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Verstappen: Entschuldigung "war nicht schwer" - Russell "will es mal glauben"
Wie Max Verstappen mittlerweile über Barcelona denkt, warum George Russell das "untypisch" findet - und beide bei einem zufälligen Treffen nicht darüber sprachen
(Motorsport-Total.com) - Freunde werden diese beiden bekanntlich nicht mehr, doch für einen kurzen Plausch am Flughafen reicht es offenbar noch: Am rennfreien Wochenende trafen George Russell und Max Verstappen zufällig am Airport von Nizza aufeinander, wie der Brite nun verrät: "Wir sind uns am Flughafen begegnet, am Sonntagmorgen, als ich nach Roland Garros geflogen bin." In Paris schaute sich Russell das French-Open-Finale zwischen Carlos Alcaraz und Jannik Sinner an.

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Ungewohnte Rolle: Der Gang nach Canossa ist für Max Verstappen Neuland Zoom
Die Kollision mit Verstappen zuletzt in Barcelona sei bei dem spontanen Treffen allerdings nicht zur Sprache gekommen: "Um ehrlich zu sein, hatte ich Barcelona völlig vergessen, weil er mit seinem Neugeborenen unterwegs war. Wir standen gerade an der Sicherheitskontrolle, unterhielten uns kurz, und dann war er schon damit beschäftigt, den Kinderwagen zusammenzuklappen, um ihn durch den Scanner zu schieben", erklärt Russell.
"Ja, alles gut", bestätigt auch Verstappen am Donnerstag in Bezug auf das kurze Gespräch, dass das menschliche Verhältnis der beiden Rivalen zumindest grundlegend intakt ist - trotz ihrer schon länger andauernden Fehde, die zuletzt in Spanien auf der Strecke um ein weiteres Kapitel reicher wurde: Da kachelte Verstappen Russell in der Schlussphase schließlich ins Auto, entschuldigte sich einen Tag später zumindest in den Sozialen Medien für seinen Ausraster.
Russell: "Gut, dass er Verantwortung übernommen hat"
Ein Eingeständnis, das ihm sein Unfallgegner offenbar gar nicht zugetraut hätte, denn Russell sagt in Montreal: "Sein Verhalten hat ihn selbst bestraft und mir genutzt - so gesehen müsste ich ihm fast danken. Aber es ist gut zu sehen, dass er Verantwortung übernommen hat, auch wenn mich das ehrlich gesagt überrascht hat. Das ist doch eher untypisch für ihn."

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Gut gelaunt: Mercedes-Pilot George Russell am Donnerstag in Montreal Zoom
Allein: Verstappen versteht die Aufregung um seine Entschuldigung und das Eingestehen seines Fehlers weniger: "Das ist nicht schwer. Ich meine, man reflektiert ja nach jedem Rennen, auch nach den guten - das war also gar kein Problem", erklärt er doch: "Ich habe einfach meine Sicht der Dinge geschildert, wie das Rennen am Ende lief, und natürlich nicht ideal für mich - aber das war mein Statement. Und danach habe ich einfach meinen Tag weiter genossen."
Von einem plötzlichen Meinungswechsel über Nacht will Verstappen in Bezug auf seine nachgereichte Entschuldigung jedenfalls nichts wissen: "Ich habe nach dem Rennen einfach nicht viel gesprochen. Aber es war doch recht klar: Ich habe eine Strafe bekommen, das spricht ja für sich selbst."
Russell findet: Verstappen-Strafe "wäre nicht ungerecht"
Einsicht hin oder her, Unfallgegner Russell will jedenfalls Milde walten lassen, gibt sich vor allem in Bezug auf die Grundfrage nach der Absicht hinter Verstappens Rammstoß großmütig: "Ich will es mal glauben, dass er nicht absichtlich versucht hat, mit mir zu crashen, denn das wäre schon ziemlich bekloppt. Ich denke, er wollte einfach zeigen, wer der Boss ist, etwas die Ellbogen ausfahren - und das ist eben schiefgegangen", sagt der Mercedes-Pilot.
Zwar habe Verstappen versucht ihn von der Strecke zu drängen, "aber ich denke nicht, dass er absichtlich einen Unfall herbeiführen wollte. Er hat sich einfach verschätzt", lautet Russells Urteil - wobei er zu bedenken gibt: "Hätte er mich aus dem Rennen genommen, müsste man das Ganze anders bewerten." Dennoch empfindet Russell die Strafe gegen Verstappen als "angemessen", sagt: "Es hängt schlussendlich natürlich davon ab, ob es Absicht war oder nicht. Aber ich denke, mehr als die Strafe, die er bekommen hat, wäre etwas zu viel gewesen."

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Schlechte Stimmung? Russell und Verstappen trafen sich zufällig am Airport Zoom
Der Weltmeister kassierte zusätzlich zu zehn Strafsekunden, die ihn auf Rang zehn zurückwarfen, schließlich auch noch drei Strafpunkte - und steht damit kurz vor einer Rennsperre. Sollte es zu dieser tatsächlich kommen, hätte Russell jedenfalls kein Mitleid: "Wenn er die zwölf Punkte vollmacht, dann wäre das nicht ungerecht. Genau dafür ist dieses System ja da", findet der Brite.
Dass Verstappen nun in den nächsten Rennen notgedrungen etwas vorsichtiger fahren müsse, wolle er selbst hingegen "klug und zu unserem Vorteil nutzen", erklärt Russell, dass er "genauso weiterfahren" wolle wie bisher: "In Spanien hat mir das letztlich ja genutzt. Wie gesagt: Wenn man so weiterfährt [wie Verstappen], sammelt man eben Strafpunkte - und wird am Ende dafür bestraft."
"Wie ich ihn kenne, wird er nur noch aggressiver fahren"
Wobei Russell scherzt: "Aber wie ich ihn kenne, wird er nun wahrscheinlich nur noch aggressiver fahren, damit er mal ein Wochenende zuhause bleiben kann." Der Brite lacht: "Also ja, hoffen wir es mal. Von meiner Seite aus kann das ja gerne so weitergehen. Und aus neutraler Sicht bringt es ja auch ein wenig Würze ins Geschehen."
Ob Verstappen die Angelegenheit auch so locker sieht, ist nicht überliefert - die ewigen Nachfragen und das Rumreiten der Reporter auf dem Thema, schmecken dem Red-Bull-Star am Donnerstag in Kanada allerdings weniger: "Es war natürlich eine Fehleinschätzung in der Kurve. Aber wir müssen jetzt auch nicht voll ins Detail gehen, warum, wie und was", reagiert er gereizt auf die bohrenden Nachfragen: "Jeder macht im Leben Fehler. Jeder lernt daraus - und jetzt machen wir einfach weiter."

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Max Verstappen wollte vor der Presse nicht nochmal alles im Detail ausbreiten Zoom
Die letztgenannte Floskel der "Weitermachens" bemüht Verstappen anschließend noch ein paar weitere Male, um die Thematik zu beenden und den Fokus nach vorne zu richten - noch groß über die Vorkommnisse aus Barcelona zu sprechen, daran hat er "kein besonderes Interesse", wie er klarstellt. Mit einer Ausnahme jedoch: Den Elementen, die überhaupt zu seinem Ausraster geführt haben...
"Ich denke, die Kommunikation, dass ich den Platz zurückgeben soll, war schon nicht ideal - und aus meiner Sicht war auch das schon nicht richtig. Wenn man sich die Onboard-Aufnahmen ansieht, hätten wir einfach weiterfahren sollen", so Verstappen: "Aber dann habe ich natürlich den Funkspruch erhalten."
Verstappen bleibt dabei: "Mir wurde reingefahren"
Kontrahent Russell sieht das, mit Blick auf sein viel diskutiertes Manöver in Kurve eins und die Folgen davon, naturgemäß mal wieder anders: "Im Regelwerk etwas von 'unter Kontrolle' oder 'außer Kontrolle'. Aber was bedeutet das? Ja, ich bin ein wenig gerutscht - aber ein Rallyefahrer rutscht ständig, und hat trotzdem alles unter Kontrolle", sagt der Brite: "In Barcelona hat man wenig Grip, das Auto bewegt sich ständig - und trotzdem hat man es im Griff."
In seinen Augen hätte Red Bull mit der Anordnung des Platztausches einfach nur "die risikoärmere Variante" gewählt. "Vielleicht hätten sie auch mehr riskieren können und wären damit durchgekommen", glaubt Russell: "Aber wenn man so spontan urteilen muss, war es wahrscheinlich richtig. Ich persönlich finde jedenfalls, die Richtlinien funktionieren dieses Jahr gut. Mir fällt auch keine Strafe ein, die wirklich unangebracht war."

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In Barcelona kochten die Emotionen bei Verstappen gegen Russell über Zoom
Allein: Für Verstappen änderte das nichts am großen Frust in der Situation gegen Rennende - im Detail führt der Niederländer aus: "Es waren einfach einige sehr frustrierende Runden am Stück: Auf der Geraden wurde mir reingefahren, auf diesen harten Reifen bin ich auch so schon fast abgeflogen. Dann wurde mir auch in Kurve eins reingefahren. Und dann sagt man mir auch noch, ich solle den Platz zurückgeben - das hat für mich überhaupt keinen Sinn gemacht", stellt er klar: "Da kam einfach vieles auf einmal zusammen."
Was laut Verstappens Meinung mit Blick auf das unglückliche Rennende auch dazu führte, dass er irgendwann "nicht mehr viel zu verlieren" gehabt habe. Wobei der Red-Bull-Pilot trotzdem bei seiner Gesamteinschätzung bleibt: "Wie gesagt, natürlich war es in dem Moment nicht die richtige Aktion. Wir haben daraus gelernt - und ja, jetzt machen wir einfach weiter."


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