US F1: Die Skunk Works als Inspiration
Ken Anderson und Peter Windsor wollen im kommenden Jahr mit ihrem US F1-Team überraschen und ihr Rennstallmodell zum Erfolg führen
(Motorsport-Total.com) - 2010 beginnt in der Formel 1 eine neue Zeitrechnung, denn das Starterfeld der Rennserie wird massiv vergrößert: Bis zu vier neue Rennställe wollen in der kommenden Saison mit dabei sein und bereiten sich derzeit akribisch auf ihr Renndebüt vor. Während die meisten Teams ihre Basis in Europa aufgeschlagen haben, gehen Ken Anderson und Peter Windsor einen anderen Weg - den amerikanischen.

© Dieter Rencken
Ken Anderson und Peter Windsor steigen 2010 mit ihrem Team in die Formel 1 ein
Die ersten Überlegungen stellte das Duo bereits vor einigen Jahren an, wie Windsor rückblickend in einem Gastartikel in der 'New York Times' erläutert. "2006 kontaktierte mich Ken erstmals in Bezug auf seine Formel-1-Idee", berichtet Windsor von den Anfängen von US F1. Damals war Anderson als Ingenieur im NASCAR-Team von Gene Haas tätig - und bewegte diesen zu einer großen Investition.#w1#
"Er sagte mir, dass er Haas davon überzeugen konnte, das Design und die Konstruktion eines Windkanals in North Carolina zu finanzieren. Er selbst würde das Projekt managen", erzählt Windsor. "Sollte dieser Plan gelingen, so versprach er mir, dann wäre ein Formel-1-Rennstall der nächste Schritt. Ich habe dann die Fortschritte des späteren Windshear-Windkanals verfolgt."
Der Grundstein ist der Windshear-Windkanal
"Ende 2007 hatte Ken den Bau vorzeitig abgeschlossen und war dabei sogar unter dem veranschlagten Budget geblieben. Die meisten der heutigen Topteams in der Formel 1 haben 2008 einige Zeit in Windshear verbracht und fast alle haben es zur besten Anlage überhaupt erklärt. Von da an war es nur noch ein kleiner Schritt zu einem US-amerikanischen Formel-1-Team", so Windsor.
Doch es sollte schließlich bis 2009 dauern, bis sich die Pläne des Rennstalls um Anderson und Windsor konkretisierten. "Es gibt kein Handbuch, wie man ein neues Formel-1-Team auf die Beine stellt. Wir betreten da vollkommenes Neuland", erläutert Windsor. "Dadurch, dass wir unser komplettes Auto bei uns in der Fabrik herstellen, sind wir das erste brandneue Formel-1-Team des 21. Jahrhunderts."
Ganz korrekt ist diese Aussage freilich nicht, denn auch Toyota vollzog im neuen Jahrtausend den Einstieg in den Grand-Prix-Rennsport: Der japanisch-deutsche Rennstall ist seit 2002 in der Formel 1 unterwegs. Immerhin: "Wir sind das erste Team, das seine Rennwagen in den Vereinigten Staaten konstruiert - seit Dan Gurney und seinen Eagles in den 1960er-Jahren", hält Windsor fest.
Die Skunk Works als Vorbild
Der Weg von US F1 war aber mit Steinen gespickt: "Bevor die Rezession richtig einschlug, wollte uns niemand glauben, dass wir ein Team mit einem deutlich unter der Formel-1-Norm liegenden Budgetrahmen führen könnten. In der Rezession begannen die Leute dann plötzlich damit, uns zuzuhören", so Windsor - mittlerweile hat sich die Formel 1 einen drastischen Sparkurs verordnet.
Einem solchen folgt US F1 schon immer: "Wir haben uns von Anfang an von Kelly Johnsons Philosophie der Skunk Works inspirieren lassen - und das treibt uns bis heute an", sagt Windsor. Vor allem die ursprünglich anvisierte Kostendeckelung hätte die Formel 1 für das US-amerikanische Team interessant gemacht, doch auch ohne diesen Spareffekt rechnet sich der Rennstall Chancen aus.
Anderson und Windsor orientieren sich dabei voll und ganz an ihrem Vorbild: "Als Johnson darüber schrieb, dass Erfolg hauptsächlich durch das Anstellen von möglichst wenigen der besten Personen und bei gleichzeitig strenger Überwachung der Mitarbeiterzahl eines Unternehmens entsteht, hat er zugleich die Philosophie niedergeschrieben, wie ein Formel-1-Rennstall ab 2010 operieren soll."

