Williams: Mechaniker hatte 0,250 Sekunden Zeit, das Problem zu erfühlen

James Vowles erklärt die Hintergründe zum verpatzten Boxenstopp bei Alexander Albon, gibt aber zu, dass Punkte in Imola nicht drin gewesen wären

(Motorsport-Total.com) - Für Alexander Albon war das Rennen in Imola ein Rennen zum Vergessen. Der Thailänder hatte seinen Williams als einziger Fahrer vorzeitig abgestellt, nachdem er aufgrund einer Boxenstopp-Panne eine Runde lang mit losem Rad um die Strecke geeiert war und zwei Runden Rückstand hatte.

Titel-Bild zur News: Alexander Albon (Williams FW46) beim Formel-1-Rennen in Imola 2024

Alexander Albon war der einzige Ausfall beim Rennen in Imola Zoom

Teamchef James Vowles erklärt in einer Videonachbesprechung, wie es zu dem Problem kommen konnte. Laut ihm sei bei Albons rechtem Vorderrad sogenanntes "Cross-Threading" aufgetreten, wo die beiden Gewinde von Rad und Mutter nicht richtig ineinandergegriffen hätten.

"Das sieht man immer mal wieder auf und ab der Boxengasse. Die Teams haben unterschiedliche Technologien, um sich davor zu schützen, aber in unserem Fall passiert das alles im Bruchteil einer Sekunde", sagt Vowles.

Laut ihm müssten die Mechaniker innerhalb von 0,250 Sekunden spüren, ob das Metall der Mutter mit der Achse richtig greift und das Rad so festgezogen wird. Aber: "Ein Cross-Thread fühlt sich für einen Mechaniker sehr ähnlich zu einem normalen Greifen an", sagt er.

Erst beim Herunterlassen des Autos habe er festgestellt, dass das Auto nicht in einem sicheren Zustand war. "Zu diesem Zeitpunkt war das Auto aber schon auf dem Weg aus der Box", so Vowles. Albon erhielt dafür eine Zehn-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe und musste eine Runde später zum erneuten Reifenwechsel an die Box kommen.

Warum Williams aufgegeben hat

Für ihn war das Rennen damit praktisch gelaufen, sodass Williams den Rest des Rennens noch zu Tests mit dem Bremssystem nutzte und den Thailänder zwölf Runden vor Rennende schließlich in die Garage schob, weil es keine Aussicht mehr auf Erfolg gab.


"Als die Tests beendet waren und klar wurde, dass wir nicht mehr weiterkommen, haben wir das Auto aus dem Rennen genommen", so Vowles, den so etwas eigentlich ärgert. "Ich möchte ein Auto niemals zurückziehen. Für mich ist wichtig, dass wir bis zum letzten Moment fahren", sagt er. Doch Albon hätte gleich zwei Safety-Car-Phasen gebraucht, um sich doppelt zurückrunden zu können.

"In der ersten Runde ist das in Imola recht wahrscheinlich, aber bei noch 20 oder 30 Runden zu fahren nimmt die Wahrscheinlichkeit natürlich ab", weiß er.

Keine Chance auf Punkte

So blieb Williams auch im siebten Saisonrennen ohne Punkte. Doch zumindest sagt Vowles, dass Albon auch ohne das Problem beim Boxenstopp nicht in die Top 10 gekommen wäre: "Im besten Fall wären wir Zwölfter geworden, realistisch eher 13.", prognostiziert er.

"Aber: Beides ist aber außerhalb der Punkte, und das ist der Kern für mich: Bei mir sorgt das nicht gerade für ein gutes Gefühl. Ich will sicherstellen, dass wir in einer Position sind, um Punkte zu holen. Und an diesem Wochenende waren wir einfach nicht schnell genug", gibt der Teamchef zu.


Fotostrecke: Formel-1-Mittelfeld-WM: So spannend wäre es 2024 ohne die fünf Topteams ...

Bezüglich des verpatzten Boxenstopps verspricht er zumindest, dass Williams Strukturen und Systeme erschaffen will, um bei erneuten Problemen mit der Radmutter besser reagieren zu können. Dafür brauche es auch Technologien, die Williams aber noch nicht zur Verfügung stehen - aber bald.

"Das wird in den kommenden Monaten passieren und sollte sicherstellen, dass wir das Auto nicht in einem solchen Zustand freigeben", so Vowles.