"Iceman" gewinnt Hitzeschlacht in Malaysia

Was für ein spannender Sepang-Grand-Prix: Kimi Räikkonen holt sich vor Barrichello und dem tapferen Alonso seinen ersten Sieg

(Motorsport-Total.com) - Melbourne war kein Strohfeuer, die "neue" Formel 1 bietet tatsächlich Action, Spannung und Überholmanöver. Der heutige Grand Prix von Malaysia bot alles, was man sich wünschen kann ? und zum Drüberstreuen noch zwei neue Gesichter ganz an der Spitze...

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Die Königsklasse hat einen neuen Superstar: "Iceman" Kimi Räikkönen

Gleich am Start viel Wirbel: Fernando Alonso kam dank der hervorragenden Renault-Launch-Control am besten weg und setzte seine Pole-Position in die Führung um. In der ersten Kurve schnupperte dann allerdings Michael Schumacher ? mit Bridgestone-Handicap, da Michelin einen klaren Reifenvorteil hatte ? an Jarno Trulli, was zu einer unnötigen Kollision führte, die den Ferrari-Star weit zurückwarf und ihm später eine verdiente Durchfahrstrafe bescherte. Coulthard musste nach einem Traumstart zurückziehen, blieb aber vorne dran.

Weiter hinten krachte Antonio Pizzonia ungestüm in das Heck von BMW-Williams-Hoffnung Juan-Pablo Montoya, der daraufhin die Box ansteuern musste und keine Rolle mehr spielte. Profiteur des turbulenten Auftakts war Ralf Schumacher, der vom 17. Startplatz rasch in die Punkteränge vorstoßen konnte und danach eine tadellose, wenn auch unspektakuläre Fahrt ablieferte, die mit dem 4. Platz belohnt wurde.

In aussichtsreicher Position liegend schied dann David Coulthard mit Elektrikdefekt aus, während sich Räikkönen am sensationell gestarteten Heidfeld vorbeischob und sich auf die Verfolgung des führenden Alonso machte, der zu dem Zeitpunkt sechs Sekunden Vorsprung hatte. Allerdings musste der junge Spanier, der mit Grippe ins Rennen gegangen war, früher als die Konkurrenz an die Box kommen und er büßte ab Halbzeit auch laufend Zeit auf seine Verfolger ein.

Michael Schumacher musste in der neunten Runde seine Strafe für die Trulli-Kollision absitzen und fiel zwischenzeitlich bis auf den 16. Platz zurück ? nach fantastischem Fight ab Rennmitte kämpfte er sich aber wieder in die Punkte nach vorne. Zum Schluss blieb ein Zweikampf gegen Trulli, der einen glücklosen Nachmittag erlebte, erfolglos, er profitierte aber vom überraschenden Rückfall Buttons in der allerletzten Runde. Als Sechster streifte der Weltmeister damit zumindest noch drei Punkte ein.

Entschieden wurde der spannende Grand Prix zwar nicht direkt an der Box, aber durch die Strategie: McLaren-Mercedes pokerte für Räikkönen am besten, Ferrari schleuste Barrichello am tapfer kämpfenden Alonso vorbei. Die ersten drei Positionen waren dann aber fest bezogen. "Iceman" Räikkönen ? bei der Siegerehrung erstaunlich cool ? machte diesmal keinen Fehler, feierte ungefährdet seinen ersten Sieg in der Formel 1 und übernahm damit die WM-Führung.

Etwas enttäuscht dürften Nick Heidfeld (8.) und Heinz-Harald Frentzen (9.) sein, die beim Petronas-Heimrennen nur einen einzigen Zähler für Sauber mitnehmen konnten, nachdem der Grand Prix so vielversprechend begonnen hatte. Ralph Firman (Jordan-Ford) wurde mit einer Ein-Stopp-Strategie starker Zehnter, lieferte heute eine makellose Vorstellung ab, die ihm nur wenige zugetraut hätten. Den weiteren Rookies erging es weniger gut ? nur da Matta (Toyota), der im T-Car aus der Boxengasse starten musste, erreichte noch das Ziel.

In die Riege der ausgefallenen Fahrer reihte sich übrigens auch Jacques Villeneuve (BAR-Honda) ein, der am Start gar nicht erst losfahren konnte. Jaguar verbuchte gar einen Doppelausfall, Fisichella (Jordan-Ford), Panis (Toyota) und Wilson (Minardi-Cosworth) sahen ebenfalls keine Zielflagge. Angesichts der Gluthitze von 34 Grad ist es aber nicht verwunderlich, dass speziell die Formel-1-Neulinge Konzentrationsschwierigkeiten hatten.

In der Königsklasse bietet sich damit nach zwei Rennen ein neues Bild: McLaren-Mercedes hat einen fantastischen Rennspeed, Ferrari steht auf einmal gehörig unter Druck. "Iceman" Kimi Räikkönen fährt scheinbar um den Titel und mit Renault hat ein weiterer Rennstall ganz zur Spitze aufgeschlossen. Der moralische Held des Tages war aber Fernando Alonso, der trotz Fieber die Hitzeschlacht überstand und nach den mörderischen 56 Runden sichtlich gezeichnet auf das Podium steigen durfte.