Villeneuve: "Bei Sauber hieß es: Sei still und fahr!"

Jacques Villeneuve blickt auf seine Formel-1-Jahre zurück: Warum die Williams-Zeit so schön war, was bei BAR schiefging und was er bei Sauber vermisste

(Motorsport-Total.com) - Jacques Villeneuves Rennkarriere ist nach seinem sensationellen Formel-1-Einstieg 1996 nie mehr so richtig in Fahrt gekommen. 1995 triumphierte er beim Indy 500, 1997 sicherte er sich den Formel-1-WM-Titel in einem elektrisierenden Duell mit seinem großen Rivalen Michael Schumacher. Spätere Versuche, bei BAR und später bei Sauber an frühe Erfolge anzuschließen, gelangen nicht.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef), Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve hätte sich bei Sauber mehr Freiheiten gewünscht

Kein Wunder, dass der Kanadier die Williams-Ära als die schönste Zeit seiner Karriere bezeichnet. "Ich liebte Williams, weil die Atmosphäre dort so gut war", bestätigt Villeneuve gegenüber 'pitlane-vision.com'. "Das ist klar, denn wir waren immer vorne. Ich hatte viel Freiheit bei der Arbeit mit dem Auto, es gab keine politischen Probleme." Der Sohn von Legende Gilles Villeneuve war damals für seine ungewöhnliche Herangehensweise bei der Autoabstimmung bekannt - so verwendete er oft links und rechts unterschiedliche Dämpfereinstellungen.

Zu viel Politik bei BAR

"Die ersten zwei Jahre in der Formel 1 waren unglaublich, die pure Freude!", schwelgt er in Erinnerungen. "Ich habe viel gelernt, was auch immer gut ist." Ob der Titeltriumph in Jerez oder der Sieg beim Indy 500 für ihn schöner war, kann er kaum sagen: "Das hängt vom Tag ab, denn durch Indianapolis bin ich in die Formel 1 gekommen. Das tolle an diesen Siegen war die Art und Weise, wie ich sie geholt habe. In Indianapolis bekam ich eine Strafe, daher war ich hinten und habe alle überholt. In Jerez war ich hinter Schumacher, das war kein einfacher Sieg. Deshalb sind die beiden Siege so wichtig."

Danach folgten für Villeneuve die mageren Jahre: Nach dem Wechsel zu BAR im Jahr 1999, wo sein Manager und Freund Craig Pollock Teamchef war, gab man dem "Enfant terrible" zwar auch viele Freiheiten, die Probleme waren aber anderer Natur: "Es war unmöglich, dieses Team zu führen, denn es gab so viele politische Probleme. Nach einem Jahr hatten wir den Eindruck, dass wir fünf Jahre ohne Unterbrechung durchgearbeitet haben - das war ziemlich erschöpfend."

"Nach einem Jahr bei BAR hatten wir den Eindruck, dass wir fünf Jahre ohne Unterbrechung durchgearbeitet haben." Jacques Villeneuve

Die schmerzhaften Sauber-Jahre

2004 entschied sich Villeneuve zu einem Neustart und ging zu Sauber. Doch auch dieses Kapitel war nicht von Erfolg gekrönt. "Es war eine schmerzhafte Zeit", sagt er heute. Im Gegensatz zu Williams und BAR hatte das Wort des Kanadiers im Rennstall von Peter Sauber kaum Gewicht: "Dort hieß es: 'Sei still und fahr. Wir wollen nicht, dass du beim Auto die Kontrolle übernimmst'. Das lag mir nicht, dann wurde es kompliziert."

Auch in der Indy-Car-Serie durfte sich Villeneuve ausleben: "Es war eine schöne Zeit - auch wegen unserer Arbeitsweise. Zwischen dem Team und den Ingenieuren lief alles harmonisch ab. Wir haben alle in die gleiche Richtung gearbeitet, waren vielleicht nicht immer einer Meinung, doch wir hatten Selbstvertrauen. Das war dann auch bei Williams der Fall."

"Die Arbeitsweise bei Sauber lag mir nicht, dann wurde es kompliziert." Jacques Villeneuve

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!