Vettel: "Daran will ich gar nicht erst denken..."
Der Toro Rosso-Pilot über seine erste Pole, die Bedingungen in Monza im Regen und warum er zugibt, dass er taktisch schlechter dasteht als die Konkurrenz
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Einige große Namen wie Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton haben es nicht in den dritten Qualifying-Durchgang geschafft. Erzähle uns etwas darüber, wie die Entscheidung getroffen wurde, auf die Strecke zu gehen und auf welche Reifen zu setzen?"
Sebastian Vettel: "Ich denke, dass es diesbezüglich kein wirkliches Geheimnis gibt. Wir gaben beim Fahren mehr oder weniger unser Bestes und gewöhnten uns einfach an die Bedingungen dort draußen. Natürlich hängt es davon ab, wie viel Regen es gab."

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Sebastian Vettel will erst gar nicht an ein Regenrennen denken...
"Im zweiten Qualifying-Teil war es sehr schwierig. Ich fuhr meine Zeit ziemlich früh. Ich hatte Glück, eine saubere Runde zu fahren, ich bekam in dieser Runde die Sektoren zusammen und gegen Ende der Einheit gab es mehr und mehr Regen. Jene Leute, die abgewartet hatten, um erst später auf die Strecke zu fahren, hatten also etwas Pech. Wir wissen nie, wie das Wetter sein wird."#w1#
"Die Wettervorhersage kann sich alle zehn Minuten verändern, es ist also sehr schwierig. Schlussendlich denke ich, war es intelligenter, auf die Strecke zu gehen und etwas zu fahren und sich vielleicht nicht darauf zu konzentrieren, eine Runde mit der geringstmöglichen Benzinmenge zu fahren, sich stattdessen mehr Zeit zu geben und ein paar weitere Runden zu fahren."
Frage: "Siehst du dich selbst ein wenig als Spezialist auf nasser Strecke an?"
Vettel: "Nein, aber natürlich habe ich keine Angst davor, im Nassen zu fahren. Es war heute jedoch sehr schwierig. Um nochmal auf das Fahren im Nassen zurückzukommen, im Kart habe ich es immer gemocht, ein nasses Training und nasse Rennen zu haben."
"Vor dem Großen Preis von Spa bin ich nach Kerpen gefahren, um etwas Kart zu fahren, was ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr getan habe. Ich denke, dass ich dies zuvor im vergangenen Jahr das letzte Mal gemacht hatte. Wir bauten das Kart auf und ich sagte 'Lasst uns für die nassen Bedingungen Slicks aufziehen', da ich den Motor einfahren musste. Und sie sagten 'Nein, du bist verrückt'. Und ich sagte 'Ich benötige etwas Training, sollte es in Spa regnen'."
"Nun gibt nur eine Woche später in Monza allen Erwartungen zum Trotz noch mehr Regen. Aber heute war es fantastisch. Wie ich schon sagte, waren die Bedingungen sehr schwierig, und es war schwierig, überhaupt etwas zu sehen. Ich habe großen Respekt vor allen. Es war dort draußen nicht so einfach, aber alle haben sich ziemlich gut verhalten."
Frage: "Du hast gesagt, dass es ein Traum war, auf der Pole Position zu stehen. Du hast sicherlich noch einen weiteren Traum, oder?"
Vettel: "Ja, ich denke, da gibt es noch ein paar weitere Träume. Es ist natürlich für uns heute ein großartiger Tag, für das Team. Man darf nicht vergessen, dass es noch vor ein paar Jahren das Minardi-Team war, sie haben wirklich große Fortschritte gemacht. Es macht natürlich das Leben einfacher, wenn man das Paket von Red-Bull-Technologies hat."
"Meiner Meinung nach leisten wir sehr gute Arbeit. Es gibt keine Geheimnisse in Bezug auf unsere Erfolge, das ist lediglich harte Arbeit. Ich bin nun etwas mehr als eine volle Saison Teil des Teams, und wenn man die Jungs zu Beginn und heute sieht..."
"Die Atmosphäre ist großartig, jeder ist extrem motiviert. Wenn wir durch das Fahrerlager laufen, dann scheint es so, als wisse jeder, dass er eine Aufgabe hat. Er ist hier, um seiner Arbeit nachzugehen. Er ist nicht nur einfach dabei, und es ist großartig zu sehen, dass jeder seinen Job, seine Arbeit genießt. Man kann die Leidenschaft in den Augen sehen, was großartig ist. Mit einem Ergebnis wie diesem können wir ihnen etwas zurückgeben, was einfach fantastisch ist."
Frage: "Es gibt so viele Dinge, die man vor einer Einheit wie dieser beachten muss. Wie schwierig war all dies?"
Vettel: "Es war ziemlich schwierig. Gestern fühlte ich mich nach dem Training bei nassen Bedingungen nicht gut. Ich war über das Auto nicht glücklich und fühlte mich nicht zuversichtlich. Wenn du dich unter diesen Bedingungen nicht zuversichtlich fühlst, dann verlierst du eine Menge Zeit. Wir nahmen ein paar Veränderungen vor, das war meiner Meinung nach die richtige Entscheidung. Man kann nicht sagen, dass wir uns auf feuchte Bedingungen fokussieren, wenn man sich die Geschwindigkeiten hier anschaut. Mehr oder weniger ist das Gegenteil der Fall."
"Wir schafften es dennoch, heute sehr gute Arbeit zu leisten. Heute Morgen hatte ich im Auto ein sehr gutes Gefühl, war sehr zuversichtlich. In der heutigen Qualifikation war es natürlich in allen Einheiten der Schlüssel zum Erfolg, das Auto auf der Strecke zu halten und dann die Rundenzeit im zweiten Qualifying-Teil gegen Ende der Einheit zu fahren. Besonders in der dritten Qualifying-Einheit begann es, stärker zu regnen. Das war schwieriger."
"Eine Sache, die das Fahren ziemlich stark beeinflusste, war die Gischt des Autos vor dir. Im ersten Qualifying-Teil, als alle Autos fuhren, war dies natürlich sehr schwierig. Auch später war es noch schwierig, und die letzten drei Runden, die ich im dritten Qualifying-Teil hatte, waren alles andere als perfekt. Ich hatte eine Menge Gischt, die Autos machten langsamer, ich musste in den letzten zwei Runden zwei Autos überholen. Das war also nicht ideal und ich konnte meine Rundenzeit nicht verbessern."
"Es war gut, dass ich die Runde zu Beginn ins Ziel bringen konnte. Gegen Ende denke ich, dass die Bedingungen schwieriger waren. Ich hatte immer noch gutes Vertrauen und fühlte mich im Auto gut. Wir sind gut auf morgen vorbereitet. Wir können nicht erwarten, das Rennen zu gewinnen. Wir befinden uns morgen in der besten Position, aber es ist ein sehr langes Rennen und es kann alles passieren. Es weiß niemand wirklich, wie das Wetter sein wird. Wir werden sehen."
Frage: "Vor zwei oder drei Jahren bist du im BMW Sauber hier die schnellste Runde gefahren. War dies das erste Mal, dass du in Monza warst, und kannst du dich noch daran erinnern?"
Vettel: "Das war vor zwei Jahren, 2006 als ich der Freitagsfahrer von BMW Sauber war. Ich hatte den Test hier die Woche vor dem Rennen. Dies war meine erste Monza-Erfahrung und sofort mochte ich den Kurs. Es war das erste Mal, dass ich hier fuhr. Ich mag es hier, mit einer Konfiguration für wenig Abtrieb zu fahren."
"Man spürt das Auto viel mehr, das Auto ist leichter, man kann mehr spielen. Natürlich ist es sehr besonders, in der ersten und in der zweiten Schikane über die Randsteine zu reiten, das ist meiner Meinung nach ein Teil von Monza. Aber auch die anderen Kurven sind einfach großartig. Wie ich schon sagte, spielt man mit wenig Abtrieb mit dem Auto."
"Vor ein paar Jahren fuhr Juan Pablo Montoya hier die Pole Position heraus, und wenn man sich diese Runde anschaut... In der heutigen Zeit hat man die Möglichkeit, sich diese Runde ziemlich schnell im Internet anzuschauen, es ist einfach großartig. Man sieht, wie er mit dem Auto spielt und wie leicht das Auto ist, wie leicht das Heck des Autos ist. Und dennoch hammert er das Gaspedal nach unten, das ist einfach großartig."
"Dies Runde für Runde zu spüren, ist großartig. Ich mag diesen Kurs sehr. Natürlich ist die Sicherheit aufgrund dieser hohen Geschwindigkeiten und so weiter limitiert. Ich weiß auch, dass hier der Platz eingeschränkt ist, aufgrund der Bäume, aber dieser Kurs ist Teil des Rennkalenders. Auch wenn er an manchen Stellen so klein und so eng ist, nach einer Runde spürt man dennoch, dass der Kurs über eine Seele und Charakter verführt. Und das macht ihn so genussvoll."
Frage: "Du bist der jüngste Fahrer, der sich in der Formel 1 die Pole Position gesichert hat. Hat dies für dich eine besondere Bedeutung? Bedeuten dir Rekorde eine Menge?"
Vettel: "Um ehrlich zu sein, nicht wirklich. Es gab schon davor den Jüngsten, und an einem Punkt wird es nach mir einen Jüngeren geben. Ich schere mich nicht wirklich um Statistiken. Es ist wichtiger, auf der Pole Position zu stehen und das Rennen von dort morgen zu beginnen. Dies ist für uns ein großartiges Ergebnis, ein großartiger Erfolg. Ich bin sehr, sehr glücklich, wie man sich vorstellen kann."
Frage: "Ich denke, dass du deine Chancen für morgen sehr realistisch einschätzt, aber du hast einen Ferrari-Motor, womöglich den stärksten Motor. Ist ein Podium realistisch?"
Vettel: "Zunächst einmal wissen wir nicht, wie das Wetter sein wird, wie ich dies schon gesagt habe. Und wenn es nass ist, wie nass wird es sein, wie viel Wasser wird es geben? Natürlich werden die Jungs an der Spitze einen Vorteil haben, weil sie die bessere Sicht haben, hauptsächlich jener Kerl, der nach der ersten Schikane Erster ist. Ich hoffe, dass ich dies sein werde. Aber man weiß nie. Ich kann die Zukunft nicht vorhersagen, wie jeder andere in diesem Raum. Wir werden sehen."
"Natürlich ist es unser Ziel, die bestmögliche Arbeit zu verrichten. Wenn dies bedeutet, dass wir ein paar Punkte holen, dann ist dies fantastisch. Wenn dies bedeutet, dass wir auf das Podium kommen, dann wäre dies unglaublich, unwirklich. Ich denke also, dass wir mit unseren Füßen auf dem Boden bleiben müssen."
"Natürlich haben die Bedingungen heute die Gruppe an der Spitze etwas durcheinander gewürfelt. Es wird ein sehr, sehr hartes Rennen werden, ein langes Rennen hier. Wir werden sehen, wie das Feld nach ein paar Runden auseinandergezogen ist, wer führt, wer an der Spitze liegt, wer Probleme damit hat, ein anderes Auto zu überholen oder nicht. Ich denke, dass es ziemlich interessant sein wird, das Rennen morgen anzuschauen."
Frage: "Möchtest du morgen ein Regenrennen haben? Würdest du dich ängstlich fühlen, weil zu Beginn niemand vor dir ist?"
Vettel: "Natürlich hat jener Kerl, der nach der ersten Runde oder nach der ersten Schikane Erster ist die beste Sicht, wenn es ein Regenrennen geben sollte. Ich bin im Formel-Sport ein paar andere Regenrennen gefahren, und in der Formel 1 ist die Sicht ziemlich eingeschränkt. Ich würde sagen, dass die ersten beiden Jungs etwas herum spielen können, aber schon von Platz fünf an..."
"Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es sein wird. Wenn du um Position 15 liegst, dann kannst du tatsächlich nichts sehen, du versuchst nach links und nach rechts zu schauen. Im Rennen müssen wir einander folgen, und es wird eine sehr große Gruppe sein. In Bezug auf die Sicht wird dies eine Katastrophe, das sorgt nicht für Sicherheit."
"In der Vergangenheit hat die Rennleitung sehr gute Arbeit geleistet, zum Beispiel im vergangenen Jahr in Fuji, und sie werden auch morgen gute Arbeit leisten, daran habe ich keinen Zweifel. Zunächst einmal müssen wir schauen, wie die Bedingungen sein werden. Es ist etwas Regen vorhergesagt, aber man weiß nicht wann und man weiß nicht mit welcher Intensität er auftreten wird."
Frage: "Kannst du dich daran erinnern, wann du das letzte Mal ein Regenrennen gewonnen hast?"
Vettel: "Ich denke, das war 2006 in Barcelona in der Formel 3. Es gab eine Menge Regen, viel Wasser, viel Aquaplaning und ich war Erster. Ich hatte natürlich die beste Sicht und einen großen Vorsprung auf die Jungs hinter mir. Mein Ingenieur meldete sich über Funk und sagte 'Mach langsamer, mach langsamer' und ich sagte zu ihm 'Ich mache schon langsamer'. Das war ein ziemlich unglaubliches Rennen mit viel Wasser. Es macht nicht wirklich mehr viel Spaß, wenn du sogar langsamer wirst, während du dich im fünften oder sechsten Gang befindest und mit Vollgas auf einer geraden Linie fährst. Das ist ein seltsames Gefühl."
Frage: "Wenn die Bedingungen morgen so sind wie heute, denkst du, dass es dann obligatorisch ist, das Rennen hinter dem Safety Car zu beginnen?"
Vettel: "Das hängt von der Menge Wasser ab. Ich denke, dass die Rennleitung die richtige Entscheidung treffen wird. Während des Qualifyings war heute teilweise ziemlich viel Wasser auf der Strecke. Wir alle hatten mit Aquaplaning zu kämpfen. Manche Autos drehten sich von der Strecke oder manche Fahrer machten einen Fehler. Es ist sehr schwierig. Es würde das Leben einfacher gestalten, wenn man in die erste Kurve geht, aber man weiß nie, was passiert. Schlussendlich bereiten wir uns auf einen normalen Start vor. Wir können einen Start hinter dem Safety Car nicht einkalkulieren."

