• 22.05.2004 18:03

Trulli: "Ich schaue nur auf mich selbst"

Der Polesetter erklärt, warum er sein Rennen nicht auf Schumacher ausrichten will und erklärt seine Top-Leistung im Qualifying

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jarno, was sind deine Gedanken zu deiner allerersten Pole Position überhaupt, gerade hier in Monaco?"
Jarno Trulli: "Naja, ich kann meine Rundenzeit gar nicht wirklich glauben, denn ich hätte nie gedacht, dass ich unter 1:14 fahren kann, aber ich muss sagen, die Reifen haben großartig funktioniert. Heute Morgen hatte ich leichtes Untersteuern, aber das konnten wir korrigieren. Die Runde war ziemlich beeindruckend und ich bin zufrieden, auf der Pole zu stehen, der ich so lange hinterher gelaufen bin, speziell hier in Monaco. Morgen wird ein hartes Rennen, aber für heute bin ich einmal happy."

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli und Fernando Alonso

Nach der ersten Pole Position greift Trulli morgen auch nach seinem ersten Sieg

Frage: "Du scheinst diesen Kurs zu lieben. Du warst schon immer schnell hier, seit Beginn deiner Karriere, und einmal standest du schon in der ersten Reihe..."#w1#
Trulli: "Das Einzige, was mir hier noch fehlt, ist der Sieg 1996, als ich in der Formel 3 von der Pole Position aus ins Rennen gegangen bin, aber wegen eines Problems nicht gewinnen konnte. Ich war aber immer ziemlich konkurrenzfähig. An dieser Stelle möchte ich auch den Mechanikern und Ingenieuren und dem Renault-Team ein Kompliment für die Arbeit der letzten Wochen aussprechen, denn sie wollen uns ein besseres Auto mit besserem Handling geben und genau das braucht man in Monaco."

Pole-Runde einzige Zeit an diesem Wochenende unter 1:14

Frage: "Du fuhrst als einziger Pilot unter 1:14 und warst gerade in den letzten beiden Sektoren sehr schnell. Schildere uns deine Runde, bitte!"
Trulli: "Mir war klar, dass wir eng beisammen liegen würden, also musste ich eine Menge Risiko eingehen. Es hat wirklich spitzenmäßig geklappt. Ich wusste, dass der erste Sektor mein schlechtester war, aber ich habe ihn gut hinbekommen, und im zweiten und dritten Sektor bin ich dann regelrecht geflogen, ich weiß gar nicht, warum. Im dritten Sektor lief es wirklich fantastisch, obwohl ich nichts anders gemacht habe als sonst. Ich bin dort sehr schnell, zwei oder drei Zehntel schneller als die anderen Fahrer, und ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Hoffentlich kann ich diese Pace im Rennen beibehalten."

Frage: "Michael Schumacher ist nur Fünfter, startet morgen als Vierter. Was fällt dir dazu ein, denn Monaco ist so ein wichtiges Rennen für ihn und er steht nicht einmal in der ersten Startreihe?"
Trulli: "Naja, jetzt steht er einmal nicht in der ersten Reihe, sondern ich führe. Um ehrlich zu sein, ich schaue nur auf mich selbst. Natürlich ist es eine Enttäuschung für ihn, in Monaco hinten zu stehen, aber er ist ein Champion und ich bin sicher, er kann im Rennen morgen zurückfighten. Aber mir ist das egal, ich genieße jetzt erst einmal diesen Moment."

Frage: "Dritter Platz beim letzten Rennen, jetzt die Pole Position - und was für ein schöner Ort für die erste Pole deiner Karriere, nicht wahr?"
Trulli: "Ja, es ist der richtige Platz für meine erste Pole Position. Jeder Fahrer bemüht sich darum und ich bin dem schon lange hinterher gelaufen. Es kommt auch mit dem richtigen Team, denn ich fühle mich bei Renault sehr wohl. Sie haben mit dem Auto in den letzten Wochen einen Superjob gemacht, speziell hinsichtlich des Handlings, was in Monaco ja ein ganz wichtiger Faktor ist. Wir haben es hinbekommen, das Paket, den Fahrer, das Team. Jetzt führen wir."

"Fuhr im dritten Sektor allen auf und davon..."

Frage: "Wo holst du dem Gefühl nach die Zeit heraus?"
Trulli: "Naja, das ganze Wochenende hatte ich meine Probleme im ersten Sektor, ich war konkurrenzfähig im zweiten und flog regelrecht im dritten. Daher habe ich mir vorgenommen, den ersten Sektor besonders gut zu meistern, denn zweiten etwas besser und im dritten fuhr ich wieder allen davon."

Frage: "Am Mittwoch hast du gesagt, dass du jetzt Siebenter, Sechster, Fünfter, Vierter und Dritter warst und dass du gerne Zweiter werden würdest. Hast du heute deine Marschroute geändert?"
Trulli: "Ich habe immer gesagt, dass ich meine erste Pole Position herausfahren will. Jetzt habe ich sie. Ich habe auch immer gesagt, dass ich einmal gewinnen will. Hoffentlich gelingt mir auch das."

Frage: "Im letzten Sektor hast du drei oder vier Zehntel herausgeholt, das ist ja fast magisch. Hast du eine Erklärung dafür, denn in den Freien Trainings war das nicht so eklatant?"
Trulli: "Doch, es war genau gleich in jedem Sektor. Der erste Sektor war im Qualifying vielleicht eine Spur besser, der zweite gleich wie im Training und der dritte auch ungefähr. Ich habe keine Ahnung, warum ich dort so schnell bin, ich mache nichts Besonderes. Vielleicht hat es etwas mit dem Auto zu tun."

Frage: "Welche Rolle wird die erste Kurve im Kampf um den Sieg spielen?"
Trulli: "Wie immer ist das extrem wichtig, aber wenn du nach der ersten Kurve führst, bedeutet das noch lange nicht, dass du das Rennen auch gewinnst. Wir wissen, dass Monaco so ein schwieriges Rennen ist, in dem alles passieren kann. Es kommt hauptsächlich darauf an, die erste Kurve schadlos zu überstehen und dann das Rennen zu machen."

78 Runden Zeit für einen Konter von Ferrari und Bridgestone

Frage: "Glaubst du, dass dieses Wochenende eine Ausnahme ist oder ist der Abstand zu Ferrari tatsächlich geringer geworden?"
Trulli: "Man muss ehrlich sein: Ich habe über mich und über Renault gesprochen, aber man muss diesmal auch Michelin erwähnen, denn sie hatten heute einen Vorteil gegenüber Bridgestone. Normalerweise ist immer das ganze Paket dafür verantwortlich, wenn es gut läuft. Es sieht so aus, dass hier alle Michelin-Autos besonders konkurrenzfähig sind. Aber Ferrari und Bridgestone haben morgen noch 78 Runden Zeit für ihren Konter."

Frage: "Michael konnte bisher auch problemlos gewinnen, wenn er nicht auf Pole Position stand. Wirst du dich mit dem Team und deinem Stallkollegen an einen Tisch setzen und eine Strategie austüfteln, die einen Abstand zwischen dich und Michael legen könnte?"
Trulli: "Nein, ich denke, das ist nicht fair - nicht für mich und vor allem nicht Fernando gegenüber. Jeder fährt um den Sieg. Warten wir einfach ab, was morgen passiert. Vielleicht ist Ferrari morgen gar nicht schnell genug. Es hat sich einiges geändert, denn drei Michelin-Autos stehen vorne und der Ferrari ist nur Vierter. Sicher werden sie schneller sein, denke ich, aber wir sind zuversichtlich für das Rennen. Dabei werden wir sicher keine unnötige Strategie anwenden, um Ferrari oder sonst irgendjemanden aufzuhalten. Wir wollen mit beiden Fahrzeugen um den Sieg kämpfen."