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Vettels Setup-Probleme: Wann platzt der Knoten?

Marc Surer erklärt Sebastian Vettels vielleicht größtes Problem in der Formel-1-Saison 2014, aber Teamchef Christian Horner sieht Licht am Ende des Tunnels

(Motorsport-Total.com/Sky) - Dass Red Bull momentan nicht mit Mercedes mithalten kann, ist eine Sache, aber dass Sebastian Vettel sogar im teaminternen Qualifying-Stallduell gegen Daniel Ricciardo mit 1:3 im Rückstand ist, hätten vor Saisonbeginn wohl die wenigsten Experten erwartet. Doch bei Red Bull geht man davon aus, dass das Formtief des viermaligen Weltmeisters nur vorübergehend ist und er schon bald wieder zu alter Stärke finden wird. Offenbar ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Knoten platzt - vielleicht sogar schon beim bevorstehenden Grand Prix von Spanien in Barcelona (Formel 1 live im Ticker).

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Die Frage ist nicht ob, sondern wann Sebastian Vettel wieder gewinnt Zoom

An und für sich ist Vettel keiner, dem ein loses Heck (Tendenz zum Übersteuern) besonders weh tut, aber im Vergleich zum Vorjahr ist das Fahrverhalten doch deutlich unberechenbarer geworden. Dass dann mit dem Turbo auch noch mehr Drehmoment an der Hinterachse vorhanden ist, kommt erschwerend hinzu. Das hat Mercedes wesentlich besser hinbekommen als Red Bulls Antriebslieferant Renault, der deswegen seit Wochen in der Kritik steht.

Besonders in der Bremszone und am Kurveneingang verliert Vettel momentan Zeit. "Ihm fehlt am meisten der angeblasene Diffusor", vermutet Formel-1-Experte Marc Surer. "Dadurch hat er, wenn er Gas gegeben hat, zusätzlich Anpressdruck erhalten, was natürlich das Auto in den Kurven viel stabiler gemacht hat. Jetzt sind die Autos ein bisschen lebendiger, wir sehen ja auch viele Fahrfehler. Das macht ihm offensichtlich mehr zu schaffen als anderen."

Erinnerungen an 2012: Am Ende trotzdem Weltmeister

Aber schon vor zwei Jahren gewann Vettel nur eines der ersten 13 Rennen - und wurde am Ende doch noch Weltmeister. "Er hat noch nicht sein Wunsch-Setup gefunden, weil die Zeit bei den Wintertests so eingeschränkt war", erklärt Teamchef Christian Horner. "Er bekommt einfach nicht das richtige Feeling vom Auto, das er sich wünscht, aber hoffentlich sind wir nahe dran, das hinzubekommen. Und dann wird ihm - genau wie schon 2012 - ein großer Schritt gelingen."

Damals holte Vettel plötzlich vier Siege hintereinander, mit denen er sich an die WM-Spitze katapultierte, sodass ihm in den letzten drei Rennen ein dritter, ein zweiter und ein sechster Platz reichten. Horner: "Seb ist einfach sehr sensibel, was das Fahrverhalten am Kurveneingang angeht, und da hat er wegen der Motorensteuerung bisher nicht das richtige Feeling. Aber wenn Renault mehr Erfahrung sammelt und das ausbügelt, wird das immer besser."

Horner hofft schon für den Spanien-Grand-Prix

"Der Vorsprung von Mercedes war so groß, dass sie eigentlich auch hier das Team sein müssten, das es zu schlagen gilt. Aber die Charakteristik der Strecke und unsere Verbesserungen lassen uns hoffen, dass wir ihnen näher kommen können", zeigt sich der Brite für Barcelona zuversichtlich. "Normalerweise ist es so, dass das Auto überall funktioniert, wenn es in Barcelona funktioniert. Zum Beginn der Europa-Saison ist das also ein sehr guter Formcheck."

Der RB10, so heißt es in Fachkreisen, sei aerodynamisch schon jetzt mit das beste Auto im Feld, aber es fehle einfach an Power - bei den Topspeed-Messungen liegt Red Bull mit beunruhigender Regelmäßigkeit ganz hinten. Das mag zum Teil mit dem Flügel-Setup des Teams zu tun haben, weil andere Renault-Teams zumindest etwas schneller sind, aber ein PS-Manko im Vergleich zu Mercedes (und wohl auch Ferrari) kann nicht wegdiskutiert werden.


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: Spanien

Trotzdem schreibt Red Bull die Saison 2014 nicht ab: "Mercedes hat sich eine sehr gute Position verschafft, aber niemand ist unschlagbar", glaubt Horner. "Wir haben ein großartiges Team, viel Stärke und technische Tiefe, und alle nehmen die Herausforderung an. Das Team ist unglaublich motiviert und sagt sich: 'Jetzt haben wir etwas zu jagen!' Wir sind nicht mehr die Gejagten, sondern die Jäger. Die Entschlossenheit, den Rückstand aufzuholen, ist gewaltig."