• 12.07.2002 14:00

  • von Fabian Hust

Turbulenzen im Jaguar-Team nehmen wieder zu

Jaguar-Teamchef Niki Lauda hat Chefdesigner John Russell beurlaubt und kämpft selbst um seine Zukunft bei den Grünen

(Motorsport-Total.com) - In das Jaguar-Team will einfach keine Ruhe einkehren. Nach unendlichen Personalrochaden in den vergangenen Jahren hat Teamchef Niki Lauda Designer John Russell in Zwangsurlaub geschickt ? weil der neue Jaguar R3B nicht den erhofften Sprung nach vorne gebracht hat: "Nach einem Gespräch mit mir haben wir ihn auf Urlaub geschickt", so der Österreicher in einem Interview mit der 'Kronen Zeitung'.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Jaguar-Teamchef Niki Lauda hat zurzeit nichts als Sorgen

Erst Anfang Januar hatte sich das Team vom Technischen Direktor Steve Nichols getrennt, im Dezember vergangenen Jahres musste Gary Andersson ? ebenfalls zuvor als Technischer Direktor tätig - das Team verlassen. Ebenfalls abdanken mussten vergangenes Jahr Teamchef Bobby Rahal, die Renningenieure Andy le Fleming, Rob Gearing und Gerry Hughes, Elektrikspezialist Andy Rice und Designer Dave Rendall.

Trotz der enttäuschenden Vorstellung mit dem neuen Auto in Silverstone kommt die Beurlaubung, der in Kürze die Entlassung folgen dürfte, für viele Experten zu früh. Die laut Windkanalsdaten um zehn Prozent verbesserten Abtriebswerte hatten sich bei einem Vermessungstest zunächst auf der Strecke bestätigt, konnten dann aber in Silverstone nicht umgesetzt werden, was allerdings auch mit einem nicht optimalen Setup zusammenhängen könnte, schließlich kennt man das Verhalten des R3B viel zu wenig.

Der schwere Unfall von James Courtney gestern in Monza kam aus diesem Grund sehr unpassend, denn eigentlich wollte man mit zwei Autos so viele Daten wie möglich sammeln. Niki Lauda versucht dennoch alles, um sein Team nach vorne zu bringen. BAR-Testfahrer Anthony Davidson soll angeblich im September für das Team testen, Renault-Testfahrer Fernando Alonso und Minardi-Pilot Mark Webber hat der Österreicher schon ausgetestet.

Um Niki Lauda selbst halten sich Gerüchte hartnäckig, wonach seine Position selbst in Gefahr ist: "Wer keine Erfolge hat, ist angreifbar", gibt der Österreich zu. Der ehemalige Formel-1-Champion hofft, dass die Chefetage von Ford begreift, dass man nicht von heute auf morgen Erfolg haben kann. Aber vielleicht wird Lauda bald seine Tätigkeit als RTL-Experte aufgeben müssen, um sich voll und ganz auf Jaguar zu konzentrieren, wo eine Turbulenz im Moment der nächsten zu folgen scheint.

Im Moment geht Niki Lauda den Problemen aus dem Weg, in dem er keine Zeitungen liest, aber die Sorgenfalten kehren jeden Tag wieder zurück. Zusätzlich zu den Problemen bei Jaguar gab es in letzter Zeit auch bei Cosworth Ärger, als das Arrows-Team für die Motoren nicht zahlte. Muss Arrows in der Saison aufgeben, würde das für die Motorenschmiede einen finanziellen Einschnitt bedeuten.