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Villeneuve: "Bei Williams geht es um den Rennsport"

Jacques Villeneuve wünscht der neuen Partnerschaft Williams-Renault den Erfolg alter Tage - Der letzte Williams-Weltmeister sieht ein weiteres Puzzleteil am richtigen Platz

(Motorsport-Total.com) - Im Jahr 1996 kletterte Jacques Villeneuve, damals amtierender IndyCar-Meister und Indy-500-Champion in den blau-weißen Williams und stellte den Boliden gleich im ersten Rennen in Melbourne auf die Pole-Position und hätte fast gewonnen. Es folgten zwei erfolgreiche Jahre, in denen der Kanadier Vizeweltmeister und Weltmeister wurde. Damals arbeitete ein Renault-Motor im Heck des Williams. Ende 1997 zogen sich die Franzosen werksseitig zurück und die lange Erfolgsserie des britischen Teams ging zu Ende. Villeneuve ist bis heute der letzte Williams-Weltmeister.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve wünscht Williams wieder Erfolge

Der Titelgewinn liegt bereits 14 Jahre zurück und ist durch den spannenden Finalkampf mit Michael Schumacher nicht aus der Formel-1-Geschichte wegzudenken. Am gestrigen Montag wurde die Neuauflage der Partnerschaft Williams-Renault bekannt gegeben. Villeneuve begrüßt die neue/alte Kooperation. "Seit damals gab es keine guten Jahre." Das Abkommen "ist ein neuer Puzzlestein. Es gab eine erfolgreiche Ära und dann einige schlechte Filme", wird Villeneuve von 'Autosport' zitiert.

"Jetzt haben sie wieder einen Hauptdarsteller und einen guten Kerl, der das Drehbuch schreibt." Die Neuauflage einer Partnerschaft muss nicht den gleichen Erfolg bedeuten. "Es kommt darauf an", findet der 40-Jährige. "Es hat auch viel mit der Einstellung zu tun. So wie ich die Leute bei Williams in Erinnerung habe, ging es ihnen immer nur um den Rennsport. "Es war kein Zirkus. Alles wurde für die Rennen getan."


Fotos: PK zur Williams-Renault-Reunion


"Genauso war es bei Renault. Ich glaube nicht, dass sie sich verändert haben. Außerdem kreiert die Partnerschaft Interesse. Das könnte bei den Sponsoren helfen, was wiederum das Auto schneller machen sollte. Es hängt alles zusammen." Die große Frage ist, ob Williams durch die Umstrukturierungen die Puzzlestücke richtig anordnet und wieder an die glorreiche Vergangenheit anschließen kann. Mit neun Konstrukteurstiteln ist Williams hinter Ferrari das zweiterfolgreichste Team der Geschichte.

Gute Beziehung zu Williams über die Jahre

"Ich hoffe es, denn Williams ist eines der wenigen legendären Teams", sagt Villeneuve. "Williams muss Teil der Formel 1 sein. Sie sind ein Rennteam und sehen es nicht nur als Business, das irgendein Image kreieren will, wobei der Rennsport manchmal zur Seite gelegt wird. Ich würde es mir wünschen, dass Williams wieder konkurrenzfähig wird. Genau aus diesem Grund." Nach dem Titelgewinn stürzte Williams ab. 1998 war Villeneuve chancenlos und wechselte 1999 zu BAR, ein Team das der Kanadier damals mit aufbaute.

"Egal was die Leute über die Jahre geschrieben haben, der Respekt war immer vorhanden", sagt er über die Beziehung zu Williams. "Viele Leute haben geschrieben, dass Patrick (Head; Amn. d. Red.) negative Dinge über mich gesagt haben soll. Das war aber nie der Fall. Die Dinge wurden aus dem Zusammenhang gerissen. Es herrschte immer großer Respekt, weil es schöne Jahre waren. Wir waren nicht immer der leichen Meinung, weil wir starke Charaktere sind, aber wir hatten das gleiche Ziel. Der Respekt war also immer vorhanden."

Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve feierte 1996 ein starkes Debüt für Williams-Renault Zoom

Wenn man sich die Formel-1-Karriere von Villeneuve rückblickend ansieht, dann waren die ersten beiden Jahre extrem erfolgreich, anschließend folgten mit BAR, Sauber und BMW nur vereinzelt Podestplätze. Beim kurzen Gastauftritt für Renault stand er ebenfalls im Schatten von Fernando Alonso. War es die falsche Entscheidung von Williams wegzugehen? Schließlich bahnte sich Ende der Neunzigerjahre die Partnerschaft mit BMW an.

Williams bot Villeneuve kein Cockpit an

"Mir wurde bei Williams kein Platz angeboten", stellt Villeneuve klar. "Wenn Leute sagen, dass ich ein Idiot war, weil ich Williams verlassen habe, dann stimmt das nicht. Williams hat ihre Weltmeister nie behalten. Es gab kein freies Cockpit bei Williams, es gab keine Diskussionen und kein Angebot. Die Leute sollen also aufhören etwas Falsches zu behaupten."

"Ich hatte sowieso schon an BAR gearbeitet. Es gab Möglichkeiten mit anderen Teams, mit denen vielleicht bessere Resultate möglich gewesen wären, aber so ist das Leben. Ich bereue es nicht, dieses Team aufgebaut zu haben. Es war eine tolle Erfahrung und schlussendlich war es ein erfolgreiches Team." Das heutige Mercedes-Werksteam geht auf BAR zurück.

Jacques Villeneuve

Bei BAR kämpfte Jacques Villeneuve im Pulverdampf des Mittelfeldes Zoom

"Wir haben mit einem weißen Blatt Papier begonnen. Wenn man das mit den Teams vergleicht, die im Vorjahr bei Null angefangen haben, dann finde ich, dass wir uns nicht so schlecht geschlagen haben. Wir hatten uns in den ersten drei, vier Reihen qualifiziert. Im zweiten Jahr war ich zweimal auf dem Podium."

"Wir waren nicht so schlecht, aber das Team war zu politisch. Ich stand genau in der Mitte. Ich bereue es nicht, dieses Team aufgebaut zu haben. Ich hätte vielleicht nicht so lange bleiben sollen, aber der Aufbau war aufregend."