Trulli: "Ich hatte nichts zu verlieren"
Toyota-Fahrer Jarno Trulli im Interview über den Großen Preis von Italien, seine Begegnung mit Kazuki Nakajima und das Duell mit Timo Glock
(Motorsport-Total.com) - Ausgerechnet bei seinem Heimrennen machte Jarno Trulli keinen Stich. Der italienische Rennfahrer verfehlte im Königlichen Park von Monza die Punkteränge und musste sich obendrein noch hinter langsameren Fahrzeugen anstellen. Nach einem Duell mit dem Teamkollegen, rodelte Trulli gar noch durch das Kiesbett. Im Interview spricht der Toyota-Pilot über seine Eindrücke aus Monza.

© Toyota
Jarno Trulli kam in Monza nicht in die Nähe der begehrten Punktepositionen
Frage: "Jarno, entsprach der Große Preis von Italien deinen Erwartungen?"
Jarno Trulli: "Letztendlich war es das harte Wochenende, das wir erwartet hatten. Wir wussten schon, dass unser Rennwagen nicht sonderlich gut zu Monza passen würde. Wir sind daher nicht davon ausgegangen, unsere Form von Spa wiederholen zu können. Dort stand ich ja schließlich in der ersten Startreihe. Natürlich war es enttäuschend, keine Punkte zu holen, denn das war ganz klar unser Ziel. Wären die Dinge nur etwas anders gelaufen, dann wäre das auch möglich gewesen."#w1#
Frage: "Wie war deine Runde in der Qualifikation?"
Trulli: "Mit meiner zweiten schnellen Runde war ich sehr zufrieden. Die verlief richtig gut. Uns war ohnehin klar, dass es schwierig werden würde, bis in die Top 10 vorzudringen. Wir waren jedenfalls knapp dran, diese Hürde zu nehmen."
"Das Auto hat sich recht gut angefühlt und ich habe auf eine Runde die harte Reifenmischung bevorzugt. Darauf habe ich auch meine schnellste Runde gedreht, war zum Ende der Session aber auch einmal auf den weichen Gummis draußen. Wir konnten einfach nicht dieselben Rundenzeiten erreichen. Wir hatten leider nicht die Geschwindigkeit, um es in die Top 10 zu schaffen."
Frage: "Wie gefallen dir die neuen Kerbs in den Schikanen?"
Trulli: "Sie sind ein guter Kompromiss. Die Situation ist nun wesentlich klarer. Höhere Kerbs bedeuten schlicht und ergreifend, dass du nicht über sie hinweghüpfen kannst. Du wirst dazu gezwungen, außen herumzufahren."
"Das ist schon okay, denn so ist die Linie für jedermann klar ersichtlich. Das Problem ist nur: Wenn du in Schwierigkeiten steckst oder zu weit raus kommst, dann sind die Kerbs einfach einen Tick zu extrem. Die Chance, das Fahrzeug zu beschädigen, ist nun wesentlich größer. Insgesamt bin ich mit den Veränderungen aber zufrieden."
Ein schwieriges Rennen für Trulli
Frage: "Die erste Kurve war recht hektisch. Wie hast du diese Situation gesehen?"
Trulli: "In Monza geht es in der ersten Kurve immer recht eng zu. Auch in diesem Jahr war das nicht anders. In der ersten Schikane gibt es meistens einen Zwischenfalls, denn dort kämpfen sehr viele Autos um sehr wenig Platz. Dieses Mal ging allerdings alle glatt und alle Fahrzeuge sind durchgekommen. Vor allem im Mittelfeld ist das immer eine sehr enge Geschichte. Ich habe eine Position eingebüßt und hing fortan im Verkehr."
Frage: "Wie groß war der Einfluss des Verkehrs auf dein Rennen?"
Trulli: "Ich lag die meiste Zeit über direkt hinter Kazuki Nakajima. Ich fühlte allerdings, dass ich schneller war als er. Doch es war leider nicht genug, um ihn zu überholen. So habe ich also recht viel Zeit verloren und damit auch jede Chance, noch um Punkte zu kämpfen. Nick Heidfeld ist sogar hinter mir losgefahren und hat es bis in die Punkteränge geschafft. Das zeigt, dass es möglich gewesen wäre, wenn sich die Dinge nur ein bisschen anders entwickelt hätten."
Frage: "Was geschah mit dir und Kazuki gegen Rennende in der ersten Schikane?"
Trulli: "Wir näherten uns langsam aber sicher der Zielflagge und um ehrlich zu sein: Es wurde etwas langweilig für mich. Ich entschied dann, dass ich nichts zu verlieren hatte und dass ich in die Lücke stoßen würde, sobald eine da wäre. In der Runde davor habe ich sehr viel Druck gemacht."
"In der Bremszone der langen Geraden sah ich schließlich meine Chance und wollte sie nutzen. Ich habe auf der Innenseite wirklich unheimlich spät gebremst und es hätte auch beinahe geklappt. Leider ging mir dabei die Strecke aus und ich traf die Kerbs. Das war sehr schade, aber immerhin habe ich es versucht und konnte ein bisschen Aufregung verursachen."¿pbvin|512|1956|inside|0|1pb¿
Im Duell mit dem Teamkollegen
Frage: "Was sagst du zu den Duellen mit Timo?"
Trulli: "Wir hatten zwei kleinere Gefechte, die beide sehr viel Spaß gemacht haben. Beim ersten Mal kam er direkt neben mir aus der Box und wir sind Seite an Seite in die erste Schikane eingebogen. Wir sind Teamkollegen und daher sehr vorsichtig, um uns nicht gegenseitig zu behindern."
"Das hat uns aber nicht von einem kleinen Duell abgehalten, wobei ich Sieger blieb. Nach dem Zwischenfall mit Nakajima hatten wir einen weiteren Zweikampf. Nachdem ich die Kerbs getroffen hatte, nahm ich das Rennen wieder auf - genau vor Timo. In den Lesmo-Kurven haben wir unseren Positionskampf ausgetragen. Ich war auf der Außenseite und somit im Nachteil, habe aber weiterhin attackiert."
"Mir ging letztendlich einfach nur die Strecke aus und ich musste durch das Kiesbett. Dabei verlor ich leider einige Plätze. Wir sind hart, aber fair zu Werke gegangen. Keiner von uns hatte viel zu verlieren. Da spielt es dann auch keine große Rolle, ob du nun Elfter wirst oder 14. Wir haben wenigstens die Fans etwas unterhalten. Ich denke, auch die Jungs aus dem Team haben das genossen."
Frage: "Was erhoffst du dir vom Rennen in Singapur?"
Trulli: "Natürlich hoffe ich auf ein besseres Ergebnis. Unser Ziel wird sein, wieder in die Punkte zu fahren. Im vergangenen Jahr waren wir recht stark in Singapur. Hätte ich kein technisches Problem gehabt, dann wären wir wohl in die Nähe des Podiums gekommen."
"Timo war jedenfalls in den Top 6, also hatten wir damals ein gutes Ergebnis. Das Feld ist in diesem Jahr noch enger beisammen, also werden Vorhersagen immer schwieriger. Wir werden allerdings ein paar neue Teile am Auto haben und haben es wieder auf ein starkes Resultat abgesehen."

