Vettel: "Die Formel 1 berührt mich noch"

Sebastian Vettel erklärt, warum er keinen neuen Traum benötigt und wieso trotz seiner Jugend keine Gefahr bestand, verheizt zu werden

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Erfolg stellt sich manchmal auch ein gewisses Maß an Trägheit ein. Man hat das große Ziel, auf das man sein Leben lang hingearbeitet hatte, erreicht - endlich bleibt etwas Zeit, die Situation etwas gelassener zu sehen und sich zurückzulehnen. Nicht so bei Sebastian Vettel. Der zweifache Formel-1-Weltmeister hat seinen Hunger trotz der vergangenen Erfolge offenbar nicht verloren.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Der Saisonstart rückt näher - bei Sebastian Vettel wird die Anspannung größer

Obwohl er mit Stolz zurückblickt, sieht er die Saison 2012 als Neustart. "Ich weiß genau, dass es dieses Jahr wieder bei null losgeht und jeder die gleiche Chance hat, die WM zu gewinnen", sagt der Red-Bull-Pilot gegenüber 'Sport Bild'. "Deshalb stellt sich für mich gar nicht die Frage, ob ich einen neuen Traum brauche", gibt er sich voll motiviert. "Ich freue mich einfach auf den Rhythmus, jedes zweite Wochenende die Anspannung zu haben und zu wissen: Jetzt geht es um die Wurst. Wenn man nur Testfahrten hätte, wäre das lange nicht dasselbe."

Vettel: Keine Gefahr, verheizt zu werden

Vettel ist inzwischen 24 Jahre alt - als er 2007 sein Formel-1-Debüt feierte, war er nicht einmal 20 Jahre alt. Oft wird Teams vorgeworfen, junge Talente zu schnell in die Formel 1 zu bringen und diese dadurch zu verheizen, weil sie in jungen Jahren noch nicht die nötige Reife besitzen. Bestand bei Vettel jemals diese Gefahr?

"Ich hatte nie das Gefühl, dass es zu schnell passiert", verneint er. "Im Gegenteil: Ich war schon immer gierig nach dem nächsten Schritt, der höheren Stufe. Dabei hatte ich nie das Gefühl: Oh, ich weiß jetzt gar nicht mehr, was passiert. Mach mal langsam!"


Fotos: Sebastian Vettel, Testfahrten in Barcelona


Dennoch gibt er zu, beim Toro-Rosso-Debüt in Ungarn 2007 - seinem ersten Stammcockpit in der Formel 1 - nicht optimal vorbereitet gewesen zu sein. "Vor meinem ersten Rennen hatte ich schon gehöriges Muffensausen. Denn ich hatte wenig Vorbereitung. Ich bin das Auto bis dahin ja nie gefahren. Und jetzt sollte ich plötzlich gegen die Schnellsten der Welt antreten. Aber ab dem Moment, wo ich im Auto saß, habe ich darüber nicht mehr nachgedacht."

Es kribbelt nach wie vor

Obwohl der Red-Bull-Pilot das Prozedere in der Formel 1 inzwischen in- und auswendig kennt, hat er sich eine Grundnervosität bewahrt. "Formel 1 sollte nicht aufhören, etwas Besonderes zu sein", stellt er klar. "Nach wie vor merke ich den Unterschied, wenn ich ins Qualifying oder ins Rennen gehe. Selbst in den Rennen 2011, wo die Luft eigentlich schon raus war, war meine Anspannung groß. Ich wache dann auf, und es kribbelt. Und wenn es in die Startaufstellung geht, berührt mich das noch. Das ist auch wichtig."

Für Vettel ist es von großer Bedeutung, sich diese kindliche Begeisterung für die Formel 1 zu bewahren. Denn: "Wenn man den Punkt erreicht, wo einem alles egal ist und man denkt, ich habe eh alles im Griff, ist das nicht gut."