• 01.10.2009 07:09

  • von Roman Wittemeier

Villeneuve: "Bin zum Rennfahren geboren"

Warum Jacques Villeneuve mit aller Macht zurück in die Formel 1 will und was ihm fehlt: "Es gibt keine Gladiatoren mehr, alle haben sich lieb"

(Motorsport-Total.com) - Jacques Villeneuve bringt sich beim Rangeln um die Cockpits für 2010 immer wieder in Position. Der Weltmeister von 1997 arbeitet seit Monaten an einem Coemback in der Königsklasse, zuletzt führte er beim Besuch des Grand Prix in Singapur Gespräche. "Es gibt Möglichkeiten, aber es stehen auch viele Fahrer in der Warteschlange", beschreibt der Kanadier im Interview mit 'Autosport' die aktuelle Situation.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve hat sich in Monaco, Ungarn und Singapur gezeigt

"Viele Teams fordern, dass du Geld mitbringst", sagt Villeneuve fast schon ernüchtert. "Es ist angesichts der wirtschaftlichen Lage etwas komisch, aber alle anderen Piloten scheinen wirklich Geld auftreiben zu können. Das ist interessant." Der 38-Jährige war bereits in Nordamerika daran gescheitert, ein Budget für NASCAR-Auftritte aufzutreiben. Ähnlich schlecht sind die Aussichten bezüglich einer Formel-1-Rückkehr. "Ich kann einfach keinen Sack voll Gold mitbringen."#w1#

"Ich bin zum Rennfahren geboren", sagt Villeneuve, dessen Vater Gilles nach wie vor einen legendären Ruf genießt. Er halte sich seit Monaten mit Kartfahren und Motocross fit und sei jederzeit für das Comeback bereit. "Es gibt zwei Topkategorien: Formel 1 und NASCAR. Und in der NASCAR kann ich noch viele Jahre fahren. Mark Martin beweist das im zarten Alter von 51 Jahren gerade. Es gibt aber nichts, was vergleichbar wäre mit einem Formel-1-Auto. Das ist unschlagbar."

Auch Auftritte im Prototypen von Peugeot konnten dem Kanadier nicht das passende Gefühl vermitteln. "Le Mans war nicht vergleichbar. Da läuft alles ruhiger ab. Du bleibst während des Rennens entspannt. Mir fehlte dabei ein bisschen der Sprint-Charakter." Er selbst macht immer wieder Werbung in eigener Sache. Die "alte Garde" sei angesichts der neuen Aerodynamikregeln ohnehin gefragt, da man nun wieder auf Erfahrung angewiesen sei, meint Villeneuve.

¿pbvin|512|2019||0|1pb¿Einige Zeit lang galt der 38-jährige Draufgänger als ernsthafter Kandidat für ein Cockpit beim neuen Team US F1. Doch mittlerweile ist der Kontakt offenbar abgebrochen, Villeneuve geht sogar davon aus, dass es die amerikanische Mannschaft vielleicht nicht in die Startaufstellung 2010 schafft. "US F1 kommt nicht in Betracht. Ich bin wohl nicht amerikanisch genug", stellt er fest. "Und in manch anderen Ländern habe ich immer noch ein gewisses Image."

Sein früherer Chefingenieur Jock Clear hatte ihm zur Rückkehr geraten. Die Autos könnten genau nach seinem Geschmack sein, urteilte der Techniker. "Mir fehlt aber die große Aufregung", kritisiert Villeneuve den Formel-1-Zirkus. "Die haben sich alle gegenseitig zu lieb, die sind alle beste Freunde. Es fehlen mir echte Gladiatoren. Wenn ich Sport schaue, dann möchte ich Kämpfe sehen. Ich meine nicht, dass sie sich gegenseitig umbringen sollen, aber ich möchte sehen, wie einer den anderen bekämpft. Das fehlt heutzutage."