Fünf Mal hat Schumacher so den Großen Preis von Monaco gewonnen - mit seinem sechsten Sieg würde er den Monte-Carlo-Rekord von Ayrton Senna einstellen und seinen 27-Punkte-Vorsprung vor Williams-BMW-Fahrer Juan-Pablo Montoya (Kolumbien) in der WM ausbauen.

Ein einzigen tödlichen Unfall gab es in der langen Geschichte des Grand Prix. Lorenzo Bandini starb 1967 den Feuertod, als sein Auto in eine Strohbarriere krachte. Vor acht Jahren gab es den letzten
folgenschweren Unfall: Der Österreicher Karl Wendlinger lag wegen
schwerer Kopfverletzungen im Koma.