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Verliert Williams den Ruf als Formel-1-Talentschmiede?

Junge Fahrer oder bewährte Talente: In der Formel 1 gehen die Teams bei der Nachwuchsförderung unterschiedliche Wege - Claire Williams setzt auf Stabilität

(Motorsport-Total.com) - Mit Valtteri Bottas und Felipe Massa fährt Williams auch in der Formel-1-Saison 2016 mit seinem angestammten Fahrergespann. Während Massa in der Königsklasse bereits auf 14 Jahre Rennerfahrung zurückblicken kann, stieg Bottas 2013 vom Testfahrer zum Stammpilot auf. Ende 2015 führte Williams mit Lance Stroll ein neues junges Talent als Entwicklungsfahrer ein. Eine Nachwuchsförderung wie bei Red Bull plant das britische Rennsportteam allerdings nicht.

Titel-Bild zur News: Claire Williams

Co-Teamchefin Claire Williams sieht in Kontinuität den Schlüssel zum Erfolg Zoom

"Wir bei uns setzen auf Stabilität", betont Claire Williams im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Auf Grundlage dessen, wo wir in den zurückliegenden Jahren gestanden haben, wollen wir einfach in diesem Bereich stabil aufgestellt sein", erklärt sie das Credo des Teams. Mit Bottas und Massa sei man sehr glücklich. "Das alles hat aber nichts mit Änderungen in unserem Fahrerprogramm zu tun", so die stellvertretende Teamchefin.

Eine dieser Änderungen betraf zuletzt den 17-jährigen Kanadier Stroll, der am Rande des Formel-1-Saisonfinales in Abu Dhabi 2015 als Entwicklungsfahrer offiziell vorgestellt wurde. Der Nachfolger von Susie Wolff fährt parallel in der Formel-3-Europameisterschaft und soll ähnlich wie einst Bottas Williams' Aufbauprogramm durchlaufen. Auf den Strecken werden er und Williams' zweiter Entwicklungsfahrer Alex Lynn jedoch vorerst nicht zum Einsatz kommen. Freitagseinsätze sind laut Claire Williams nicht geplant.

Dabei ist Neuzugang Lance Stroll mit massiven finanziellen Mitteln ausgestattet. Sein Vater Lawrence Stroll ist ein bekannter Mode-Tycoon aus Kanada. Im vergangenen Jahr war sogar darüber spekuliert worden, dass der Mittfünziger für eine Summe von 120 Millionen Euro bei Williams einsteigen wolle, um seinem Sohn langfristig ein Cockpit zu sichern. Zuvor soll er mit Anteilen an Lotus und Sauber geliebäugelt haben. Claire Williams allerdings wiegelt ab: "Nein, er hat nicht ins Team investiert."


Fotos: Williams, Großer Preis von Australien


Claire Williams: Formel-1-Fahrer bleiben länger im Sport

Die 39-Jährige setzt auf Kontinuität. Einen weiteren Max Verstappen, der mit gerade einmal 17 Jahren und nach nur einem Jahr in der Formel 3 direkt zu Toro Rosso in die Formel 1 wechselte, wird es - schon allein wegen der nunmehr strengeren FIA-Regularien - weder bei Williams noch einem anderen Rennstall geben. Überhaupt betont die Co-Teamchefin: "Es gibt einfach die Entwicklung, dass die Fahrer länger im Sport bleiben. Fernando Alonso oder Jenson Button sind weit über ein Jahrzehnt dabei."

Zudem sei die Zahl der verfügbaren Plätze begrenzt. Um Risiken zu vermeiden, setzten viele Teams auf bewährte Talente statt junge Fahrer, meint Williams: "Die finanzstärkeren Teams können sich bewährte Topfahrer leisten, wie zum Beispiel einen Alonso. Sie nehmen eher solche Leute, bevor sie ein Risiko eingehen." Bei anderen Formel-1-Teams stünden wiederum finanzielle Zusammenhänge hinter der Fahrerwahl.


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Insgesamt sei die Zahl der Nachwuchstalente, die in die Königsklasse vordringen, nicht mehr so groß wie in den 1990er Jahren, gibt Williams zu. "Allerdings gibt es sie immer noch: Verstappen, Sainz, Magnussen ist zurück, Wehrlein neu dabei. Es ist eine gesunde Fluktuation", findet die Tochter von Teamchef Frank Williams. "Man will schließlich nicht jedes Jahr das halbe Fahrerfeld ausgetauscht haben."