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  • 12.03.2015 07:55

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Van der Garde vs. Sauber: Beschlagnahmung oder Verhaftung?

Die Anwälte von Giedo van der Garde fordern vor Gericht nun die Durchsetzung seiner Interessen: Blockt Sauber ab? - Anwälte fordern Liste des Sauber-Materials an

(Motorsport-Total.com) - Giedo van der Garde steht in der Formel-1-Saison 2015 ein Renncockpit bei Sauber zu. Diese Entscheidung hat der Oberste Gerichtshof des australischen Bundesstaates Victoria am frühen Donnerstagmorgen (MEZ) noch einmal bestätigt. Die Richter wiesen eine Berufung seitens Sauber ab. Die Schweizer hatten versucht, die am Mittwoch verkündete Entscheidung, dass van der Garde einen Rechtsanspruch auf die Teilnahme am Auftakt in Melbourne habe, angefochten.

Titel-Bild zur News: Giedo van der Garde

Will sein Recht mit allen Mitteln durchsetzen: Sauber-Pilot Giedo van der Garde Zoom

Wird der Niederländer nun also kurzfristig das Cockpit von Felipe Nasr oder Marcus Ericsson übernehmen? Das steht noch nicht fest. Sauber wehrt sich offenbar, die Entscheidung des Gerichts sofort umzusetzen. Dies führte zu weiteren Debatten, die erneut unter dem Vorsitz des Richters Croft stattfanden. Der Jurist hatte van der Gardes Ansichten und das Urteil eines schweizerischen Schiedsgerichtes am Mittwoch bestätigt.

Die Anwälte des Niederländers forderten vor Gericht, dass die zuvor bestätigten Vorgaben auch wirklich umgesetzt werden. Man habe das Gefühl, dass Sauber den Fall bis zum Renntag aussitzen wolle, so die Rechtsvertreter von van der Garde. Teamchefin Monisha Kaltenborn warf man vor, dass die in einer Presseerklärung vom Mittwoch noch einmal betont habe, dass der 29-jährige Pilot bei einem kurzfristigen Einsatz ein Sicherheitsrisiko darstellen könne. Genau dies hatten die Richter nach Anhörung von FIA-Fachleuten verneint.

Setzt Sauber auf Verzögerungstaktik?

Der Sauber-Anwalt bestätigte auf Nachfrage des Richters zwar, dass das Team die Entscheidung umsetzen wolle, aber er ließ offen, was von Seiten der Mannschaft aus Hinwil diesbezüglich unternommen wurde. Dies wiederum brachte die Gegenseite derart in Rage, dass man plötzlich von "möglichen Beschlagnahmungen" und sogar von etwaiger Haft für Teamchefin Kaltenborn sprach. Der Richter brach die hitzige Diskussion nach rund 30 Minuten ab und setzte eine Fortsetzung für Freitagmorgen um 10:30 Uhr (Ortszeit) an.

Bis dorthin soll Sauber eine genaue Liste jener Teamausstattung aufstellen, die man mit nach Melbourne gebracht hat. Deutet sich dort womöglich eine Beschlagnahmung an? Die australische Justiz scheint dies tatsächlich in Erwägung zu ziehen. Dann wäre ein Start des Teams beim Auftakt im Albert Park unmöglich. Keiner der drei unter Vertrag stehenden Piloten könnte somit zum Einsatz kommen - ein noch viel größeres Drama für Team, Fahrer und die gesamte Formel 1.

Welche Möglichkeiten hat Sauber noch, um einen Start des Niederländers zu verhindern? Ein Ansatz findet sich offenbar im Prozedere bei der Ausstellung der erforderlichen Superlizenz. Die eigentliche Rennlizenz muss vom Piloten beim jeweiligen nationalen Motorsportverband beantragt werden. Diese Maßnahme hat van der Garde offenbar in der vergangenen Woche auf den Weg gebracht. Der Antrag auf Ausstellung einer Superlizenz für die Formel 1 muss jedoch vom Team eingereicht werden. Auch die damit verbundenen Kosten müssen getragen werden. Klappt dies kurzfristig? Das ist fraglich.

"Zuerst muss ich mich bei meiner nationalen Sportbehörde um eine A-Lizenz bemühen. Bei mir ist das der DMSB. Wenn ich die Lizenz habe, schicke ich sie an das Team, das dann bei der FIA die Superlizenz beantragt", schildert Force-India-Pilot Nico Hülkenberg das Vorgehen. "Ich muss das jedes Jahr neu machen. Die Lizenz kostet nämlich ordentlich Geld." Im Falle van der Garde wird es am niederländischen Verband bestimmt nicht scheitern...