Verwirrspiel um Wurz-Transfer immer konfuser

Erst geplatzt, dann wieder aktuell, wieder geplatzt und doch noch aktuell ? der Wurz-Transfer zu Jaguar nimmt abstruse Formen an

(Motorsport-Total.com) - Als "Sturm im Wasserglas" hat Jaguar-Teammanager David Pitchford heute nach dem Rennen in Barcelona den möglichen Wechsel von Alexander Wurz zu den "Raubkatzen" bezeichnet, aber von verschiedenen Seiten bekommt man zu diesem Thema im Moment sehr unterschiedliche Antworten. Was wirklich Sache ist, wissen momentan wohl nicht einmal die Beteiligten selbst.

Titel-Bild zur News: John Hogan und David Pitchford

Nicht einmal die Aussagen von Hogan und Pitchford decken sich momentan

Antonio Pizzonia ist sich jedenfalls auf einmal sicher, dass er im Team bleiben kann: "Bis Saisonende ist es okay. Das Team hat mir das gestern mitgeteilt und mir dabei auch gleich gesagt, dass sie einen Fehler gemacht haben und dass wir jetzt zusammen weitermachen werden und versuchen, Fortschritte zu machen." Auch die Pressemitteilung nach dem heutigen Rennen deutet auf einen Verbleib des Brasilianers hin und für nächste Woche ist er in Le Castellet zum Testen eingeteilt.

Hogan kündigt Entscheidung für Dienstag oder Mittwoch an

Jaguar Sportchef John Hogan, früher Marketing-Verantwortlicher für das Formel-1-Programm der Tabakmarke 'Marlboro' und aus diesen Tagen auch gut mit McLaren-Boss Ron Dennis bekannt, wusste davon scheinbar nichts. Er bestätigte, dass man wegen Wurz an McLaren herangetreten ist, und kündigte eine baldige Stellungnahme an: "Wir werden am Dienstag oder Mittwoch bekannt geben, wie wir uns entschieden haben."

Seitens McLaren hieß es gestern, dass Jaguar ein "faires", aber "nicht verhandelbares" Angebot unterbreitet wurde. Hauptsächlich geht es darum um eine Ablösesumme für den österreichischen Testfahrer, der ursprünglich für die bald anstehende Entwicklungsarbeit mit dem neuen MP4-18 vorgesehen war. Angeblich fordern die "Silberpfeile" von Jaguar zwei bis drei Millionen Dollar, Frist wurde aber keine gesetzt.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug, für den das Thema schon letztes Wochenende ? wohl ein bisschen zu voreilig ? "vom Tisch" war, blockte jedes Interview bezüglich des Wurz-Transfers ab, weil das Austragen der Diskussionen über die Medien seiner Ansicht nach nicht zielführend ist. Kein Geheimnis ist jedoch, dass Mercedes Wurz gerne behalten möchte, der Österreicher Vorstand Dr. Jürgen Hubbert aber klar gemacht hat, dass er wieder Rennen fahren will.

Wurz möchte zeigen, was er bei McLaren gelernt hat

Dies bestätigte er heute Abend auch im 'ORF'-Interview: "Für mich als Rennfahrer, der immer gesagt hat, dass er gerne wieder Rennen fahren will, ist es natürlich schön, dass sich zwei Teams quasi um mich streiten. Das Auto ist nicht so schlecht. Niki Lauda hat die Leute gut vorbereitet und sie haben gut weitergearbeitet. Sie haben gute Chancen, Punkte zu erreichen, und für mich ist wichtig, wieder in ein Rennauto zu steigen und zu zeigen, was ich in den letzten Jahren gelernt habe."

Im Moment liegt der Ball aber bei Jaguar ? doch das heutige Dementi von Pizzonia und Pitchford schien Wurz wenig zu beeindrucken: "Man muss sagen, dass die Partei, die zu diesem Thema befragt wird, natürlich immer in ihrem eigenen Sinn antwortet. Im Augenblick ist es nicht meine Entscheidung, sondern reines taktisches Geplänkel und beinhartes Verhandeln. Jaguar ist verantwortlich für Pizzonia und die Öffentlichkeitsarbeit. Was jetzt bekannt wird, ist wahrscheinlich eine Entschärfung der ganzen Sache. Dann sehen wir weiter."

Wurz: Jaguar will mich ? "sogar unbedingt"

Fest steht seiner Meinung nach, dass ihn Jaguar "sogar unbedingt" haben will, "sonst würden sie nicht so lange verhandeln. McLaren hat jetzt ein Angebot gemacht, von dem Ron Dennis sagt, dass es fair ist. Das kommt natürlich immer auf die Betrachtungsweise an. Die ganze Situation muss jetzt aus den Medien rausgehalten werden, denn die Medien haben auf alle beteiligten Parteien sehr viel Druck ausgeübt. Da wurde teilweise schon Schaden angerichtet."

Ex-Jaguar-Teamchef Niki Lauda bestätigte, dass sich in der ganzen Angelegenheit alles ums Finanzielle dreht: "Jedes Team hat ein Budget-Limit. Dann muss man entscheiden, ob man PS und die Aerodynamik des Autos weiterentwickeln oder in einen Fahrer investieren will. Ich kann das von außen leider nicht mehr beurteilen. Im Endeffekt geht es bei diesem Transfer um das Geld und die Frage ist, wie viel der Ron Dennis für die Ablöse von Wurz verlangt."

Momentan ist schwer abzuschätzen, ob die heutige Absage des Jaguar-Teams ernst gemeint oder nur taktisches Geplänkel ist, fest steht aber, dass die Entscheidung wohl morgen fallen und in den nächsten Tagen bekannt gegeben wird, um Wurz für den Fall des Falles noch die Chance zu geben, den Test in Le Castellet zu bestreiten. Der Österreicher selbst will zu Jaguar und glaubt an die Chance, gestand aber ein, alles gestalte sich derzeit "sehr schwierig".