• 13.01.2011 21:08

  • von Roman Wittemeier

Verstellbarer Heckflügel: Feintuning gefragt

Aus Sicht von McLaren-Chefingenieur Paddy Lowe hat der verstellbare Heckflügel eine Chance verdient: "Es braucht vielleicht ein oder zwei Rennen"

(Motorsport-Total.com) - Nach dem justierbaren Frontflügel, der sich 2010 eher als Flop erwies, kommt nun also der verstellbare Heckflügel. Mit diesem neuen Element will man in der Formel 1 das Überholen vereinfachen, für die Fans mehr Spektakel bieten. Doch es gibt viele Skeptiker. Einige Fachleute haben Sicherheitsbedenken, einige Fahrer fürchten, die Positionswechsel könnten zu einfach und häufig werden, Motorsport-Puristen haben von Haus aus etwas gegen solche künstlichen Eingriffe.

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McLaren-Chefingenieur Paddy Lowe ist vom neuen Konzept überzeugt

McLaren-Chefingenieur Paddy Lowe hat das Konzept als Mitglied der Arbeitgruppe Überholen mitgestaltet. Der Brite ist davon überzeugt, dass der neue Heckflügel mehr Wirkung zeigen wird als der justierbare Frontflügel 2010. "Das hat viel größeren Einfluss", sagt Lowe. "Den Frontflügel sahen wir als kleines Mittel für Feintuning bei einem bevorstehenden Überholversuch. Wie sich aber zeigte, hat niemand den Flügel für diesen Zweck benutzt."

"Wir haben uns also entschieden, das Teil zur Vereinfachung und Kosteneinsparung wieder abzuschaffen. Bezüglich der Balance wird es nun etwas kniffliger, weil wir Anpassungen am Frontflügel nun nur noch beim Boxenstopp durchführen können", berichtet der Mclaren-Techniker. Lowe geht fest davon aus, dass der neue Heckflügel seinen Zweck erfüllen wird, ohne dabei für inflationäre Überholmanöver zu sorgen.

"Es liegt an der FIA, den jeweiligen Punkt auf der Geraden festzulegen, ab dem man das System benutzen darf. Es könnte beispielsweise nur auf den letzten 300 Metern vor dem Bremspunkt gestattet werden", erläuert Lowe die Feinheiten, die in Zukunft von Strecke zu Strecke variieren können. "Die FIA hat alle Möglichkeiten, um das System so zu trimmen, sodass es sinnvoll ist. Das mag ein oder zwei Rennen lang dauern."

Stefano Domenicali (Teamchef), Fernando Alonso

Heckflügel: Alonso macht sich Sorgen um viele Knöpfe, Domenicali um die Wirkung Zoom

"Sie könnten die Nutzungsphase von Rennen zu Rennen anpassen. Das sollte dazu führen, dass wir bald ein passend funktionierendes System haben", sagt der britische Technikfachmann. Bislang hat die FIA im Regelbuch den Einsatz des Systems nur recht grob beschrieben. Fest steht, dass der Heckflügel in allen Trainings frei verwendbar sein wird, im Rennen jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen.

In den Grands Prix darf das System frühestens ab der dritten Runde verwendet werden, ebenso sind die beiden ersten Runden nach einer Safety-Car-Phase tabu. Sollte ein Fahrer an bestimmten Messpunkten weniger als eine Sekunde hinter dem Vordermann zurück liegen, dann darf er das System aktivieren - also mit weniger Anpressdruck und höherem Topspeed einen Überholversuch starten.

"Eigentlich gibt es keine Grauzonen, es ist alles klar und deutlich formuliert", meint Lowe und wischt damit die Kritik von bespielsweise Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali vom Tisch. "Es muss sich nur noch zeigen, wie genau das System sich auswirkt. Das müssen wir abwarten und während der Saison beobachten. Das kann doch aufregend werden."