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  • 02.11.2008 13:56

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Vettel: Hamilton muss vorsichtig sein - ich nicht

Der Deutsche blickt auf das letzte Rennen der Saison, spricht über die Probleme mit den Reifen und sein Abschiedsrennen von Toro Rosso

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel wird den Großen Preis von Brasilien von der siebten Position aus starten, liegt damit um drei Plätze hinter Lewis Hamilton. Und da der Toro Rosso-Pilot viel Benzin an Bord haben soll und der McLaren-Mercedes-Pilot auf Nummer Sicher fahren könnte, ist es nicht ausgeschlossen, dass sich die beiden im Verlauf des Rennens begegnen werden.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Vettel will zum Abschluss noch ein gutes Rennen auf den Asphalt zaubern

"Ich muss ja nicht vorsichtig sein, er muss vorsichtig sein", so der Deutsche auf ein mögliches Duell angesprochen. "Schlussendlich bin ich hier, um Rennen zu fahren und werde mein eigenes Rennen fahren. Unglücklicherweise kämpfen wir nicht um den Titel. Mir ist es egal, welche Farbe das Auto vor mir hat. Ich versuche zu überholen und vorne zu bleiben."#w1#

In den Augen einiger ist es pikant, dass Vettel einen Ferrari-Motor im Heck stecken hat, doch der Rennfahrer aus Heppenheim versichert, dass er nicht für Ferrari fährt: "Es kann sein, dass die Medien den Verdacht haben, dass es eine Art Befehl gibt, aber wir fahren hier für uns selbst."

"Es kann sein, dass die Medien den Verdacht haben, dass es eine Art Befehl gibt." Sebastian Vettel

Im Rennen rechnet der 21-Jährige vor allem mit einer großen Herausforderung: Graining. "Das Graining ist nicht so schlimm wie im vergangenen Jahr, aber es ist natürlich auch etwas kühler. Das wird vor allem mit dem weichen Reifen interessant. Auf der anderen Seite wissen wir auch nicht, wie das Wetter wird. Alle Teams, mit der Ausnahme von Ferrari, haben mit den Reifen ziemlich zu kämpfen."

"Wir haben uns gut vorbereitet und haben über beide Reifen Informationen vorliegen. Aber natürlich wird man erst im Rennen sehen, wie es wirklich läuft. Ich denke, dass wir ganz gut in Form sein sollten. Wir sind natürlich weit von Ferrari und McLaren entfernt. Aber im Mittelfeld können wir uns ein paar schöne Kämpfe liefern."

"Im Mittelfeld können wir uns ein paar schöne Kämpfe liefern." Sebastian Vettel

In der Konstrukteurswertung kann Vettel zusammen mit seinem derzeitigen Arbeitgeber sein nächstjähriges Team schlagen, das fünf Punkte Rückstand hat: "Wir versuchen, unser Bestes zu geben. Bisher haben wir mehr Punkte geholt als sie, aus diesem Grund liegen wir vorne. Wir versuchen, so weiterzumachen. Natürlich ist nur noch ein Rennen zu fahren und niemand möchte einen Kampf um die Position verlieren, egal, ob das ein Fahrer oder ein Konstrukteur ist."

Wie ist es eigentlich für ihn, sein letztes Rennen für den italienischen Rennstall zu bestreiten? "Wenn mich die Leute weiterhin daraufhin ansprechen, dann habe ich morgen vielleicht am Start Probleme, mich zu konzentrieren", lacht Vettel. "Wir sind das Rennen angegangen, wie jedes andere auch. Ich weiß, dass es mein letztes Rennen sein wird."

"Das ist natürlich schade, aber ich denke, das Leben geht danach weiter. Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Ein bisschen Wehmut kommt natürlich schon hoch. Wir haben viel durchgemacht, sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Es war nicht einfach, aber wir hatten auch sehr schöne Zeiten."

"Ein bisschen Wehmut kommt natürlich schon hoch." Sebastian Vettel

"Wir waren alle am Mittwoch zusammen essen. Zudem haben wir noch unsere Weihnachtsfeier, wir sehen uns also noch oft genug. Kommendes Jahr sind wir ja in der Boxengasse Nachbarn, wir werden also nicht weit voneinander entfernt sein. Es haben sich in der Zeit ja auch Freundschaften gebildet, und nur weil man jetzt in anderen Farben fährt - bei uns sind es ja nicht einmal richtig andere Farben - gibt es sicherlich keinen Grund, dass man sich nicht mehr Hallo sagt."

Seine Saison bewertet er von einer Skala von 1 bis 10 mit 8,3 Punkten: "Man muss auf dem Boden bleiben. Alleine die Tatsache, dass wir sogar ein Rennen gewonnen haben, hätten wir uns nie erträumen lassen. Aber in diesem Moment waren wir da, haben das Beste daraus gemacht und das Rennen gewonnen." Seine größte Enttäuschung in dieser Saison war es gewesen, "in den ersten vier Rennen die Zielflagge nicht zu sehen".

Natürlich hofft Vettel, im letzten Saison-Rennen die Zielflagge zu sehen, am besten noch in den Punkten: "Ich habe hoffentlich mehr Benzin an Bord als diejenigen vor mir. Man darf auch nicht vergessen, dass Ferrari und McLaren hier in einer ganz eigenen Liga fahren. Das sind schon einmal vier Autos, wir sind also gar nicht einmal so schlecht."

"Ich habe hoffentlich mehr Benzin an Bord als diejenigen vor mir." Sebastian Vettel

Im Qualifying, genauer gesagt im zweiten Durchgang, fuhr Vettel sogar die zweitschnellste Zeit: "Wir haben schon mehrere Male in diesem Jahr gesehen, dass wir mit wenig Benzin an Bord sehr stark sind, mit mehr Benzin an Bord wir zwar nicht abfallen, aber die anderen sich mit mehr Benzin an Bord etwas leichter tun."

Und wie geht es nach dem letzten Saison-Rennen weiter, ist erst einmal ein ausgedehnter Urlaub angesagt? "Es geht eigentlich gleich weiter. Zwei Wochen später ist ja schon der erste Test. Aber ich werde etwas Zeit für mich selbst finden, etwas ausspannen und neue Kraft für das kommende Jahr schöpfen."

"Es geht eigentlich gleich weiter." Sebastian Vettel

Letzte Frage an den neuen Hoffnungsträger aus Deutschland: Welchen Tipp gibt er seinem Nachfolger bei Toro Rosso auf den Weg? "Derjenige sollte Spaß haben, das ist das wichtigste überhaupt. Es ist ein Team, wie jedes andere auch. Man arbeitet sehr diszipliniert und sehr hart, um etwas zu erreichen. Es muss jeder seinen eigenen Weg finden."