Toyota und Williams: Mehr als nur Motorenpartner

Die Zusammenarbeit zwischen Toyota und Williams ging bereits im ersten Jahr weit über die bloße Lieferung von Formel-1-Motoren hinaus

(Motorsport-Total.com) - Nach der Trennung von Cosworth wurde das Williams-Team eine Zeit lang mit Honda als neuem Motorenpartner in Verbindung gebracht, letztendlich einigten sich die Briten aber ausgerechnet mit Hondas schärfstem Konkurrenten Toyota. 2007 ging es ins erste Jahr der gemeinsamen Partnerschaft.

Titel-Bild zur News: Williams- und Toyotaführung

Frank Williams (links) versteht es, wichtige Leute auf seine Seite zu ziehen

Allerwichtigste Erkenntnis: Williams war in Summe deutlich besser aufgestellt als das Werksteam, landete in der Konstrukteurs-WM zwei Plätze vor den Japanern auf Rang vier und gewann das Punkteduell überlegen mit 33:13. Dies nährt Spekulationen, wonach Toyota nach Ablauf der aus Japan vorgegebenen Galgenfrist bis Ende 2009 exklusiv auf Williams setzen könnte - es sei denn, die Mannen um Teampräsident John Howett reißen das Ruder doch noch herum.#w1#

Technischer Know-how-Austausch

Auf so eine Konstellation deutet unter anderem auch die Intensität der Partnerschaft zwischen den beiden Teams hin, denn während Toyota an Williams insgesamt 70 Motoren lieferte (zwölf im Winter und 58 für die Rennsaison), schickte Williams die brandheißen technischen Informationen über das Getriebe ohne Zugkraftunterbrechung nach Köln. Die Truppe aus Grove arbeitete daran nämlich schon drei Jahre länger und war in der Entwicklung auch entsprechend weiter.

Im Gegenzug durften Sam Michael und seine Ingenieure die Prüfstände in der Toyota-Fabrik nutzen, was zu einer engen technischen Zusammenarbeit führte - auch über jene 14 Mitarbeiter (acht Kontrollsystemingenieure, vier Mechaniker und zwei Elektronikingenieure) hinaus, die sich um die Wartung der Motoren kümmerten. Also hatte auch Toyota einen echten Gegenwert, so dass es vertretbar war, dass nicht Williams, sondern die Toyota Motor Corporation die Rechnungen übernahm.

Und Toyota muss zugeben, dass man vom Williams-Getriebe, das zwar nicht 1:1, aber doch in seinen Grundzügen adaptiert werden konnte, enorm profitiert hat: "Wir waren überrascht, dass ihr System ohne Zugkraftunterbrechung, das auf 305-Kilometer-Rennen spezialisiert ist, im Vergleich zu dem System, das wir entwickelt hatten, enorm simpel ist", gestand Yoshiaki Kinoshita, Vizepräsident von Toyotas Formel-1-Abteilung und Projektkoordinator für die Williams-Partnerschaft, ein.

Frank Williams als Toyota-Berater

Doch damit nicht genug: "Zusätzlich zu unserer technischen Zusammenarbeit hat uns Teamchef Frank Williams oft beraten, speziell in politischen Belangen, die heute ein wichtiger Bestandteil der Formel-1-Welt sind. Dank seiner Erfahrung aus 30 Jahren in der Formel 1 hat sich Frank Williams als exzellenter Berater für uns herausgestellt. Wir sind ihm für seinen Beitrag wirklich dankbar", so Kinoshita.

Die Konstellation wurde sogar so eng, dass Williams den Toyota-Junior Kazuki Nakajima als Testfahrer unter Vertrag nahm und ihm beim Saisonfinale in Brasilien sogar erstmals einen Grand Prix bestreiten ließ. Dabei lieferte der GP2-Youngster - abgesehen von einem verpatzten Boxenstopp, bei dem er seine Crew über den Haufen fuhr und zwei Mechaniker verletzte - eine saubere Vorstellung ab, so dass er prompt für 2008 verpflichtet wurde.

Williams-Urgestein nun in Köln

Frank Dernie

Der erfahrene Formel-1-Ingenieur Frank Dernie arbeitet als Berater für Toyota Zoom

Und noch eine Personalrochade gab es zwischen den beiden Rennställen: Frank Dernie, Williams-Urgestein im Ingenieursbereich und einer der schlauen Köpfe hinter den großen Erfolgen des Traditionsteams, zog sich teilweise aus der Formel 1 zurück. Nach einem kurzen Ausflug als Regelhüter in der Powerboat-WM heuerte er im Sommer als Berater bei Toyota an, um in Köln mit seiner langjährigen Erfahrung auszuhelfen.

Motorenseitig gab es übrigens keine Unterschiede zwischen Toyota und Williams: "Sie bekamen die gleichen Triebwerke wie wir", bestätigte Kinoshita, "auch wenn sie unterschiedlich eingesetzt wurden. Zum Beispiel fuhren wir am Freitag immer mit frischen Motoren, während Williams dazu tendierte, gebrauchte Motoren einzusetzen." Der Hintergrund ist klar: Beim Kundenteam wird natürlich eher gespart als bei der hauseigenen Mannschaft.

Fest steht jedenfalls, dass Williams nicht nur sportlich, sondern auch hinter den Kulissen einen sehr guten Job macht, wenn es darum geht, die Sympathien des Toyota-Vorstands zu gewinnen - was auch daran liegen mag, dass Frank Williams und sein Partner Patrick Head aus ihrer Honda-Zeit die japanische Mentalität gut kennen. Und sollte sich Toyota eines Tages entscheiden, das Werksteam zuzusperren, dann ist klar, wer auf Pole Position steht...