Vettel: "Ehrfurcht vor den großen Namen verloren"

Rückblickend erklärt Sebastian Vettel, warum Red Bull 2011 weniger dominant und gleichzeitig erfolgreicher war als in den Jahren zuvor

(Motorsport-Total.com) - Ein Blick in die WM-Tabelle 2011 könnte den Verdacht erwecken, dass durch Sebastian Vettels Dominanz nur wenig Spannung vorhanden war. Dem ist aber nicht ganz so, waren die Siege doch meist recht knapp. Im Vergleich zum Vorjahr war der Red Bull weniger dominant, dafür aber wesentlich standfester, was am Ende sowohl den Fahrer- als auch den Konstrukteurstitel sicherte.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Red-Cull-Pilot Sebastian Vettel dominierte die Formel-1-Saison 2011 klar

Diese Betrachtungsweise teilt auch der neue und alte Weltmeister: "Was mit dem Saisonverlauf klar wurde ist, dass unser Auto nicht so dominant war wie 2010. Was einen großen Unterschied ausgemacht hat, waren wir - die Leute. Wir haben uns zu einer starken Kraft entwickelt. Wir waren beständiger und haben offensichtlich von unseren Fehlern aus 2010 gelernt", wird Vettel von 'Formula1.com' zitiert.

"Sicher gab es hier und da kleine Probleme. Aber wir haben nie einen absoluten Durchhänger gehabt", analysiert er und lobt sein Team: "Selbst wenn das Boot schaukelte, sind wir nie gestolpert. Das ist etwas, was im Vorjahr nicht so war."

"Kinky Kylie" war weniger zickig

Besonders "Kinky Kylie", wie Vettel seinen Red Bull nannte, bereitete deutlich weniger Sorgen als die Vorgängerinnen "Luscious Liz" und "Randy Mandy". "Das brave Mädchen hat sich gut benommen und nie Ärger gemacht", witzelt der Deutsche. "Jeder Sieg war hart erkämpft und stand im Gegensatz dazu, was die Leute offensichtlich denken. Es ist enger, sehr viel enger, als es von außen den Anschein erweckt. Es muss alles zusammenkommen. Und das war es, was es so besonders gemacht hat. Wir haben es hinbekommen, dass es bei so vielen Rennen alles zusammenkam."

"Wenn es ein Geheimnis in dieser Saison gab, dann ist es das, dass wir jedes Rennen für sich angegangen haben. Selbst wenn es recht komfortabel für uns aussah, sind wir zu jedem Rennen mit dem Ziel gekommen, das Maximum zu geben und nicht auf Nummer sicher zu gehen", schildert Vettel.


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Abu Dhabi


Keine Angst vor großen Namen

"Das Beste ist, dass man niemandem mehr etwas beweisen muss, weil es gezeigt hat, dass es 2010 nicht daran lag, dass man selbst Glück hatte und die anderen Pech", berichtet der Red-Bull-Pilot stolz, der 2009 in seiner ersten Red-Bull-Saison bereits um den Titel kämpfte. Vergleiche zu seiner Red-Bull-Premierensaison lehnt er aber ab und erinnert sich an 2009: "Wir haben uns in einer Position wiedergefunden, in der wir ein sehr starkes Auto hatten, auf dem Podium waren und Rennen gewonnen haben. Aber wir haben nicht verstanden, wie wir es geschafft haben, wenn wir es geschafft haben."

"Seitdem haben wir viel gelernt, sind cleverer geworden und haben vermutlich die Ehrfurcht vor den großen Namen verloren - aber niemals den Respekt vor unseren Gegnern", erläutert er. Besonders großen Anteil am Aufstieg des britisch-österreichischen Teams hat laut Vettel der Teamchef Christian Horner.

Christian Horner (Teamchef), Sebastian Vettel

Christian Horner und Sebastian Vettel hatten 2011 genug Gründe zur Freude Zoom

"Christian spielt eine sehr wichtige Rolle, wenn es um die Harmonie im Team geht. Nur wenn man alles zusammenbringt, wird man Erfolg haben", unterstreicht der Heppenheimer, der 2012 keinen erneuten Durchmarsch erwartet. "McLaren war dieses Jahr mit beiden Fahrern sehr stark", bemerkt er. "Es war wohl nicht das einfachste Jahr für Lewis. Das bedeutet aber nicht, dass es 2012 genauso sein wird."

"Fernando wird mit Ferrari definitiv dabei sein und ich habe auch Mercedes auf der Liste, die zwei sehr gute Fahrer haben. Und Mark sollte man auch nie vergessen", erklärt Vettel. Damit bekräftigt er seine These, dass mehrere Teams und Fahrer zu den potenziellen Anwärtern zählen.