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Faure: Wollen Platz 4 der Konstrukteure erreichen
Der Franzose über die Beweggründe der Rückkehr in die Formel 1 und die Ziele des Teams in diesem und in den nächsten Jahren
(Motorsport-Total.com) - Nach einem schwierigen Vorbereitungs- und Entwicklungsjahr in der Saison 2001, in der man als Benetton-Renault-Team am Ende mit 10 WM-Punkten Platz sieben der Konstrukteure belegte, soll es dieses Jahr als Renault F1-Team weiter für das französische Werksteam voran gehen. Ermutigt vom deutlichen Aufwärtstrend, den der Benetton mit Renault-Motor Ende vergangenen Jahres zeigte, hofft Patrick Faure, Stellvertretender Generaldirektor Renault S.A., Präsident Renault F1, dass man mit dem R202 Sauber den vierten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft streitig machen kann und 2003 im Stande ist bei der Titel-Vergabe ein Wörtchen mitzureden.

© Renault
Faure ist ein Motorsportliebhaber durch und durch
Der 55-jährige Franzose äußert sich im nachfolgenden Interview zu den Beweggründen von Renaults Rückkehr als Werksteam in die Formel 1 und spricht über das Aufbaujahr 2001 und die Ziele die man sich gesetzt hat.
Frage: "Ist es für Sie, als Präsident von Renault F1, ein Traum der mit der Rückkehr in die F1 als Hersteller nun wahr wird?"
Patrick Faure: "Nein, nicht ganz. Als Renault 1996 bekannt gab sich aus der Formel 1 zurückzuziehen, da haben wir gesagt, dass wir zurückkehren würden sobald wir eine wirklich innovative Technologie hätten, ein Motorkonzept mit dem man Rennen gewinnen kann. Jetzt sind wir der Überzeugung, dass wir alle notwendigen Trümpfe in der Hand halten, um dieses Versprechen einzulösen. Wir wollen eine Weltmeisterschaft mit einem zu 100 Prozent Renault gehörendem Team erreichen."
Frage: "Inwiefern werten Sie den Erfolg als Hersteller im Vergleich zu dem als Motorenlieferanten anders?"
Faure: "Unsere Rückkehr in die Formel 1 mit unserem eigenen Team wird zunächst einmal für mehr Publicity sorgen als das unsere Siege, die wir als Motorenlieferanten hatten, je konnten. Unsere Leistungen werden nicht durch die Teams, wie Williams oder Benetton, welche in den 90er-Jahren zu unseren Partnern gehörten, geschmälert werden. Von März 2002 an sind alle Siege die wir erreichen zu hundert Prozent Renaults Siege, genauso verhält es sich aber auch mit den Niederlagen. Es ist deshalb wichtig, dass wir ziemlich schleunigst an die Spitze des Feldes gelangen und damit beginnen beeindruckende Ergebnisse, wie zum Beispiel ein paar Podiumsplätze, herauszufahren."
Besitzen die Technologie, um wieder Rennen zu gewinnen
Frage: "Was bedeutet es Ihnen, dass Renault in Sachen Innovation in der Formel 1 die Führungsrolle übernommen hat?"
Faure: "Ein wesentlicher Bestandteil der Formel 1 ist schon immer das Streben und die Suche nach Innovationen und neuen Technologien gewesen. Um heutzutage Rennen gewinnen zu können, muss man neue Wege gehen. Renault ist in dieser Hinsicht schon immer ein Vorreiter gewesen und stand immer an der Spitze. Sei es mit den ersten Turbo-Motoren, der pneumatischen Ventilsteuerung oder anschließend mit einer neuen Generation der V10-Motoren. Wir haben bestehende Grenzen durchbrochen und jetzt eine neue Technologie, welche uns erlauben wird wieder Rennen zu gewinnen."
Frage: "Wie groß ist Ihr persönlicher Beitrag zur Realisierung dieses Projektes gewesen?"
Faure: "Nun, wenn eine Firma wie Renault in der Formel 1 antritt, dann tut sie das aus der Verpflichtung heraus gewinnen zu wollen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir uns alle zur Verfügung stehenden Mittel benutzen. Die Investitionen der Firma bedeuten, dass sich jede Person absolut einsetzen muss. Ich selbst fühle, dass ich eine persönliche Herausforderung angenommen habe. Mein Wille zu gewinnen wird von allen Angestellten geteilt."
Frage: "Wie lange hat es gedauert, bis sie die Pläne mit der Rückkehr in die Tat umsetzen konnten?"
Faure: "Unsere Entscheidung, 2002 in die Formel 1 zurückzukehren, wurde schneller getroffen als zunächst erwartet. Wir mussten nur die Saison 2001 beenden, um unser Team in technischer als auch in organisatorischer Hinsicht zusammenzubringen."
Fortschritte erzielt man nur durch Wettkampf
Frage: "Wenn Sie auf das letzte Jahr zurückblicken, wie beurteilen Sie dann den Entschluss als Benetton-Team den neuen Motor im harten Wettkampf und in der Öffentlichkeit zu erproben?"
Faure: "Nun ja, es ist ja bekannt, dass man in der Formel 1 am schnellsten durch die auf der Rennstrecke gesammelten Erfahrungen Fortschritte macht. Der einzige Weg, um Fortschritte zu erzielen, ist nun einmal gegen die anderen anzutreten. So bekommt man ziemlich schnell mit wo man steht. Als wir letztes Jahr das Auto vorgestellt haben, da machten wir ja keinen Hehl daraus, dass 2001 eine Übergangssaison, ein Jahr der Anpassungen, sein würde. Wir konnten neue Dinge mit dem RS21-Motor ausprobieren und über die Saison hinweg war zu sehen, dass wir einen großen Schritt machten, nachdem die Entwicklungs- und Testphase abgeschlossen war.
Frage: "Sie selbst sind seit 1979 bei Renault tätig. Ist irgendetwas, was Sie dort bis heute erlebt haben, mit dem Launch des R202 und dem des Renault-Werksteams zu vergleichen?"
Faure: "In den 23 Jahren die ich bei Renault bin gab es für mich oftmals Erfolge und Freude aber auch Probleme durch unser Engagement im Motorsport und in den anderen Bereichen. Aber es stimmt, dass der Moment, an dem der R202 in Australien in der Startaufstellung stehen wird, einer der größten Augenblicke in meiner Karriere sein wird. Ich kann das nicht mit der Vorstellung des Renault Mégane, welche ich als Leiter von Renaults Verkaufs- und Marketing-Abteilung durchführen durfte, vergleichen. Und man kann es auch nicht mit unserem ersten Titelgewinn als Motorenpartner von Williams im Jahr 1992 vergleichen, aber es wird einer der größten Momente sein."
Frage: "Es ist ganz offensichtlich, dass sie den Motorsport sehr lieben. Wie wichtig ist gerade diese Begeisterung für Ihre Aufgabe als Präsident von Renault F1?"
Faure: "Ich denke, dass man unbedingt ein Motorsportliebhaber sein muss, um ein Formel-1-Team führen zu können. Es gibt so viele Risiken, so viele Unbekannten, mit denen man zurechtkommen muss, sodass man wirklich diese gewisse Verrücktheit, die einen Enthusiasten auszeichnet, besitzen muss. Aber das bedeutet nicht, dass ich deshalb meinen kühlen Kopf und den Überblick über den gegenwärtigen Stand und die wesentlichen Dinge verliere."
2002 will Renault leistungsmäßig zu den Top-Teams aufschließen
Frage: "Ganz ehrlich. Wie schnell sehnen Sie den ultimativen Erfolg herbei? Welche Ziele haben Sie für dieses Jahr?"
Faure: "Diese Saison sollten wir sowohl in der Startaufstellung als auch während der Rennen nahe an der Spitze mitfahren. Danach, in der Saison 2003 und 2004, sollten wir in der Position sein Rennen gewinnen und um die Weltmeisterschaft kämpfen zu können. Man darf aber nicht vergessen, dass die jetzigen Teams an der Spitze Jahre gebraucht haben bevor sie Rennen und Meisterschaften gewonnen haben. Für uns wird es ganz sicher schwierig werden, aber es ist gleichzeitig auch eine kühne Herausforderung."
Frage: "Will Renault die Weltmeisterschaft eher aus Gründen des Ansehens und Ruhms für die Firma oder aus Publicity-Gründen gewinnen?
Faure: "Über die letzten Jahre hat sich Renault allen möglichen Herausforderungen gestellt. Vom ersten Sieg des Renault Frères' 1899 bei einem Straßenrennen, bis zu den sechs hintereinander geholten Weltmeistertiteln, sind wir immer ganz vorne mitgefahren und haben nach neuen technischen Lösungen gesucht. Das ist der Grund, warum wir sagen, dass Renault die Formel 1 sozusagen in seinem Blut hat. Sie ist ein grundlegender Bestandteil unserer Vergangenheit. Aber wir geben auch zu, dass man über die Formel 1 heutzutage sehr viele Menschen ansprechen kann und durch sein Engagement den Verkauf der eigenen Autos fördern kann. Es ist ja schließlich kein Zufall, dass alle führenden Hersteller sich für ein Engagement in der Formel 1 entschieden haben. Ich sehe die sportliche Herausforderung und Entschlossenheit als Möglichkeit, um Renaults Bekanntheitsgrad und Reputation zu vergrößern. Für mich ist das kein Widerspruch in sich."

