• 09.06.2001 11:25

Villeneuve: "Ich bin gerne alleine"

Auf der Strecke ein harter Racer, privat eher der ruhige Typ - Villeneuve ist ein ungewöhnlicher Rennfahrer

(Motorsport-Total.com/dpa) - Rein äußerlich wirkt er inzwischen fast schon angepasst: Keine blond gefärbten Haare wie Dennis Rodman, der bad boy des Basketball, und auch keine violetten oder grünen Strähnen im immer schütterer werdenden Schopf. Auch klamottenmäßig ist der inzwischen 30-Jährige beinahe bieder geworden: Der einstige Schlabberlook ist nicht mehr Alltagskluft. Aber sonst ist Jacques Villeneuve seinem Image als Rebell treu geblieben. Ausgerechnet vor seinem Heim-Grand-Prix stieß der Provokateur seine frankokanadischen Landsleute gehörig vor den Kopf, indem er sein Restaurant in Montreals Vergnügungsmeile Crescent nach seinem früheren Spitznamen "Newtown" (Neustadt) nannte.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve braucht abseits der Rennstrecke viele Ruhe

Anhänger der weiterhin auf einen eigenständigen Staat Quebec drängenden Separatistenbewegung malten Parolen an die Bauzäune und verschmierten die Wände. "Mich bringt das nur zum Lachen", tat Villeneuve nach der Einweihung vor einer Woche die Protestaktionen als kindisch ab. "Es ist schade, dass die Leute in Quebec französischer sein wollen als die Franzosen." Den Kosmopoliten fechten derartige Geplänkel nicht an - und Politik zählt eh nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen in der Freizeit.

Hier zieht sich der Computer-Freak, Hobby-Gitarrist und Musikfan gerne zurück. "Ich liebe die Einsamkeit", verriet er dem Fachmagazin "Motorsport aktuell". "Natürlich unternehme ich auch ab und zu etwas mit Freunden, aber meine Freizeit ist so knapp bemessen, dass ich gerne alleine bin." Der Hinweis, dass Lesen, Musik hören und Gedichte schreiben nicht zum wilden Grand-Prix-Draufgänger passe, lässt den Eigenbrötler kalt. "Man soll im Leben das tun, was einem Spaß macht. Man muss seine eigene Persönlichkeit sein und sich nicht durch die Erwartungshaltung der Gesellschaft beirren lassen."

Dieses Lebensmotto ist offensichtlich auch seine neue Grand-Prix- Philosophie. Dachte der Weltmeister von 1997 im Vorjahr noch lautstark über einen Wechsel von seinem BAR-Team nach, so schwört er dem wenig erfolgreichen Rennstall um seinen früheren Lehrer, Freund, Ex-Manager und Teamchef Craig Pollock jetzt Treue. "Ich bin nicht der Typ, der ein Projekt aufgibt, das er noch nicht abgeschlossen hat", versicherte Villeneuve, dass er seinen bis 2004 gültigen Vertrag trotz einer Ausstiegsklausel erfüllen wolle. Sollte BAR-Honda am Saisonende nicht Dritter der Konstrukteurs-WM sein, könnte der Kanadier kündigen.

Derzeit spricht kaum etwas dafür, dass sich das britisch- japanische Team so weit vorne platzieren könnte. Villeneuve, seit 1999 BAR-Pilot, sorgte mit seinem dritten Rang beim spanischen Grand Prix vor sechs Wochen für den ersten Podiumsplatz. Auch wenn zuletzt in Monaco mit Platz vier ein weiterer Achtungserfolg glückte und sein neuer Teamkollege Olivier Panis ebenfalls für Punkte sorgt, fehlt es BAR-Honda gegenüber etlichen Teams noch an Konkurrenzfähigkeit.

Bei seinem Heimrennen am Sonntag scheint eine Wende zum Positiven nicht in Sicht: Auf dem nach seinem 1982 in einem Ferrari tödlich verunglückten Vater Gilles Villeneuve benannten Kurs schnitt der Junior bislang bescheiden ab: Nur bei seinem ersten Auftritt im Williams überzeugte der ehemalige CART-Champion und Sieger der 500 Meilen von Indianapolis; danach fiel er vier Mal in Folge aus.

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