powered by Motorsport.com
  • 11.03.2008 17:46

Vettel: "Muss in allen Bereichen zulegen"

Interview mit Toro-Rosso-Pilot Sebastian Vettel: Was denkt er über die neue Saison, Lernprozesse, Freundschaften, Manager und Sebastien Bourdais?

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Du stehst vor deiner ersten kompletten Formel-1-Saison. Ändert das etwas an der Vorbereitung?"
Sebastian Vettel: "Es gibt mehr Testfahrten. Was die sonstige Vorbereitung betrifft, die ist natürlich intensiver als normal."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel will sich noch in allen Bereichen verbessern

Frage: "Du hast mit dem Toro-Rosso-Team in der Endphase der Saison 2007 einen Schritt nach vorne gemacht. Glaubst du, dass diese Entwicklung so weitergeht?"
Vettel: "Die anderen Teams schlafen nicht und werden alles dransetzen, um besser zu werden. In dem Umfeld, in dem wir uns im letzten Jahr bewegt haben mit Honda, Super Aguri, Toyota, probieren auch alle, von uns wegzukommen - nach vorne. Genau so versuchen wir das auch. Wo wir letztendlich stehen, das werden wir bei den ersten Rennen sehen."#w1#

Frage: "Dein 2008er Auto kommt erst mit ein wenig Verzögerung, noch nicht zu den ersten Rennen? Was ist der Grund dafür?"
Vettel: "Das war so geplant, dass wir mit einer Evolution des alten Autos anfangen und dann nach den ersten paar Rennen wechseln."

Spaß ohne Traktionskontrolle

Frage: "War es schwer für dich, dich an ein Formel-1-Auto ohne Traktionskontrolle zu gewöhnen?"
Vettel: "Ich denke, das war für alle ein Schritt in eine neue Richtung. Aber letztlich kann man erwarten, dass alle Fahrer das gut hinbekommen. Man stellt das Auto auch entsprechend ein und versucht, da entgegenzuwirken. Es ist ein anderes Fahren, man muss sich daran gewöhnen, aber ich glaube, das haben alle im Griff."

Frage: "Macht es mehr Spaß, ohne Traktionskontrolle zu fahren?"
Vettel: "Es macht schon ein bisschen mehr Spaß, wenn es ab und zu mal in die Richtung Power Slide geht."

"Es macht schon ein bisschen mehr Spaß, wenn es ab und zu mal in die Richtung Power Slide geht." Sebastian Vettel

Frage: "Was erwartest Du von der neuen Saison? Wo würdest du dich selbst gerne verbessern, unabhängig vom Auto?"
Vettel: "Überall. Ich denke, ich habe noch viel zu lernen und muss viel an mir arbeiten. Von daher muss ich in allen Bereichen zulegen."

Vettel braucht keinen Manager

Frage: "Du regelst alle deine Angelegenheiten selbst, ohne Manager. Ist das noch alles machbar?"
Vettel: "Bis jetzt bin ich überall noch rechtzeitig hingekommen und stand auch sonntags bei meinen Rennen immer pünktlich um zwei Uhr in der Startaufstellung. Es gibt keinen Grund, warum ich in näherer Zukunft etwas ändern sollte."

"Bis jetzt bin ich überall noch rechtzeitig hingekommen." Sebastian Vettel

Frage: "Was ist der Hauptbestandteil deines Trainings? Was machst du am liebsten?"
Vettel: "Auto fahren. Das ist einfach das beste Training. Davon abgesehen mag ich Ausdauertraining. Da kann man alles nehmen. Der eine schwimmt gerne, der andere läuft mehr. Ich mache im Prinzip Laufen, Fahrrad fahren, Rudern, Schwimmen und versuche, den ganzen Katalog abzuklappern, auch um ein bisschen Abwechslung zu haben. Abgesehen vom Ausdauertraining macht man Kräftigungsübungen für Nacken und Rumpf."

Von Einzelkämpfern und Freundschaften

Frage: "Ist man in der Formel 1 nur Einzelkämpfer oder gibt es auch Raum für Freundschaften unter Fahrern?"
Vettel: "Man muss eben trennen: auf der Strecke und neben der Strecke. Auf der Strecke ist man mit keinem Freund. Man fährt gegen alle und trennt nicht nach dem Motto: Der ist ein prima Kerl, dem fahre ich jetzt nicht ins Auto. Oder den lasse ich vorbei, weil er so freundlich fragt. Aber neben der Strecke gibt es die Möglichkeit. Warum sollte man sich nicht mit jemandem verstehen, der zufällig auch Formel 1 fährt? Man muss den Menschen sehen und nicht, was er macht."

Frage: "Gibt es jemanden, mit dem du mehr zu tun hast?"
Vettel: "Es gibt niemanden, mit dem ich ein Problem habe oder den ich nicht leiden kann. Ich habe aber auch keinen, mit dem ich besonders viel zu tun habe. Wir sind alle über die Welt verteilt. Es ist nicht so, dass wir da irgendwo Nachbarn sind. Außerdem sind es ja teilweise auch ganz andere Generationen."

"Es gibt niemanden, mit dem ich ein Problem habe oder den ich nicht leiden kann." Sebastian Vettel

Frage: "Was hältst du von deinem neuen Teamkollegen Sebastien Bourdais?"
Vettel: "Er ist ein netter Kerl, schwer in Ordnung. Er hat sehr viel Erfahrung und in der Vergangenheit schon gezeigt, dass er sehr viel Potenzial hat. Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr viel von ihm lernen kann und ihn trotzdem immer schlagen werde."

Frage: "Gibt es noch andere Fahrer, von denen man sich etwas abschauen kann?"
Vettel: "Auf der einen Seite findet man immer irgendwann seinen eigenen Weg. Ich denke aber, dass man bei Leuten mit viel Erfahrung oder Leuten, die extrem schnell sind, immer schauen kann, wie sie bestimmte Dinge machen. Ich finde so etwas sehr sinnvoll. Welche Schuhe die anderen anziehen, ist mir egal, aber welche Linie sie fahren, kann man sich abschauen."

"Welche Schuhe die anderen anziehen, ist mir egal, aber welche Linie sie fahren, kann man sich abschauen." Sebastian Vettel

Vorfreude auf Stadtkurse

Frage: "Es kommen in diesem Jahr zwei neue Rennstrecken, jeweils Stadtkurse in Valencia und Singapur. Magst du diese Strecken?"
Vettel: "Stadtkurse finde ich generell gut und sehr reizvoll. Man muss abwarten, wie sie sich dann wirklich fahren lassen."

Frage: "Gibt es eine Strecke, auf die du dich ganz besonders freust?"
Vettel: "Auf alle. Ich fahre überall gerne. Auf Australien freue ich mich sehr, weil mir die Strecke im vergangenen Jahr gut gefallen hat, auch das ganze Drumherum. Malaysia wird sehr heiß, Bahrain sehr trocken. So hat jede Strecke ihren Reiz."

Frage: "Bei welchem Ausgang würdest du sagen, dass es für dich eine gelungene Saison war?"
Vettel: "Im letzten Jahr habe ich sechs Punkte geholt. Wenn ich in diesem Jahr mehr holen kann, ist das ein Schritt nach vorne. Ich möchte mich auf keinen Fall verschlechtern. Das Ziel ist, an jedem Rennwochenende das Maximale aus dem Auto und aus mir herauszuholen, um im Rennen perfekt dazustehen. Ob das dann Platz acht, sprich in den Punkten, oder weiter hinten ist, wird sich zeigen. Wichtig ist, dass ich mit mir selbst nach jedem einzelnen Rennen zufrieden sein kann."