• 23.03.2003 13:25

"Vielleicht kann ich jüngster Weltmeister werden"

Renault-Sensation Fernando Alonso im Interview über seine überaus tapfere Fahrt zu Platz drei beim Grand Prix von Malaysia

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, du hast deine Pole verteidigen können. Wie ist es in der Anfangsphase für dich gelaufen?"
Fernando Alonso: "Ja, alles war okay. Unsere Strategie hat so funktioniert, wie wir es erwartet haben. Wir hatten genug Benzin an Bord für eine normale Zwei-Stopp-Strategie und es war ein wirklich gutes Gefühl, als ich im ersten Stint in Führung lag. Im zweiten Stint hatte ich einen Zweikampf mit Rubens und im dritten hatte ich ein kleines Problem mit dem Auto, das automatische Getriebe murkste herum und ich musste in den letzten Runden manuell schalten und hatte viel Glück, dass ich durchfahren konnte. Ich muss mich beim Team bedanken, denn das war ein fantastisches Wochenende für mich."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso war die Entdeckung des Wochenendes in Malaysia

Frage: "Man hat uns gesagt, dass dein Fieber heute Morgen wieder akut wurde."
Alonso: "Ja. Zu Beginn des Rennens war meine Temperatur mehr oder weniger 38,5 und jetzt gerade ist sie wieder ziemlich hoch. Ich fühle mich im Moment krank."

Keine Verbitterung, sondern Freude über Podium

Frage: "Du bist zufrieden mit dem Podestplatz, aber nach der Pole vielleicht auch ein wenig enttäuscht?"
Alonso: "Nein, nein. Ich bin wirklich glücklich, auf dem Podium gelandet zu sein. Wir haben bewiesen, dass die Strategie im Qualifying sehr gut war. So leicht waren wir vom Benzin her gar nicht, denn wir kamen mehr oder weniger gleichzeitig mit den anderen Teams an die Box. Wir haben bewiesen, dass wir konkurrenzfähig sind, konnten die Zuverlässigkeit, die momentan sehr gut ist, untermauern. Das Team hat einen guten Job für mich gemacht. Das ist vielleicht das beste Wochenende meines Lebens."

Frage: "Hattest du das Problem mit dem Auto am Ende?"
Alonso: "Ja, da war etwas mit dem Getriebe, denn ich musste die Gänge manuell wechseln. Ich hatte Glück, dass ich das Rennen beenden konnte. Jetzt fühle ich mich sehr gut, denn die letzten zehn Runden habe ich mit Daumendrücken verbracht."

Frage: "Hattest du noch alle Gänge? Es geht das Gerücht um, dass dir der fünfte Gang gefehlt hat."
Alonso: "Nein, nein, ich hatte alle Gänge, da gab es kein Problem, aber ich habe schon bei niedriger Drehzahl schalten müssen und konnte den dritten Platz ins Ziel bringen."

Mitleid für den unglücklichen Teamkollegen

Frage: "War das dein einziges Problem in diesem Rennen?"
Alonso: "Ja, es war das einzige Problem. Am Anfang war das Auto sehr gut, im zweiten Stint mit dem zweiten Reifensatz aber nicht mehr so, da untersteuerte es. Ich kämpfte mit Rubens und im dritten Stint hatte ich dann das beschriebene Problem, aber ansonsten war es ein perfektes Rennen. Nur am Start war ich ein bisschen traurig, weil ich im Rückspiegel den Unfall sah. Das tat mir leid für Jarno, denn er war dieses Wochenende so konkurrenzfähig, und auch für das Team, aber für mich persönlich war es ein fantastisches Rennen. 14 Runden lang zu führen und den Abstand zu Kimi konstant halten zu können, war ein erstaunliches Gefühl. Es war ein sehr guter Fight, ein besonderes Feeling."

Frage: "Wie sehr hat dich das Fieber beeinträchtigt oder hast du dich so sehr auf das Rennen konzentriert, dass es dir gar nicht aufgefallen ist?"
Alonso: "Mir ist das schon aufgefallen. Leider habe ich mich im letzten Teil des Rennens, die letzten 20 oder 25 Runden, sehr schlecht und krank gefühlt, aber ich habe die Konzentration bewahrt und wie verrückt angegriffen. Ich habe 56 Runden wie im Qualifying hingelegt. Am Anfang bin ich gefahren, um den Abstand zu Kimi konstant zu halten, dann hatte ich den Zweikampf gegen Rubens und dann machte das Auto Probleme, aber obwohl es mir nicht gut ging, habe ich voll angegriffen."

Gleiche Rennstrategie wie Teamkollege Trulli

Frage: "Nach dem Qualifying wurde viel über das Gewicht diskutiert ? nicht nur in Relation zu den anderen Teams, sondern auch in Relation zu Jarno. Er hatte die Kollision, aber kannst du verraten, wie viel Unterschied im Gewicht zwischen deinem und seinem Auto war?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. Ich denke, es waren zwei oder drei Runden Unterschied, aber das ist normal, weil ja nicht beide Fahrer in derselben Runde an die Box kommen können. Wir haben aber bewiesen, dass wir auf einer normalen Zwei-Stopp-Strategie waren. Den Leuten, die gestern gesagt haben, wir werden in der sechsten oder siebenten Runde reinkommen, haben wir es gezeigt. Wir waren sehr konkurrenzfähig und Brasilien müsste uns mit diesem Auto auch liegen."

Frage: "Wann ist dir klar geworden, dass du jetzt der jüngste Polesetter aller Zeiten bist?"
Alonso: "Für mich spielt es keine Rolle, ob du der jüngste bist oder nicht. Ich bin glücklich, dass es so ist, weil ich so früh im Kart begonnen habe. Mit 17 bin ich in der Formel Nissan gefahren, mit 18 in der Formel 3000 und bei Minardi. Ich war immer in allen Kategorien der Jüngste. Dass ich jetzt der jüngste Polesetter bin, ist schön, und vielleicht kann ich auch der jüngste Sieger werden. Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich dafür noch habe. Ist es möglich? Vielleicht kann ich auch jüngster Weltmeister werden, wenn wir schon dabei sind..."