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  • 29.11.2011 13:02

  • von Pit Lane

Prost, Kimi: Comeback in der Formel 1!

Kolumnist Pit Lane freut sich über das Comeback von Kimi Räikkönen bei Renault, weil der "Iceman" einer der letzten großen Typen des internationalen Motorsports ist

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Räikkönen gibt ein Comeback in der Formel 1: Welcome back, Kimi!

Prost, liebe Kimi-Fans!

Er ist also wieder da - he is back! Heute haben wir Grund zum Anstoßen. Man kann über Kimi Räikkönen denken, was man will, aber der "Iceman" ist mit Sicherheit die coolste Sau unter den modernen Formel-1-Piloten. Während man von den meisten seiner Kollegen nur weichgespülte PR-Floskeln kennt (Jungs, wir wissen schon, dass ihr selbst eigentlich Nieten seid und alles nur dem Team zu verdanken habt...), bekommt man von Kimi schon mal zu hören, dass er vor dem Rennen noch etwas Dringendes erledigt hat: "I was having a shit."

Kimi ist ein Lebemensch. Größtes Vergnügen bereitet ihm etwa, unter dem Pseudonym "James Hunt" an Schlittenhunde-Rennen teilzunehmen. Oder mit ein paar Freunden in einer Disco ein paar Gläschen eisgekühlten Wodka zu trinken. Was Kimi nicht mag: Interviews, PR-Termine, Angepasstheit. Für uns Journalisten ist er ein zweischneidiges Schwert - es gibt kaum eine launigere Diva im Paddock. Aber das nehmen wir eigentlich gern in Kauf.

"Vom Speed her eine Granate"

Denn eines kann man Kimi sicher nicht vorwerfen: dass er nicht er selbst ist. Alexander Wurz hat mir einmal erzählt, dass Kimi Räikkönen "vom Speed her eine Granate" ist. Und Alex hat bei McLaren als Testfahrer Kaliber wie Mika Häkkinen oder David Coulthard erlebt. Wo man sich auch umhört, sind sich alle einig: Kaum ein moderner Rennfahrer ist mit so einem Naturtalent gesegnet wie der 32-Jährige aus dem finnischen Städtchen Espoo.

Aber Kimi leidet am "Matti-Nykänen-Syndrom". Sprich: ein Ausnahmetalent mit einem leichten Hang zum Alkohol. Ich meine das gar nicht böse - auch ich habe meistens ein Glas Rotwein in der Hand, wenn ich mir einen Grand Prix anschaue. John Button (ein guter Typ, wie ich finde) übrigens auch. Bei Kimi ist's halt manchmal ein bisschen extremer, aber sind wir uns ehrlich: Wir können nicht immer den guten alten Zeiten nachtrauern, aber gleichzeitig entsetzt aufschreien, wenn wieder mal einer so ist, wie sie in den guten alten Zeiten halt waren.

¿pbvin|512|4282||0|1pb¿Dass Kimi in Monte Carlo einst sturzbesoffen vom Deck einer Jacht gekugelt ist, weiß inzwischen jeder - davon kann man sich auch bei YouTube überzeugen. Auch sein Kuschelauftritt mit einem aufblasbaren Delfin auf Ibiza ist längst legendär - zuerst "on stage" bei einer Karaoke-Show, dann ganz friedlich schlummernd auf einer einsamen Parkbank. Aber es gibt auch Geschichten, die noch nicht jeder gehört hat.

Kimi und der Alkohol

Bei der Amber-Lounge-Party in Schanghai 2006 zum Beispiel war Kimi sturzbesoffen und fiel seinem Ferrari-Vorgänger Michael Schumacher stets ins Wort: "Meikeeel!" Und bei der Heimreise von einem Rennen hatte er auch schon mal Probleme, beim Gepäckband am Flughafen in Zürich nicht einzuschlafen und eine Runde auf dem Förderband zu drehen. Aber so ist er halt, der Kimi. Ist mir hundertmal lieber als irgend so eine Schlaftablette, von denen wir in der Formel 1 eh genug haben.

Peter Sauber bekommt heute noch leuchtende Augen, wenn er das Fahrtalent des Finnen beschreibt, der damals nach gerade mal gut 20 Autorennen (und zunächst ohne FIA-Superlizenz - ein gewisser Max Mosley hat sich dafür stark gemacht) in die Königsklasse des Motorsports geholt wurde. Da brach in Imola schon mal bei voller Geschwindigkeit das Lenkrad ab, aber Kimi blieb cool. "Iceman" halt - immer schon gewesen.

Ob sein Name von den eisig-blauen Augen kommt oder von seinem eiskalten Charakter, weiß wohl nicht einmal Kimi selbst. Wie ich ihn kenne, ist ihm das auch piepegal. So getauft hat ihn jedenfalls - wenn man der Legende glauben darf - Ron Dennis. Der hat seinerzeit angeblich zehn Millionen Dollar locker gemacht, um Kimi nach nur einem Jahr von Sauber zu McLaren zu holen. Als Häkkinen-Nachfolger, und sehr zum Leidwesen von Nick Heidfeld und Alex Wurz.

Funktioniert Kimi auch in der "neuen" Formel 1?

Und - bei allem Respekt vor Nick und Alex - das war die richtige Entscheidung. Denn auch wenn Kimi auf McLaren nie Weltmeister geworden ist, so hat er das Team in ganz schwierigen Jahren doch über Wasser gehalten. Es gibt kaum einen Rennfahrer, der mit einem schlechten Auto so gut umgehen kann wie er. Der so spektakulär ist. So gut überholen kann. Sich nichts pfeift. Ob er das auch in einem Renault, pardon, Lotus, zeigen kann, mit den für ihn neuen Pirelli-Reifen? Wir werden sehen.

Einer, der es wissen muss, hat mir schon vor Wochen gesagt: "Kimi will unbedingt zurück in die Formel 1." NASCAR war nichts für ihn, Le Mans war ihm ebenfalls zu langweilig. An der Rallye-WM hat er die Lust verloren, als er eingesehen hat, dass er mit seinem (Formel-)Talent nicht mehr weiterkommt. Jetzt will er es also noch einmal wissen - und Bernie Ecclestone wird in London eine Flasche Champagner köpfen.

"Kimi will unbedingt zurück in die Formel 1."

Denn Kimi ist nicht gerade das, was man einen Charismatiker nennen würde. Er redet nicht viel, seine Interviews sind kaum aufregender als eine Folge "Schwarzwaldklinik" und seine Stimme ist ungefähr so monoton wie das Motorengeräusch des "Traumschiffs", wenn es gerade nicht trötet. Aber Kimi ist halt, wie er ist - und dafür lieben ihn die Menschen. Dafür lieben wir ihn. Dafür liebe ich ihn! Kimi, willkommen zurück - und alles Gute!

Ces't la vie,


Pit Lane