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Ross Brawn: Wie Michael Schumacher die Formel 1 prägte

Als Technischer Direktor und Teamchef hat Ross Brawn die Karriere von Michael Schumacher begleitet und kann dessen Einfluss bis heute beobachten

(Motorsport-Total.com) - Als Rekord-Weltmeister mit sieben Formel-1-Titeln und 91 Grand-Prix-Siegen in 306 Rennen muss man Michael Schumacher einen Legenden-Status gar nicht mehr andichten. Dennoch wird gerade in einer schwierigen Zeit, in der sich das Idol der 1990er- und frühen 2000er-Jahre noch immer nicht von seinem schweren Skiunfall vor zwei Jahren erholen konnte, gerne daran erinnert, was "Schumi" neben seiner beeindruckenden Pokalsammlung für den Motorsport geleistet hat.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Ross Brawn

Michael Schumacher und Ross Brawn verbinden nicht nur viele sportliche Erfolge Zoom

So reflektiert auch Ross Brawn, der als ehemaliger Technischer Direktor und Teamchef seinen eigenen Anteil an der Karriere Schumachers hat. Der Brite wirft aber vor allem einen Blick auf das, was Deutschlands einst beliebtester Sportler der Königsklasse zurückgeben konnte. Und das reicht von der Integration im Team, über das Achtgeben auf den eigenen Körper bis hin zum aktuellen Comeback der Silberpfeile.

"Es gab ein paar offensichtliche Dinge", meint Brawn in einer Dokumentation der 'ARD' über das, was von Schumacher in der Formel 1 noch spürbar ist. "Seine Fitness war erstaunlich. Ich erinnere mich noch an die Anfänge. Da standen Fahrer auf dem Podium, die zum Teil zusammenbrachen oder zumindest völlig fertig waren. Er ist dann dort rauf, ist rumgesprungen und hat keine einzige Schweißperle vergossen. Damit hat er seine Konkurrenten extrem eingeschüchtert. Wenn man sich die heutigen Fahrer anschaut - die wissen, was sie tun müssen. Er hat diesen Maßstab gesetzt."

Schumacher und der Respekt

Den Mythos Schumacher umgibt auch eine Unnahbarkeit, Kompromisslosigkeit oder gar eine Art berechnende Ungestümheit, die ihn auf der Strecke nicht selten in Kritik geraten ließ. Brawn weiß aus dem hinteren Teil der Garage aber auch von dem verantwortungsbewussten Rennfahrer zu berichten:

"Was ihn besonders auszeichnet, ist sein Verhältnis zum Team. Er hat es nie öffentlich kritisiert. Natürlich war er auch mal sauer, wenn wir irgendein Problem nicht schnell genug lösen konnten. Aber die Kritik war immer konstruktiv und nie hintenherum, sondern immer von Angesicht zu Angesicht. Davor hatte ich immer enormen Respekt."


Fotostrecke: Michael Schumacher: Die Ferrari-Jahre

"Wenn es nötig war, gab es zwei Menschen in Michael Schumacher", so das heute 61-Jährige "Superhirn" weiter. "Der eine war für die Öffentlichkeit und die Medien, der andere war der private Mensch Michael. Das sind zwei völlig unterschiedliche Personen. Die harte Schale, die ihn von Anfang an in der Öffentlichkeit umgab, existiert beim Privatmenschen nicht."

Schumachers Anteil am Mercedes-Erfolg

Und schließlich kennt man Schumacher auch als "Teambuilder", der nach seinen ersten beiden Titeln mit Benetton zu einem Ferrari-Team wechselte, das den Anschluss an die Spitze verloren hatte, und es in eine der prägendsten Dominanz-Perioden der Formel 1 führte. Nach seinem Rücktritt 2006 und dem Comeback 2010 setzte er bei Mercedes mit ähnlichen Ambitionen an.

"Wir hatten nicht mehr den Erfolg, wie in den Jahren zuvor", so Brawn, der den Silberpfeilen damals vorstand. "Aber seine Hingabe war die gleiche. Das Gewinnen war noch immer ein Teil seiner DNA. Man sollte nicht unterschätzen, wie viel Michael für den Erfolg getan hat, den das Mercedes-Team jetzt genießt."

Michael Schumacher

Bei Mercedes konnte sich der gewohnte Schumacher-Erfolg nicht mehr einstellen Zoom

Und dann ist da noch der eigentliche Grund für die sieben Titel und 91 Siege in 306 Rennen. Der liegt für Brawn, der mittlerweile seit 2013 ebenfalls nicht mehr in der Formel 1 aktiv ist und selbst zu einem der angesehensten Motorsport-Personalien gehört, als Insider aus 18 gemeinsamen Jahren auf der Hand:

"Das letzte Glied in einem Team ist immer der Fahrer. Er setzt alles um. Er kann alles gewinnen, aber auch verlieren. Er kann auch Rennen gewinnen, die man eigentlich nicht gewinnen kann. Meiner Meinung nach hat Michael das öfter hinbekommen, als alle anderen. Er hat nicht nur die Rennen gewonnen, für die wir ihm das beste Auto und die passende Strategie gaben, sondern auch die, die er eigentlich gar nicht hätte gewinnen können. Er hat das geschafft, weil er schlauer und stärker als die meisten war. Das hat den Unterschied gemacht."