• 15.02.2002 10:46

  • von Marcus Kollmann

Trulli: Sieg mit Renault in diesem Jahr wäre schön

Im Interview spricht der Italiener über sein neues Team, Briatore, Button und die Ziele die er mit Renault erreichen will

(Motorsport-Total.com) - In seinem sechsten Jahr in der Formel 1 freut sich Jarno Trulli endlich für ein Top-Team fahren zu dürfen. Nachdem der 27-Jährige Italiener 1997 bei den Teams Minardi und Prost seine erste Saison gefahren hatte und die folgenden zwei Jahre bei Prost und anschließend zwei Jahre bei Jordan fuhr, hofft er, dass ihm bei und mit dem Renault F1-Team der große Durchbruch in der Königsklasse gelingt.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli (Renault F1)

Trulli möchte diese Saison aufs Podium und einen Sieg holen

Bislang konnte der aus Pescara stammende Italiener nur insgesamt 29 WM-Punkte sammeln, doch das lag nicht etwa an dem fehlenden Können, sondern meist versagte ihm die Technik seines Boliden den Dienst oder Fortuna war ihm nicht hold. Wie zum Beispiel 1997 beim Großen Preis von Österreich, wo er im Prost-Mugen-Honda ganz vorne an der Spitze fuhr und ein Motorschaden ihn dann jäh aller Chancen beraubte. Der als starker Qualifyer bekannte Racer hofft, dass er mit dem um Weltmeisterschaften zu gewinnen in die Formel 1 zurückgekehrten Renault F1-Team schon bald seinen ersten Sieg erlangen kann. Im nachfolgenden Interview spricht der in Monaco lebende Rennfahrer über die Ziele, seinen Teamkollegen, Flavio Briatore und die Konkurrenz.

Frage: "Jarno, was bedeutet es für dich jetzt für ein Team wie Renault zu fahren?"
Jarno Trulli: "Nun, zunächst einmal, dass ich zum ersten Mal für ein Team fahren werde, das bereits die Weltmeisterschaft gewonnen hat und das diese Leistung jetzt wiederholen will. Für mich ist das eine große Chance, die ich unbedingt nutzen will. Renault hat in den 90er-Jahren elf Weltmeisterschaftstitel gewonnen. Das erste Mal in meiner Karriere werde ich jetzt die Unterstützung und Ressourcen eines großen Herstellers im Rücken haben - in jedem Bereich. Jeder in dieses Projekt involvierte Mitarbeiter ist voller Hingabe."

"Jenson und ich werden gut miteiannder auskommen"

Frage: "Wie war das Trainingscamp in Kenia?"
Trulli: "Es hat Spaß gemacht. Wir waren beinahe zwei Wochen dort und absolvierten ein sehr produktives Programm. Ich kannte die Fitness-Betreuer von Renault F1 bereits von meinem Training nach der Saison. Bei diesem Camp hatten wir jedoch die Möglichkeit uns alle ein wenig besser kennen zu lernen. Ich habe auch viel Zeit mit meinen Teamkollegen, Jenson und Fernando, verbracht. Es war wirklich eine gute Atmosphäre und die Gelegenheit die anderen kennen zu lernen."

Frage: "Wie kommst du mit Jenson zurecht? Teilt ihr gemeinsame Eigenschaften?"
Trulli: "Jenson scheint ein wirklich aufrichtiger Kerl zu sein. Ich denke, dass ich gut mit ihm auskommen werde. Natürlich werden wir beide versuchen besser als der andere zu sein, aber wir wollen gemeinsam gute Leistungen für das Team erbringen. Ich denke, dass wir ein gutes Jahr haben und uns gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben und Renault F1 helfen werden in der Startaufstellung weiter nach vorne zu kommen."

Frage: "Wie ist es jetzt, wo der Saisonbeginn unmittelbar bevorsteht, um die Stimmung im Team bestellt?"
Trulli: "Wir sind bereit. Das neue Auto ist wie geplant fertig und jeder im Team ist zuversichtlich. Wir sind optimistisch da weiterzumachen wo das Team Ende letzter Saison stand und wollen auf diesen Leistungen aufbauen. Die ganzen Leute in der Fabrik freuen sich darauf zu sehen, dass sich die harte Arbeit des letzten Jahres nun auszahlen wird."

"Wir wollen Punkte holen und aufs Podium fahren"

Frage: "Flavio Briatore hat sich eine ganze Zeit lang um dich gekümmert. Wie ist euer Verhältnis zueinander?"
Trulli: "Gut. Ich habe großen Respekt vor dem was er erreicht hat und es ist toll die Möglichkeit zu haben mit ihm arbeiten zu können. Er hat mich in die Formel 1 gebracht und mir geholfen zu Renault F1 zu kommen. Ich will das Beste daraus machen. Ich möchte gute Leistungen zeigen. Für mich selbst und auch um Flavio zu bestätigen. Dass sein in mich gesetztes Vertrauen gerechtfertigt war. Er hat mir die Chance gegeben und nun liegt es an mir zu beweisen, dass ich das auch verdient habe."

Frage: "Welche Ziele hast du für diese Saison und welche das Team?"
Trulli: "Nun, zunächst einmal muss ich sagen, dass man nicht zwischen meinen Zielen und denen des Teams unterscheiden sollte. Wir wollen Platz 4 bei den Konstrukteuren zum Ende des Jahres erreichen. Das bedeutet, dass wir regelmäßig Punkte holen müssen und vielleicht ein paar Mal aufs Podium fahren. Natürlich würde ich mich auch sehr darüber freuen, wenn ich mit meinem ersten Sieg zum Erreichen unseres Ziels beitragen könnte."

Frage: "Wen hast du als deine Hauptgegner ausgemacht und warum?"
Trulli: "Es gibt keine Frage nach welchen Teams wir greifen. Das sind die drei Top-Teams: Ferrari, Williams und McLaren. Aber bis zum Rennen in Melbourne weiß niemand genau wo er steht."

Mit Renault Weltmeister zu werden wäre eine Ehre für mich"

Frage: "Welchen Einfluss konntest du von technischer Seite her auf den R202 nehmen?"
Trulli: "Keinen. Als ich ins Team kam, war es bereits zu spät, um den Entwicklungsprozess noch beeinflussen zu können. Über die Anpassung des Cockpits an meine persönlichen Vorlieben hinaus hatte ich keinen Einfluss. Dieses Jahr hoffe ich jedoch, dass ich meinen Ingenieuren gutes Feed-back geben kann und dadurch zur Entwicklung des Autos meinen Beitrag leisten werde."

Frage: "Und warum glaubst du, dass das Team bald wieder zu den Gewinnern gehören wird?"
Trulli: "Wir haben einen Langzeitplan. Renault F1 hat den Ehrgeiz und die Erfahrung, welche man zum Gewinn von Rennen und Weltmeisterschaften unbedingt braucht. Die Entscheidung des Teams, letzte Saison den neuen Motor durch den Renneinsatz zu erproben, war richtig und eine kalkulierbare Sache. Bereits jetzt wird schon am Auto für die Saison 2003 gearbeitet. Das Team in Viry wird auch schon bald alles für 2004 vorbereiten. Das gesamte Team ist darum bemüht in Zukunft Weltmeisterschaften zu gewinnen und dieses Jahr ist nur ein weiterer Schritt in die Richtung Erfolg zu haben."

Frage: "Was würde es dir bedeuten, wenn du Renault an die Spitze führen könntest?"
Trulli: "Das ist ganz einfach: Ehre, Stolz und Freude. Mein Traum ist es natürlich die Weltmeisterschaft zu gewinnen, aber dies für eine Firma wie Renault zu tun wäre schon etwas ganz besonderes. Das würde bedeuten, dass ich mir meinen Platz in der beinahe ein Jahrhundert zurückreichenden Geschichte Renaults sichern würde. Aber es würde auch bedeuten, und das ist noch wichtiger, dass ich diesen Erfolg durch die Arbeit und für die sechshundert Mitarbeiter in der Fabrik und die Tausenden Angestellten Renaults auf der ganzen Welt holen würde. Die gesamte Firma ist voller Freude in die Formel 1 zurückzukehren und will gut aussehen. Auf meinen Schultern lastet also eine große Verantwortung. Gleichzeitig habe ich aber auch die gesamte Unterstützung im Rücken und ich will von dem in mich gesetzten Vertrauen so viel ich kann auf die bestmögliche Art und Weise zurückgeben."