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Viele Fragezeichen hinter neuen FIA-Strafen
Zehn Plätze nach hinten soll es für Fahrer gehen, die einen Regelverstoß begehen oder deren Motor hoch geht
(Motorsport-Total.com) - Für viel Diskussionsstoff sorgen die neuen Strafen des Motorsportweltverbandes FIA, die dieser ab 2004 in Bezug auf die Einmotorenregel und ab sofort im Zusammenhang mit Regelverstößen der Fahrer anwenden möchte. Demnach kann die Rennleitung bei Regelverstößen einen Fahrer in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten versetzen.

© xpb.cc
In Zukunft wird ein Motorschaden für noch mehr Frust sorgen
Dabei wird die neuartige Strafe im Zusammenhang mit Regelverstößen eines Fahrers erst mit dem kommenden Rennen wirksam. Ein Beispiel: Fahrer X fährt in das Heck von Fahrer Y und die Rennleitung gibt die Schuld Fahrer X. Qualifiziert sich Fahrer X im darauf folgenden Rennen für Startplatz 3, so muss er das Rennen bei einer Bestrafung wegen eines Vergehens im Rennen zuvor von Startplatz 13 aus angehen.
Beeinflussung des aktuellen Rennens ohne direkten Grund
Für McLaren-Mercedes-Testfahrer Alexander Wurz ist diese Regelung ein Witz: "Überhaupt nicht einverstanden bin ich mit der neuen Regelung, dass man im Zeittraining für das nächste Rennen 10 Plätze verliert, wenn man sich nicht gut verhält am Rennwochenende. Erstens ist das für den Zuschauer verwirrend und ich finde man sollte nicht von vornherein ein Rennen beeinflussen", so der Österreicher auf seiner Homepage.
Und Wurz spricht noch ein ganz anders Problem an: "Was passiert beim letzten Rennen der Saison? Aus diesem Reglement kann ich schließen, dass ich meine Konkurrenten blockieren und abschießen kann, wenn ich bei einem Rennen gute Karten habe und werde dafür nicht bestraft in dem Rennen. Und vor allem können die Sportkommissare nie konstante Urteile fällen. Ach, es gibt hier noch viel zu sagen, aber wir werden ja sehen..."
Mal 10 und mal nur 5 Plätze nach hinten?
Doch nach Aussage von FIA-Präsident Max Mosley hat die Rennleitung weit mehr Möglichkeiten, um eine faire Strafe auszusprechen. Denn wie will man einen Minardi-Fahrer mit dieser Regel bestrafen, der das Rennen sowieso als Letzter aus angehen muss? "Es wäre Aufgabe der Rennkommissare, das Ausmaß der Strafe festzulegen, um wie viele Plätze man einen Fahrer zurücksetzt - vielleicht nicht in jedem Fall um 10."
Mosley weiter: "Sie wissen natürlich auch, dass Minardi nicht mehr als 10 Plätze vom Ende entfernt wäre, sie werden das gegen einen Rennsperre oder eine Geldstrafe abwägen und dementsprechend die Entscheidung treffen. Aber natürlich funktionieren die Regel 'zehn Plätze zurück' nur für die ersten 12 Fahrer, und dann wirkt sie immer weniger, je weiter man zurückgeht."
Viel mehr Bestrafungsmöglichkeiten
Es ist also eine sehr schwammige Angelegenheit, denn wann bestraft man ein Team mehr? Wenn man eine Geldstrafe verhängt oder wenn man einen Fahrer um zehn Plätze nach hinten versetzt? Ist es für den Pole Setter vielleicht sogar weniger schlimm auf den elften Platz zurückversetzt zu werden als für einen Mittelfeldpilot, der von Startplatz 10 noch Chancen auf Punkte hat, aber nicht von Startplatz 20? Fragen über Fragen, die sich die Formel 1 zu stellen hat.
Eine ähnliche Regel gibt es wie erwähnt ab 2004 in Bezug auf die Motoren. Jeder Motorschaden im Training, Qualifying oder Warm Up bedeutet für den betroffenen Fahrer, dass er in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten rückt. "Der Punkt ist, dass die Rennkommissare eine Waffe mehr haben", ist Mosley vom neuen Strafenkatalog überzeugt. "Sie werden alle Faktoren abwägen und entsprechend eine Entscheidung treffen, nachdem sie alle Umstände des Falles betrachtet haben."
Was hat ein Motorschaden mit der Startaufstellung zu tun?
Der Eingriff in die Startposition wirkt auf jeden Fall hart, denn er kann im Falle eines Falles WM-entscheidend sein. Man kann sich streiten, ob beispielsweise ein Fahrer derart hart bestraft werden kann, wenn sein Motor hochgeht, schließlich unterliegt das nicht seinem Aufgabenbereich. Doch scheinbar sind sich alle einig, dass man Motoren herstellen kann, die eben nicht mehr kaputt gehen. Schließlich sind Motorschäden schon jetzt im Training äußerst selten, obwohl die Zehnzylinder nur für einen Tag Einsatz ausgelegt sind.
Dennoch könnte die Regel dazu führen, dass die Teams möglichst wenig fahren, um den Motor zu schonen, was natürlich nicht im Interesse der Formel 1 sein kann, die sich ja in den letzten Jahre bemüht hat, dass die Fahrer am Freitag wieder mehr Runden drehen: "Was dabei für uns interessant sein wird: Wenn man will, dass ein Motor achthundert Kilometer hält, wird er etwas langsamer laufen müssen als ein Motor, der drei- oder vierhundert Kilometer schafft", hofft Mosley auf eine PS-Reduktion.
800-Kilometer-Motoren: Weniger PS und teurer in der Entwicklung
"Jetzt hat ein Team die Wahl: Am Freitag nicht raus fahren, um den Motor in der Qualifikation dann höher drehen lassen zu können, um ein wenig mehr Leistung zu haben. Sie müssen den Vorteil, ein wenig mehr PS zu haben, abwägen mit dem Vorteil, das Auto richtig abstimmen zu können. Und meiner Meinung nach werden die Teams, die mit etwas weniger Umdrehungen fahren aber das Auto am Freitag richtig abstimmen, bessere Leistungen bringen als die Teams, die im Rennen etwas mehr Umdrehungen und mehr Power haben. Wer jetzt am Ende Recht hat bleibt abzuwarten."
Nicht zählen lässt Max Mosley das Argument, dass Motoren, die 800 Kilometer halten müssen, am Ende mehr Geld verschlingen, als wenn man mit den bisher verwendeten "400-Kilometer-Motoren" fährt: "Wenn man nur einen Satz Kolben benutzt, ist das immer billiger als drei Sätze, das Gleiche trifft auf alles andere im Motor zu. Selbst der größte Motorhersteller der Welt kann nur einen Satz Teile einbauen wenn er nur einen Motor benutzen und ihn an der Strecke nicht auseinander nehmen darf, und die kosten nicht mehr, nur weil sie länger halten. Wenn jemand behauptet 'Aber sie werden eine spezielle Kurbelwelle bauen und die wird teurer sein', dann ist die Wahrheit jene, dass sie auch heute eine spezielle Kurbelwelle bauen würden, wenn sie es könnten, um den Motor zu verbessern."
"Der Motor kostet, was der Motor kostet, und ob es 300 oder 800 Kilometer sind, macht nur einen sehr kleinen Unterschied. Es stimmt, dass die Entwicklungskosten für den 800-km-Motor ein wenig höher sind, denn sie müssten auf dem Prüfstand 800 Kilometer damit fahren, und nicht 300. Aber die Kosten sind sehr gering verglichen mit den großen Kosten für die zusätzlichen Motoren. Ich kenne dieses Argument also, denn ich weiß, woher es kommt, aber es trifft nicht zu."
Noch viel Feinabstimmungsbedarf
Noch ist besonders das neue Motorreglement noch nicht endgültig fix. Klar ist, dass ein Motorschaden einen Fahrer um 10 Plätze nach hinten versetzen soll, ein etwaiger weiterer um weitere 10 Plätze. Doch was gilt als Motorschaden? Darf ein Team eine Ölpumpe austauschen oder nicht? Die Formel-1-Kommission wird bei ihren nächsten Sitzungen noch einigen Gesprächsbedarf haben...

