Trotz Vertrag: Petrow lässt Renault zappeln
Witali Petrows Management spricht plötzlich über einen möglichen Abschied, die Alternativen bei anderen Teams halten sich aber in Grenzen
(Motorsport-Total.com) - Das Renault-Team (künftig Lotus) hat für 2012 schon zwei Grand-Prix-Fahrer unter Vertrag: Witali Petrow und nun auch Kimi Räikkönen. Trotzdem wurde der zweite Fahrer neben dem "Iceman" in der heutigen Medienmitteilung des Rennstalls nicht erwähnt - und tatsächlich scheint mit Petrow noch nicht alles hundertprozentig klar zu sein.
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Witali Petrow mit seiner resoluten Managerin Oksana Kossatschenko
"Wir haben Kimi bestätigt und wir werden das zweite Cockpit bestätigen, wenn wir dazu bereit sind", wird Teamchef Eric Boullier von 'Autosport' zitiert. Das verwundert, hatte er doch zuletzt selbst immer wieder betont, dass am Vertrag des Russen nicht zu rütteln sei - auch nicht nach der kleinen Kontroverse um ein russisches TV-Interview, in dem sich Petrow äußerst abfällig über die Arbeit seines Teams geäußert und dafür Tadel geerntet hatte.
Wie viel ist Petrow wert?
Außerdem bringt er eine Mitgift im zweistelligen Millionenbereich mit - irgendwo zwischen zehn und 15 Millionen Euro, auch wenn die Zahlungen nicht immer pünktlich eingetroffen sein sollen, wie im Fahrerlager gemunkelt wird. Obendrein verfügt seine Managerin Oksana Kossatschenko über beste Kontakte bis hinauf zum russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin. Das ist strategisch von großer Bedeutung, schließlich wird 2014 in Sotschi zum ersten Mal ein Russland-Grand-Prix ausgetragen.
Aber laut Kossatschenko ist der Verbleib trotz des bestehenden Vertrags noch nicht in Stein gemeißelt: "Ich habe morgen Vormittag ein Meeting, um zu entscheiden, was wir machen, ob wir bleiben oder nicht", erklärt sie gegenüber 'Reuters'. "Wir werden uns unterhalten. Ich schätze, wir werden eine Lösung finden, und brauchen dann ein paar Tage, um alles zu erledigen. Wir wollen aber wissen, welchen Plan das Team hat, bevor wir unseren Verbleib bestätigen."
¿pbvin|512|4281||0|1pb¿Nachdem sich Petrow zuletzt den Ärger des Teams eingehandelt hatte, dreht er den Spieß nun also um und setzt Boullier unter Druck. Kossatschenko betont sogar, sie habe neben einem Plan A auch noch einen Plan B und einen Plan C. Doch welche Optionen das sein sollen, erscheint schleierhaft. Denn die sieben besten Teams der Konstrukteurs-WM sind voll, Toro Rosso ist für Red-Bull-Junioren reserviert und bei Williams sagt man zu Petrow gegenüber 'Motorsport-Total.com' nur: "Keine Chance."
Kaum Alternativen zu Renault
Bleiben also nur noch Lotus, wo Jarno Trulli in der Tat stark wackelt, und HRT, was sportlich ein großer Rückschritt wäre. Doch das Petrow-Umfeld bleibt selbstbewusst: "Wir werden entscheiden, ob wir weiterhin zusammenarbeiten können oder ob es besser ist, uns zu trennen", sagt Kossatschenko. "Ich würde am liebsten bei dem bleiben, was wir momentan haben. Das Beste wäre, wenn Witali auch nächstes Jahr bei Lotus fährt."
Umgekehrt gehen aber auch Renault die Alternativen zu Petrow aus. Romain Grosjean, vor der Räikkönen-Bekanntgabe der Topfavorit auf den Vertrag, hat sich schon einen DTM-Test bei BMW gesichert und streckt seine Fühler in diese Richtung aus, Adrian Sutil verträgt sich seit einer Handgreiflichkeit in einem Nachtklub in Schanghai nicht allzu gut mit Genii-Manager Eric Lux und Heikki Kovalainen erhält von Tony Fernandes keine Freigabe.
Bliebe theoretisch noch Bruno Senna, der bei seinem Heim-Grand-Prix am vergangenen Wochenende zumindest im Qualifying eine starke Leistung abgeliefert hat. Doch Teaminsider versichern schon lange, dass der Brasilianer keine ernsthafte Option ist. Ein Renault-Mitarbeiter, der die Reise zum Saisonfinale nicht angetreten ist, hat kürzlich sogar erklärt: "Ich würde nur nach Brasilien fliegen, wenn wir nächstes Jahr vielleicht einen brasilianischen Fahrer haben könnten..."