Vergne: "Sollte Red Bull anrufen..."

Jean-Eric Vergne schließt einen Aufstieg ins Red-Bull-Team noch nicht gänzlich aus, bereitet sich insgeheim aber auf einen Verbleib bei Toro Rosso vor

(Motorsport-Total.com) - Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne überraschte am Belgien-Freitag mit Platz fünf. Seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo, der aller Voraussicht nach zur kommenden Saison ins Weltmeisterteam Red Bull wechselt um dort die Nachfolge von Landsmann Mark Webber anzutreten, ließ Vergne im zweiten Freien Training deutlich hinter sich. Ricciardo fehlte als 16. der Zeitenliste mehr als eine Sekunde auf die Zeit von Vergne.

Titel-Bild zur News: Jean-Eric Vergne

Jean-Eric Vergne wird wohl auch 2014 im Toro-Rosso-Cockpit Platz nehmen Zoom

Zwar ist Ricciardo als neuer Red-Bull-Teamkollege von Sebastian Vettel noch nicht bestätigt, Kimi Räikkönen scheint jedoch aus dem Rennen, was die Kandidatenliste erheblich einschränkt. Fakt ist: Um Ricciardo findet sich bei den zurückliegenden Rennen regelmäßig eine Reporter-Traube, während sich für Vergne kaum jemand interessiert. Wie beurteilt der Franzose selbst seine Chancen für einen Aufstieg ins Red-Bull-Team?

"Ich war in dieses Thema nie involviert", betont Vergne im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Ich traue weder den Medien noch dem, was die Leute sagen. Ich vertraue einzig und allein auf meine Ergebnisse und darauf, was ich tun muss", sagt der Franzose und unterstreicht im Hinblick auf die Webber-Nachfolge: "Dazu kann ich nichts sagen." Eine definitive Absage habe er aber weder von Red-Bull-Teamchef Christian Horner noch von Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bekommen.

Toro-Rosso-Verbleib keine schlechte Wahl

"Eines ist klar: Sollte Red Bull anrufen, dann werde ich natürlich dorthin gehen. Sollte Red Bull nicht anrufen, dann werde ich bei Toro Rosso bleiben", macht sich Vergne nichts vor und betont damit, dass er das Angebot von Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost, wonach für den Franzosen ein Cockpit reserviert wäre, annehmen würde. Letzteres wäre keine schlechte Wahl, wie der Noch-Teamkollege von Ricciardo vorgibt: "Einerseits hätte ich das schnellste Formel-1-Auto im Feld. Andererseits wäre ich bei Toro Rosso Teil eines aufstrebenden Teams, das sukzessive besser wird. So gesehen kann auch das richtig interessant sein. Ich wäre mit jeder der beiden Lösungen zufrieden."

Interessant ist die Tatsache, dass Ricciardo ab dem Zeitpunkt von Webbers Formel-1-Abschiedsbekanntgabe plötzlich im Qualifying förmlich explodierte und Vergne in den Schatten stellte. Bis dahin waren die beiden Toro-Rosso-Piloten auf vergleichbarem Level unterwegs. Vergne erklärt sich das so: "Ich hatte einfach Pech. In Silverstone hätte ich vor ihm liegen müssen, doch ich wurde auf meiner schnellsten Runde von einem anderen Fahrer blockiert. In den beiden anderen Qualifyings (Nürburgring und Hungaroring; Anm. d. Red.) war ich einfach nicht schnell genug, weil mein Auto ganz bewusst eher für das Rennen abgestimmt war."


Fotos: Jean-Eric Vergne, Großer Preis von Belgien


Am Nürburgring sah Vergne die Zielflagge aufgrund eines Hydraulikdefekts nicht, doch auf dem Hungaroring ging die Rechnung des Franzosen auf und er beendete das Rennen vor Teamkollege Ricciardo. WM-Punkte gab es dafür allerdings nicht. "Es mag vielleicht schnell der Eindruck entstehen, dass ich im Qualifying langsamer bin, doch man muss das Gesamtbild betrachten", mahnt Vergne und rechnet fest damit, dass das Qualifying-Pendel bald wieder zu seinen Gunsten ausschwingen wird: "Natürlich. Ich habe den Speed und weiß, dass ich nicht langsamer bin als er. Jetzt liegt es an mir, alles richtig zu machen, um im Qualifying der Schnellere zu sein." Nach WM-Punkten hat Vergne gegenüber Ricciardo derzeit mit 13:11 knapp die Nase vorn.