Trotz Lotus-Pleite: Gerard Lopez will Fußballklub kaufen
Der Luxemburger Geschäftsmann greift nach dem französischen Erstligisten OSC Lille - Renault-Verantwortliche glauben fest an den Erfolg ihres Partners
(Motorsport-Total.com) - Im Formel-1-Fahrerlager genießt der ehemalige Lotus-Boss Gerard Lopez nicht den besten Ruf. Der Luxemburger hinterließ beim jetzigen Renault-Team ein finanzielles Chaos, das den Rennstall fast das Überleben kostete. Im Jahr 2010 hatte der heute 44-Jährige mit seiner Investmentgruppe Genii Capital das Team aus Enstone (Großbritannien) übernommen. Trotz einiger Erfolge mit Pilot Kimi Räikkönen in den kommenden Jahren wurden spätestens 2014 die Geldschwierigkeiten sichtbar.

© xpbimages.com
Gerard Lopez erlebte in der Formel 1 ein finanzielles Waterloo mit Lotus Zoom
Teamchef Lopez spielte die Finanzprobleme immer wieder herunter, doch in der Saison 2015 wurde die Situation dramatisch: Mal erhielt man erst in letzter Sekunde Reifen wegen unbezahlter Pirelli-Rechnungen, mal wurden die Trucks des Teams beschlagnahmt. Nur das Eingreifen von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und die spätere Übernahme durch Renault als Werksteam hielten die Truppe am Leben, die in den vergangenen Jahren aber eine Vielzahl wichtiger Mitarbeiter verlor.
Lopez hält zusammen mit seinem Genii-Partner Eric Lux aber immer noch zehn Prozent des Rennstalls und ist so weiterhin in der Formel 1 präsent. Inzwischen plant der Luxemburger bereits sein nächstes Investment: Französische Medien berichten, dass Lopez kurz vor dem Kauf des Fußballclubs OSC Lille stehe. Die Gespräche mit Clubvorstand Michel Seydoux seien weit fortgeschritten, der Deal zur Übernahme stünde kurz bevor. Der ehemalige Lotus-Boss beobachtet schon seit über einem Jahr intensiv die erste französische Liga, zuletzt hatte es Gerüchte über einen Einstieg beim ehemaligen Champions-League-Sieger Olympique Marseille gegeben.
Cyril Abiteboul: "Wer hat keinen schlechten Ruf im Paddock?
Nun fiel seine Wahl aber offenbar auf Lille. Von seinen Renault-Mitstreitern bekommt Lopez Unterstützung für seinen Einstieg beim nordfranzösischen Club. "Er ist so kreativ. Er hat fünfzig Ideen in der Sekunde", meint Geschäftsführer Cyril Abiteboul bei 'RMC'. "Er hat die Lotus-Situation unter schwierigen Umständen gelenkt. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwierig es ist, ein Privatteam ohne Unterstützung eines Herstellers zu führen. Aber er wusste, wie er das machen musste." Abiteboul will deshalb auch nichts vom vermeintlich schlechten Ruf von Lopez wissen. "Wer im Formel-1-Paddock ist denn nicht in Verruf? Hier reden die Leute einfach gerne..."
Auch der aktuelle Renault-Teamchef Frederic Vasseur will kein schlechtes Wort über den Luxemburger verlieren: "Er ist dynamisch und enthusiastisch. Er wird die gleiche Energie in den Fußball stecken, die er auch ins Racing gesteckt hat. Er ist ein ausgezeichneter Geschäftsmann, der Sport liebt." Vasseur prognostiziert dem OSC Lille deshalb eine "sehr erfolgreiche Zeit" in den kommenden Jahren, sollte der Kauf zustande kommen.

